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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ansah, meinte er: »Wieviel ich ihr beigebracht habe? Offensichtlich genug. Ich wusste, dass es dich erstaunen würde.«
    »Wieviel weiß sie?« Andrade zuckte zusammen, als sie sich aufsetzte.
    »Nicht alles. Noch nicht. Ich nehme doch an, du sprichst nicht von ihren Faradhi- Kenntnissen.«
    Andrade stöhnte und sank wieder zurück. »Du hast sie zu viel gelehrt.« Als er zur Antwort nur mit den Schultern zuckte, fuhr sie vorwurfsvoll fort: »Du hast sie immer vorgezogen – hast ihr geholfen, sie unterrichtet, dich um sie gekümmert …«
    »Und du nicht?«
    »Ich hätte sie niemals zu dir schicken sollen. Du hättest nicht derjenige sein dürfen, der sie zur Frau gemacht hat.«
    »Vielleicht könnte man dasselbe von dir sagen, nachdem du in jener Nacht zu mir gekommen bist, um mich zum Mann zu machen. Sie weiß, dass du sie benutzt, so wie ich weiß, dass du auch mich benutzen würdest. Ich war bereit mitzuspielen, aber ich glaube nicht, dass Sioned es dir auch so leicht machen wird. Du hast sie heute Abend gehört.«
    »Sie wird ihre Ringe aus den Augen verlieren und in erster Linie Rohans Prinzessin sein und erst in zweiter ein Lichtläufer. Das ist es nicht, was ich vorhatte, Urival.«
    »Wir haben immer gewusst, dass es ein Risiko war. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube, keiner von uns hat mit ihrer Kraft gerechnet.«
    »Du hast ihr zu viel beigebracht«, grollte sie wieder. »Du liebst sie zu sehr!«
    »Und du liebst deine Macht zu sehr!« Urival erhob sich und schenkte Wein ein. Mit ruhigerer Stimme fuhr er fort: »Sie wird sich erholen, genau wie Tobin. Camigwen ist bei ihr und Sioned, und Ostvel beruhigt Chay und Rohan. Milar hat befohlen, den Leichnam des Kellermeisters unauffällig zu versorgen.«
    Sie richtete sich noch einmal auf. Diesmal war es nicht so unangenehm, und sie nippte an dem Weinkelch, den er ihr reichte. »Wie lange weißt du schon, dass ich es in jener Nacht gewesen bin?«
    »Der Zauber der Göttin kann enthüllen wie verbergen«, antwortete er achselzuckend. »Was gedenkst du wegen Sioned zu unternehmen?«
    »Ihr den siebten Ring zu geben, natürlich. Ein Jammer, dass mein Tresor nicht hier ist. Aber ich bin sicher, meine Schwester wird sich von einem ihrer eigenen Schmuckstücke trennen, um diese Gelegenheit zu kennzeichnen.«
    »Sioned hat ihren siebten Ring heute Abend bereits erhalten – und noch dazu, ehe sie ihre Fähigkeiten demonstrierte«, erinnerte er sie.
    »Verdammter Rohan.« Sie leerte ihren Kelch.
    »Es geht nicht nur um den Ring an ihrem Finger. Es geht auch um seine Vasallen. Ich habe ihre Gesichter gesehen.«
    »Du meinst, sie haben Angst, ihre Macht könnte sich einmal gegen sie kehren. Verdammt sollen sie sein, alle miteinander!« Sie schleuderte den leeren Kelch durch den Raum. Er prallte klirrend gegen den Ankleidetisch, ehe er über den Boden rollte.
    »Leg dich hin und sei still«, befahl Urival. »Wenn du dich bereits völlig erholt hättest, hätte der Kelch die Wand getroffen.«
    »Was hat Roelstra getan?«, wollte sie von ihm wissen. »Die normalen Spione reichten ihm nicht aus – er hat einen von uns genommen, einen Lichtläufer …«
    »Aber gegen den Willen dieses Lichtläufers, Andrade. Dieser Schrei kam aus tiefstem Herzen.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Er ist ein Verräter, wer immer er ist.« Sie blickte lange zu Urival auf. »Vielleicht ist es ganz gut, dass du Sioned so viel beigebracht hast. Kann sein, dass sie es nötig hat.«

Kapitel 10

    Rohan hatte beschlossen, weit weniger aufwendig zu reisen, als sein Vater es immer getan hatte. Er fühlte sich nicht wohl mit all dem Pomp, der Zehava so sehr entzückt hatte, und Zeremonien wirkten sich auf die Menschen aus, die sie vorbereiteten. So erstreckte sich auf der Straße nach Waes die Schlange aus Dienern und Gepäckwagen nur eine halbe Länge hinter ihm, und das Lager ließ sich abends schnell aufschlagen. Ein wahrer Segen! Nicht, dass sie dadurch sehr viel schneller vorangekommen wären, aber wenigstens konnte er das Ende der Schlange sehen, wann immer er einen Blick über seine Schulter warf.
    Das trockene Gebiet des Vere-Gebirges wich dem sommergrünen Land der Tiefebene, die vom Faolain-Fluss bewässert wurde. Sie durchquerten sie schnell und erreichten Meadowlord. Ihr Tempo wurde langsamer, als ihre Augen, die nur an den Anblick von Sand gewöhnt waren, im Anblick von Bäumen, Gras und Kies schwelgten. Auch die Menschen waren hier ganz anders als in der Wüste – rund und

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