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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Rusa’h traurig. »Und viele Ildiraner werden deshalb leiden.«
    Die Wächter hielten die Speere mit den kristallenen Spitzen bereit und starrten Pery’h an.
    Der Designierte-in-Bereitschaft fühlte sich so allein und verlassen, dass es ihm schwer fiel zu sprechen, aber er zwang die Worte aus sich heraus. »Hör mir zu, Onkel. Du bist verletzt worden. Dein Bewusstsein hat beim Angriff der Hydroger Schaden genommen. Du musst erkennen, wie verrückt dies alles ist…«
    Rusa’h griff nach den Seiten des Chrysalissessels und stemmte sich hoch. Sein Zopf zuckte. »Ich habe alles erkannt, Pery’h, deutlicher als jeder andere Ildiraner. Ich bin den Seelenfäden gefolgt und habe gesehen, wie zerfranst und wirr sie sind. Jora’h und sein Vorgänger Cyroc’h haben großen Schaden angerichtet, aber noch ist es möglich, unser Volk zu retten. Wir müssen auf den richtigen Weg zurückkehren.«
    Pery’h hob die Brauen. »Und der richtige Weg führt zu Verrat am Weisen Imperator, der das Thism kontrolliert?«
    »Ich halte hier alle Fäden des Thism. Du fühlst es selbst.«
    Pery’h fühlte es tatsächlich. Die Pein der Leere quälte ihn.
    »Alle Personen auf Hyrillka sind an mich gebunden«, fuhr der Designierte fort. »Unsere Erleuchtung wird sich im Horizont-Cluster ausbreiten und schließlich alle Ildiraner erreichen. Jora’h sollte sich der Veränderung nicht widersetzen, aber er ist blind und stur. Nach der Vergiftung seines Vaters begreift er nicht die Tiefe seines Falls.«
    Pery’h sah den Ärzten, Linsen-Angehörigen, Wächtern und Höflingen in die Augen. Selbst die Vergnügungsgefährtinnen, die einst so sanft und schön gewesen waren, wirkten jetzt so hart wie Kristallklingen. Die Augen des Erstdesignierten sahen am schlimmsten aus – sie schienen sich in Stein verwandelt zu haben. Thor’hs Miene deutete darauf hin, dass er wusste, was nun geschehen würde, und dass er damit einverstanden war.
    »Du wirst unsere Botschaft sein, Pery’h«, sagte Rusa’h. »Da du dich weigerst, mit uns zusammenzuarbeiten, bist du ein loser Faden des Thism. Du musst von der Falle getrennt werden, die dich festhält.«
    Krallen der Isolation bohrten sich in Pery’hs Selbst, doch er blieb tapfer. »Mein Vater ist der wahre Weise Imperator. Ich werde mich nicht von ihm abwenden.«
    Rusa’h lächelte. »Das erwarten wir auch nicht von dir. Wir bitten dich nicht einmal darum.« Er hob die Hand und winkte den Wächtern, die sich daraufhin Pery’h näherten.
    »Dies zwingt Jora’h zu einer Reaktion«, sagte der Hyrillka-Designierte. »Und wir sind bereit.«
    Die Soldaten hoben ihre Speere mit den kristallenen Spitzen und griffen an, bevor Pery’h auch nur einen Schrei von sich geben konnte. Sie stießen zu, und der Designierte-in-Bereitschaft sank zu Boden. Andere Soldaten holten aus Kristall und Metall bestehende Keulen hervor und schlugen damit auf ihn ein, zertrümmerten Schädel und Knochen. Pery’hs Blut spritzte auf die sauberen Fliesen. Er konnte sich nicht wehren, als ihn immer wieder Speere und Keulen trafen.
    Dies waren nicht seine Ildiraner. Pery’h spürte keine Verbindung zu ihnen. Das letzte Gesicht, das er sah, gehörte seinem Bruder Thor’h, der neben dem nachgebildeten Chrysalissessel stand und das Geschehen ruhig beobachtete.
    Als der junge Mann auf dem Boden lag, streckte er die Hand nach den Seelenfäden aus, die um ihn herum glitzerten. Voller Schmerz und Fassungslosigkeit griff Pery’h nach dem einen hellen Thism-Strang, der ihn mit seinem Vater verband, und hielt sich daran wie an einer Rettungsleine fest – bis ihn das Licht gnädigerweise aufnahm.
    Speere und Keulen zerfetzten Pery’hs Leiche.

105 WEISER IMPERATOR JORA’H
    Zwar saß Jora’h oft im Chrysalissessel, wie man es von ihm erwartete, aber manchmal verließ er ihn und wanderte durch die Korridore des Palastes. Zweimal hatte er sich sogar auf den Straßen von Mijistra gezeigt.
    Die Ildiraner waren darüber erstaunt und entsetzt, doch in einer solchen Zeit des Chaos hielt Jora’h es für richtig, die starren Annahmen seiner Untertanen infrage zu stellen. Im Lauf der Jahrhunderte waren die ildiranischen Traditionen versteinert, doch sie stellten keine Naturgesetze des Universums dar. Das Reich musste sich ändern, um zu überleben. Jora’h war entschlossen, den Ildiranern zu zeigen, worauf es dabei ankam.
    Nachdem er seinen Platz unter der warmen Kuppel der Himmelssphäre eingenommen hatte, öffnete sich die große, verzierte Tür und

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