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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Jora’h rasch Cyroc’hs Nachfolge an. Die Ildiraner halten ihn für gewissenhaft und ehrenvoll. Niemand von uns ahnte etwas von seiner Machtgier! Niemand von uns wusste, dass er zu allem bereit war, um Chrysalissessel und Prismapalast für sich zu beanspruchen.«
    Pery’h stand erneut auf und wandte sich zum Gehen, aber zwei Wächter versperrten ihm den Weg. Rusa’h fuhr fort und wusste, dass der Designierte-in-Bereitschaft zuhörte, obwohl er am liebsten geflohen wäre. »Von den Salbern, die den Leichnam des Weisen Imperators für die Kremation vorbereiteten, habe ich eine Gewebeprobe bekommen. Das Ergebnis der chemischen Analyse ist eindeutig: Cyroc’h starb keines natürlichen Todes – er wurde vergiftet.«
    Dutzende von Hyrillkanern schnappten nach Luft.
    »Sein Leibwächter Bron’n muss an der Verschwörung beteiligt gewesen sein, aber wenigstens hatte er genug Ehre, sich das Leben zu nehmen, nachdem mein Vater im Chrysalissessel gestorben war. Jora’h bekam, was er wollte. Er hat den Weisen Imperator ermordet, um seinen Platz einzunehmen.«
    Trotz der vom Schiing bewirkten Benommenheit bereiteten sich Unbehagen und Unruhe unter den Zuhörern aus. Niemand zweifelte daran, dass Rusa’h die Wahrheit sagte, und alle glaubten an die Unstrittigkeit seines Beweises.
    »Und deshalb hat die Lichtquelle ihn verlassen!«, rief der Designierte. »Die Seelenfäden können nicht die Dunkelheit in Jora’hs Herz durchdringen. Alle Ildiraner bezahlen den Preis, und unser Volk wird weiterhin leiden – bis ich uns zur Lichtquelle zurückführen kann.« Rusa’h faltete die Hände. »Ich bin bereit, das Notwendige zu tun.«
    Thor’h hörte wie hingerissen zu und nahm die schrecklichen Offenbarungen mit einem Nicken zur Kenntnis. Doch Pery’h sah den Designierten voller Entrüstung an, und Rusa’h verlor allmählich die Geduld mit ihm. Er wandte sich an die stämmigen Wächter. »Bringen Sie den Designierten-in-Bereitschaft zu seinem Quartier. Dort soll er bleiben, bis er… Vernunft annimmt.«
    Die Hyrillkaner kamen der Aufforderung sofort nach. Pery’h leistete nur symbolischen Widerstand, als ihn die Wächter vom offenen Platz führten, wo sich die bunten Blütenkelche der Kletterpflanzen im orangefarbenen Zwielicht öffneten. Keiner der Ildiraner fühlte ihn im Thism.
    Als der Designierte-in-Bereitschaft fort war, kehrte Rusa’h seinen ernsten Vergnügungsgefährtinnen den Rücken zu und rief die beiden Mediziner zu sich.
    »Wenn Jora’h nicht der rechtmäßige Weise Imperator ist, so braucht das ildiranische Volk einen anderen. Die Lichtquelle hat mich dazu bestimmt, die Bürde dieser Verantwortung zu tragen. Ich weiß um den schwierigen Weg, der vor uns liegt, und ich werde dem hellen Pfad folgen und euch führen. Zum Wohle des Reiches werde ich alles ertragen.«
    Er streifte seine Umhänge ab und legte sich nackt auf einen Diwan. »Sie können jetzt ein Ereignis beobachten, das unser Volk für immer verändern wird.«
    Die beiden Ildiraner des Mediziner-Geschlechts holten rasiermesserscharfe Kristallmesser hervor. Rusa’h sah zu den Vergnügungsgefährtinnen und dachte an die Zeit der Ausschweifung, die er mit ihnen verbracht hatte. Doch körperliche Freuden interessierten ihn nicht mehr; die Zukunft hielt etwas anderes für ihn bereit. Er wandte sich von ihnen ab, schloss die Augen und lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung, um das Licht im Innern zu sehen.
    Nach der langen Qual kannte er seine wahre Mission. Nur ein egoistischer Feigling wäre jetzt verschwunden. Er musste seinem Glauben folgen, bis zur letzten Konsequenz. Er allein konnte das Netz des Thism neu knüpfen, die verknoteten, verdorbenen Fäden lösen und sie alle mit sich als Zentrum zusammenführen. Hyrillka war der Anfang. Die vielen Systeme im Horizont-Cluster würden folgen, und dann auch der Rest des Ildiranischen Reiches.
    Flüsternd gab der Designierte den entscheidenden Befehl, und die Ärzte machten einen schnellen, sauberen Schnitt zwischen seinen Beinen. Rusa’h biss die Lippen zusammen, kämpfte gegen den Schmerz an, zwang ihn durch die Nerven und kanalisierte ihn, bis er in seinem Bewusstsein zu einem Inferno aus Licht wurde. Von dort sah er all die treibenden Stränge des Thism, gelöst vom Schiing, das die Hyrillkaner genommen hatten.
    Er achtete weder auf die Arbeit der beiden Mediziner noch das ehrfürchtige Murmeln des Publikums im Zitadellenpalast, als er die Stränge miteinander verknüpfte, sie in seinem Herzen

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