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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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mitgenommen und ihm demonstriert, wie man sich gekonnter über Wasser hielt. Rohan hatte seine Furcht vor dem Wasser bald überwunden und es sogar bedauert, als sie Skybowl verließen – und niemals hatte er vergessen, wie Farid ihn verteidigt hatte.
    Der zweite Vasall, den sie ausgewählt hatten, war Eltanin, der Tiglath regierte, eine von Mauern umgebene Stadt im Norden, die einst den Merida gehörte. Eltanin war ein junger Mann und hatte das Erbe seines Vaters erst vor wenigen Jahren angetreten. Sein Eifer, am Rialla teilzunehmen, wurde noch durch die Hoffnung gesteigert, dort eine Gemahlin zu finden. Rohan mochte ihn, und in ihren Gesprächen gab Eltanin schüchtern zu verstehen, dass er nachempfinden konnte, wie Rohan sich als unerfahrener junger Mann in so einer wichtigen Stellung fühlte.
    Was den dritten Mann anging, so war Rohan nicht so recht glücklich mit der Wahl seiner Vasallen, hoffte aber, Baisal aus der Faolain-Tiefebene zu seinem Vorteil einsetzen zu können. Die einzige Sorge dieses Athri galt seiner neuen Burg. Das machte ihn in mancher Hinsicht zum perfekten Advokaten für die anderen Lords. Die Steine für seine Burg standen weit unten auf jedermanns Liste, und so würde er mit Zähnen und Klauen für die Wünsche der anderen Lords kämpfen, um zu erreichen, dass Rohan schließlich auch noch dazu gebracht werden konnte, um sein Syrener Gestein zu verhandeln. Der junge Prinz staunte angesichts der sonderbaren Logik seiner Vasallen, Baisal zu entsenden, aber irgendwie machte es auch Sinn. Wenigstens hatten sie ihm nicht Abidias von Schloss Tuath aufgezwungen.
    Die Reise war ein Wunderwerk an Organisation, vor allem weil nahezu einhundert Personen beaufsichtigt werden mussten. Prinzessin Milars Haushofmeister war in Stronghold geblieben, um dabei zu helfen, die Gemächer für Rohan vorzubereiten, und es war ein Segen, dass er nicht ständig nervös umherflatterte. Rohan hatte erwartet, dass Urival als Andrades Präfekt die offizielle Verantwortung übernehmen würde, aber stattdessen war diese Pflicht Ostvel und Camigwen zugefallen. Die junge Frau war ein Quell an Tüchtigkeit und Entschlossenheit, und ihr Auserwählter war ein Mann von Takt und ständig guter Laune. Gemeinsam sorgten sie für Mahlzeiten, die sowohl schmackhaft als auch pünktlich auf den Tisch kamen, organisierten das Lager perfekt und überwachten wirklich alles. Rohan überlegte, ob er Andrade überreden könnte, sich von ihnen zu trennen. Der Haushofmeister seiner Mutter würde ihn zum Wahnsinn treiben, wenn sie täglich miteinander zu tun haben würden, und Sioned hatte bereits zugegeben, dass ihr all die Talente fehlten, die Camigwen schon seit langem entwickelt hatte. Außerdem würde sie sich sicher freuen, ihre Freunde bei sich in Stronghold zu haben.
    So trug Rohan Walvis am vierten Nachmittag ihrer Reise auf, Ostvel von seinem üblichen Platz bei den Faradhi’im zu holen. Respektvoll, aber nicht unterwürfig und mit einem offenen, fröhlichen Lächeln redete Ostvel mit ihm; nicht wie ein Untertan mit seinem Prinzen – was Rohan nur in Verlegenheit gebracht hätte –, sondern von Ritter zu Lord. Diese Haltung lernte Rohan immer mehr zu schätzen, als die Zeit verging und seine neue Macht ihn von den anderen trennte.
    »Ich wollte Euch danken, weil Ihr diesen Zirkus während der Reise in Ordnung haltet«, fing Rohan an.
    »Vielen Dank, Herr, aber so schlimm ist das eigentlich nicht. Nicht, solange meine Camigwen alle herumscheucht!«
    »Bitte grüßt Eure Dame von mir. Plant Ihr, bald zu heiraten?«
    »Nun, Herr, sie entstammt einer sehr guten Familie in Firon – wie Ihr an ihrer Hautfarbe und ihren Augen unschwer erkennen könnt …«
    »Mmmh, ja. Diese Augen«, murmelte Rohan, und Ostvel lächelte über das Kompliment.
    »Ich muss gestehen, Herr, in dem Moment, als ich sie sah …« Er zuckte mit den Schultern und stieß ein komisches Jammern aus. »Und dabei waren wir nicht älter als fünfzehn, alle beide! Ihre Familie ist zwar nicht so wohlgeboren wie einige von Sioneds Angehörigen, aber sie sind ganz gewiss höher gestellt als meine Familie. Ich habe ihr schon vor geraumer Zeit erklärt, dass ich ihr keinen Antrag machen werde, ehe ich nicht Haushofmeister in der Schule der Göttin bin.«
    »Ich bin sicher, das ist für sie nicht wichtig. Aber der Stolz lässt uns manches Mal merkwürdige Dinge tun, nicht wahr?«, bemerkte Rohan mit einem traurigen Lächeln.
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Ostvel seufzend

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