Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
rosig, und ihre Haut war weder sonnengebräunt noch faltig. Kein Reiter eilte vor Rohan her, um zu verkünden, dass Seine Königliche Hoheit schon bald die bescheidene Erde dadurch ehren würde, dass er vorüberritt, und niemand erteilte den Befehl, Schafe und anderes Vieh aus dem Weg zu treiben. Rohan genoss die Verzögerungen, die es ihm ermöglichten, mit den Hirten und Dorfbewohnern zu reden, von denen die meisten nicht einmal wussten, dass der unauffällige junge Mann, den sie da grüßten, der Besitzer all dieser Pferde und Wagen war. Man bot ihm Schalen mit frischer Milch an und an den Bäumen gereifte Pfirsiche, zeigte ihm lachende Babys, und hin und wieder erhaschte er sogar den Blick eines errötenden Mädchens, dessen bewundernde Blicke viel für sein Selbstbewusstsein taten.
    Die Reisegruppe hatte sich schon am ersten Tag dreigeteilt: Rohan an der Spitze, mit seiner Familie und ihrem persönlichen Gefolge, dann die Lichtläufer, und zum Schluss die Gepäckkarren mit Dienern und Soldaten, um sie zu beschützen. Nicht, dass sie im friedlichen Meadowlord Schutz benötigt hätten. Wenn von den Soldaten jemand seinen – oder ihren – Bogen nahm, dann nur, um für die abendlichen Kochstellen ein Stück schmackhaftes Wild zu erlegen.
    Rohan genoss das schlichte Vergnügen eines langen Ausritts im offenen Land nach der Spannung in Stronghold und dem, was in Waes noch vor ihm lag. Niemand näherte sich ihm mit schwerwiegenden Problemen. Er wurde höchstens gefragt, wo man am Abend das Lager aufschlagen sollte. Und für gewöhnlich ritt jemand aus seiner Familie an seiner Seite. Vor allem Tobin war eine ausgezeichnete Gesellschafterin – wenn man sie von ihrem Herrn und Gebieter trennen konnte. Immer schmückten Blumen ihr Haar, die Chay jeden Morgen pflückte, und er hob einen Stängel von allem, was er gefunden hatte, auf, um ihn in seinen Gürtel zu schieben. Jetzt, wo ihre Kinder in der Obhut einer liebenden Großmutter in Stronghold zurückgeblieben waren, benahmen sich der Herr und die Herrin von Radzyn wieder wie Frischverliebte. Rohan lächelte nachsichtig und stellte sich Sioned und sich selbst unter ähnlichen Umständen vor.
    Sie ritt mit seinen anderen Begleitern aus der Schule der Göttin, und so sah er nur wenig von ihr. Rohan hatte sein Ziel erreicht und dafür gesorgt, dass all seine Vasallen wussten, wer sie war, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihre Vorzüge als seine Gemahlin so überzeugend demonstrieren würde. Es wäre dumm gewesen, ihr während der Reise eine Sonderstellung einzuräumen, auch wenn er wusste, dass keiner seiner Leute beim Rialla über seine mögliche Braut reden würde. So beobachtete er sie besorgt aus der Ferne. Ihre Augen waren glanzlos, und sie ritt mit rundem Rücken und hängenden Schultern und schien die Schönheit der Landschaft um sie her überhaupt nicht zu bemerken.
    Auch die Vasallen, die ausgewählt worden waren, um ihn zu begleiten, ritten manchmal neben ihm. Das Resultat seines Schachzugs hatte ihn gefreut. Er selbst hätte keine bessere Wahl treffen können. Farid aus Skybowl war ein Mann mittleren Alters und von trockenem Humor, der ausgewählt worden war, weil er Profit aus einem Besitz zu ziehen vermochte, der aus Felsen, Wasser und sonst nichts bestand. Hoch droben in den Vere-Hügeln lag Skybowl an den Ufern eines alten Sees, der an eine runde Schüssel unter dem Himmel erinnerte. Die Burg war Handbreit für Handbreit aus grauem Stein errichtet worden, der mühsam die Seiten des Kraters emporgeschleppt worden war. Auf Feldern, die in Terrassen angelegt waren, wuchs hier gerade genug, um eine kleine Schafherde zu ernähren, aber auch nicht viel mehr. Doch irgendwie hielt Lord Farid durch und machte sogar noch Gewinn mit seiner Herde und seinem kleinen Steinbruch, und nur selten erbat er etwas anderes von seinem Prinzen als Wein oder ein wenig Nahrung, wenn er einen außergewöhnlich langen Winter überbrücken musste.
    Rohan hatte Skybowl als Kind besucht, und der Anblick von so viel Wasser auf einem Fleck hatte ihn in Erstaunen versetzt. Doch sein Staunen war Entsetzen gewichen, als sein Vater ihn einfach hochgehoben und in die Fluten geworfen hatte. Zehava war wenige Augenblicke später hinterhergesprungen, um sicherzustellen, dass sein Erbe nicht ertrank, während er die Kunst des Schwimmens erlernte. Lord Farid jedoch hatte Zehava ins Gebet genommen, weil er Rohan so erschreckt hatte, und in den folgenden Tagen hatte er den Jungen

Weitere Kostenlose Bücher