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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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gewährte den Pilgern dieses Tages Einlass. Wie immer warteten in den hellen Korridoren Gruppen ehrfürchtiger Ildiraner. Sie alle hatten angemessen demütige Bitten formuliert, und Jora’h würde ihre Ergebenheit mit seinem Segen und einem Lächeln belohnen.
    Yazra’h bezog wachsam vor dem Podium Aufstellung, begleitet von ihren Katzen. Sie hatte ihre eigenen Wächter ausgesucht und ging ganz in der Rolle als erste Protektorin auf, obwohl es noch immer vielen Ildiranern schwer fiel, sich an diese Veränderung der Tradition zu gewöhnen. Jora’h spürte ihre Verwirrung und wusste, dass sie sich schließlich daran gewöhnen würden. Aufmerksam musterte seine Tochter jeden Pilger, der sich dem Podium näherte.
    Zuerst begrüßte Jora’h einige Ildiraner des Bauern-Geschlechts, die ihn mit glänzenden Augen und voller Entzücken ansahen. Sie stammten von der konsolidierten Splitter-Kolonie auf Heald und versicherten dem Weisen Imperator, dass sie auch weiterhin mit ihrer ganzen Kraft dafür arbeiten würden, dass ihre Kolonie stark blieb. Jora’h entließ sie mit einem wohlwollenden Lächeln.
    Die zweite Pilgergruppe bestand aus acht Ärzten, Vergnügungsgefährtinnen und Angehörigen des Linsen-Geschlechts von Hyrillka – sie wirkten ausgemergelt und abgestumpft. Übermäßiger Schiing-Konsum machte ihre Präsenz im Thism undeutlich, wie der Weise Imperator voller Unbehagen feststellte. Dies war in wenigen Wochen die vierte Pilgergruppe von Hyrillka. Warum kamen so viele Bittsteller von dort? Und was wollten sie mit einem so benebelten Geist erreichen?
    Als sich die hageren Pilger näherten, sah Jora’h die Schatten hinter ihren Augen, den Schmerz ihrer Welt durch den Angriff der Hydroger. Er hieß die Besucher willkommen.
    Spontan verließ der Weise Imperator seinen Platz im Chrysalissessel und trat aufs Podium. Die Pilger von Hyrillka waren überrascht und sogar verärgert, als Jora’h gegen die heiligen Traditionen verstieß, doch er hob die Hände. »Das Volk von Hyrillka hat viel Not und Unglück hinter sich. Es gehört sich nicht, dass ich in einem bequemen Sessel sitze, während Sie große Mühen auf sich genommen haben, um hierher zu kommen. Ich ehre Sie, indem ich hier stehe.«
    Die Pilger sahen zu ihm auf, einige mit zusammengekniffenen Augen. Sie musterten das Oberhaupt des ildiranischen Volkes, anstatt es zu bewundern. Die seltsame Reaktion verwunderte Jora’h, aber das Schiing hinderte ihn daran, durchs Thism die Gedanken der Hyrillkaner zu ergründen.
    Ein Angehöriger des Linsen-Geschlechts deutete eine Verbeugung an. »Sie haben unserer Reise hierher Sinn gegeben, Weiser Imperator«, sagte er, und die Worte klangen wie auswendig gelernt. »Wir haben gesehen, was wir sehen wollten.«
    Jora’h fühlte die vom Schiing geschaffene Distanz und fand es beunruhigend, dass diese Leute – ebenso wie Thor’h – so viel Schiing genommen hatten, bevor sie in den Empfangsaal kamen. Vielleicht sollte er einen weiteren Aufsehen erregenden Wandel einleiten, indem er sein Volk aufforderte, auf die Droge zu verzichten. Aber Schiing war das Hauptprodukt von Hyrillka, einer Welt, die sich gerade von einem verheerenden Angriff der Hydroger erholte. Jora’h runzelte die Stirn und wusste nicht, was er tun sollte. »Ich danke Ihnen für Ihren Besuch.«
    Der Blick von Jora’hs Rauchtopasaugen war noch immer auf den Angehörigen des Linsen-Geschlechts gerichtet, als der Attentäter angriff.
    Der dritte Mann in der Reihe, ein Arzt, holte zwei rasiermesserscharfe Kristallmesser hervor, eins aus jedem Ärmel. Der Mediziner sprang die Stufen hoch und dem Weisen Imperator entgegen, stieß mit den Messern zu.
    Yazra’h und ihre Tiere reagierten sofort. Jora’hs Tochter und die Isix-Katzen sausten wie ein Blitz aus reflektiertem Licht nach vorn. Mit beiden Händen riss Yazra’h den Weisen Imperator zurück, drehte sich und brachte ihren Körper wie einen Schild zwischen Jora’h und den Angreifer, der sein Ziel nur knapp verfehlte: Ein Messer schnitt den bunten Umhang des Weisen Imperators auf, und das andere traf Yazra’hs Arm.
    Yazra’h stieß ihren Vater in den Schutz des Chrysalissessels und trat dann vor den Weisen Imperator, um ihn vor den Pilgern zu schützen, die ihm nach dem Leben trachteten. Sie versuchte nicht einmal, ihre Tiere daran zu hindern, den Attentäter zu zerfleischen. Die Isix-Katzen stürzten sich auf den Angehörigen des medizinischen Geschlechts, und seine Schreie verklangen schnell. Nur

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