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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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zu. »Aber ich denke, ich werde bald nachgeben. Sie ist eine Überredungskünstlerin, meine Cami – und ich werde jede Nacht überredet.« Rohan blinzelte bei dieser beiläufigen Anspielung auf ihr Liebesleben. Chay und Tobin machten zwar auch niemals ein Hehl daraus, dass sie einander ihre Liebe häufig im Bett bewiesen, aber sie waren immerhin verheiratet, nicht nur verlobt.
    »Ich bin nicht als Faradhi ausgebildet«, fuhr Ostvel fort. »Aber deshalb schätze ich mich umso glücklicher, dass sie mich auserwählt hat, Herr. Die Lichtläufer sind nicht unerfahren, wenn es darum geht.«
    »Das habe ich gehört«, murmelte Rohan.
    »Lust hätte sie mit einem Dutzend anderer Männer empfinden können, aber für sie gibt es Liebe nur mit mir«, erzählte Ostvel schüchtern und stolz. »Ich habe es also nicht mit einem scheuen, verängstigten Mädel zu tun, das auf mich wartet.« Er lachte. »Das macht sie ja so verdammt überzeugend!«
    Rohan kicherte. »Nun, schrecklich scheint das Problem gerade nicht zu sein!«
    »Das ist das Schöne an den Frauen, Herr. Die Schwierigkeiten, in die sie uns bringen, sind immer die exquisitesten.«
    »Von allen misslichen Lagen, die mich beim Rialla erwarten, sind allerdings die mit den Frauen die interessantesten – wenn ich sie auch nicht unbedingt als ›exquisit‹ bezeichnen möchte.«
    Ostvels Lächeln verging. »Wie Ihr meint, Herr«, murmelte er tonlos. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt. Ich sollte mich um das Gepäck kümmern. Die Wagen bleiben ein wenig zurück.« Er nickte kurz und riss sein Pferd herum.
    Rohan bedauerte, die Herzlichkeit bei einem Mann, von dem er überzeugt war, dass er mit der Zeit ein guter Freund werden würde, so schnell vergehen sehen zu müssen. Aber nachdem er die Scharade nun einmal begonnen hatte, musste er damit auch weitermachen.
    Am achten Tag überquerten sie den Faolain – zur Erleichterung der Faradhi’im diesmal über eine Brücke. Sie ertrugen den Spott ihrer weniger empfindlichen Kameraden gern, solange sie nur über eine Brücke reiten konnten, anstatt auf ein Floss angewiesen zu sein. Rohan ließ das Lager schon früher aufschlagen und befahl Ostvel zum ersten Mal seit Antritt der Reise, die Zelte aufzustellen. Möbel wurden noch nicht herausgeholt, denn sie wollten nur herausfinden, welche Art der Gruppierung beim Rialla am besten war.
    Die Größe des Lagers erwies sich als schwierig. Rohans Zelt war das größte, ein Gebilde aus blauer, silberner und goldener Seide, das noch Zehava für dieses Rialla hatte anfertigen lassen. Der Pavillon war in der Wüste selbst nutzlos, da jeglicher Schutz dort mit den Farben des Sandes verschmelzen musste. Doch Rohan konnte nicht umhin, seine Proportionen zu bewundern, als er ihn umrundete und feststellte, dass sein Vater sowohl für einen privaten als auch für einen öffentlichen Bereich gesorgt hatte. Rohan und Ostvel umkreisten das Lager, setzten die genaue Lage jedes einzelnen Zeltes in Waes fest und verzweifelten fast, als sie versuchten, die Dinge zur allgemeinen Zufriedenheit und Bequemlichkeit zu arrangieren – bis Camigwen erschien und alles innerhalb der kurzen Zeit regelte, die sie benötigte, um eine Skizze in den Sand zu zeichnen.
    Rohan behielt das Paar eine Weile bei sich und erkundigte sich nach den Pferden, den Möbeln, den Nahrungsmitteln. Ihre Antworten interessierten ihn zwar auch, aber wichtiger war es ihm, sie zu beobachten. Cami war flink und entschlussfreudig, erinnerte sich an jede Einzelheit und führte im Geiste Buch über alles. Sie war in ihrem Element, und Rohan wusste, dass sie genau die Richtige war, um Sioned die Führung von Stronghold abzunehmen. Ostvel war ihr logistisches Äquivalent, wenn es um die Pferde und Wachen ging. Rohan beschloss, ihnen seinen Vorschlag zu unterbreiten, sobald das Rialla vorüber war – wenngleich er sich im Augenblick kaum vorstellen konnte, dass das alles in zehn, zwölf Tagen vorbei sein und Sioned bei ihm sein würde.
    Er schlenderte langsam zwischen den Zelten herum, nachdem die beiden gegangen waren, und dachte über seine Zukunft nach. Wenn doch nur alles schon jetzt vorbei sein könnte und er bereits mit Sioned nach Stronghold zurückkehren könnte, Hand in Hand und einander sicher. Seine Pläne, die ihm so klug und aufregend erschienen waren, ärgerten ihn nun bloß. Er trat nach einem Zelthaken und redete sich ein, er wollte nur prüfen, wie sicher er im Boden verankert war. Aber er hatte sich noch niemals selbst gut

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