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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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sein eigener Bruder, der Erstdesignierte des Ildiranischen Reichs, bei diesem Wahn ein bereitwilliger Komplize war.
    Thor’h kam zur Tür des Arrestraums, begleitet von einigen Ildiranern des Soldaten-Geschlechts. Der Erstdesignierte blieb ihm Zugang stehen, die Arme vor der schmalen Brust verschränkt. Sein Gesicht war schmal und blass, die Lippen so verzogen, als hätte er gerade etwas sehr Bitteres gegessen. Pery’h sehnte sich nach einer Verbindung, mit irgendjemandem, aber Thor’h behandelte seinen jüngeren Bruder wie einen Fremden. »Begleite mich zum Thronsaal. Imperator Rusa’h möchte mit dir über dein Schicksal sprechen.«
    »Imperator? Das ist doch verrückt, Thor’h.«
    »So muss es sein, zum Wohle des Ildiranischen Reichs.«
    Pery’h rührte sich nicht von der Stelle. »Ich bin der Designierte-in-Bereitschaft von Hyrillka. Du gehörst nicht einmal hierher.«
    In Thor’hs Augen blitzte es. »Ich bin der Erstdesignierte. Ich werde überall dort sein, wo man mich braucht. Und mit unserem fehlgeleiteten Vater bin ich nie so eng verbunden gewesen wie mit Imperator Rusa’h.«
    Er winkte, und die Wächter traten vor, packten Pery’h grob an den Armen und zogen ihn aus dem Raum. Mit langen Schritten gingen sie durch die Korridore des rankenbewachsenen Zitadellenpalastes.
    Pery’h traf eine Entscheidung, hielt den Kopf hoch erhoben und ging ebenso schnell wie die Wächter, damit sie ihn nicht mehr ziehen mussten. Es wäre dumm gewesen, Widerstand zu leisten, und eine verbale Auseinandersetzung mit den Angehörigen des Soldaten-Geschlechts nützte nichts. Zwar schritt er neben den Wächtern, aber er fühlte sich wie durch eine breite Kluft von ihnen getrennt. Pery’h nahm die Reste seines Stolzes zusammen und ging noch schneller, erweckte dadurch den Eindruck, die Gruppe anzuführen.
    Die leeren Blicke hunderter von Hyrillkanern folgten ihm. Dies sollte sein Volk sein, aber diese Leute befanden sich nicht mehr in dem Thism, das Pery’h mit dem Rest des Ildiranischen Reiches verband. Er hätte ihr nächster Designierter werden sollen.
    Als er den Empfangsplatz erreichte, wo sein Onkel früher viele Feste veranstaltet hatte, sah Pery’h, wie viel sich verändert hatte. Das Gefühl der Einsamkeit und Isolation wurde intensiver.
    Rusa’h ruhte in der verzierten Nachbildung eines Chrysalissessels, der noch eindrucksvoller wirkte als Jora’hs Exemplar im Prismapalast. Er trug Umhänge, die denen des Weisen Imperators glichen, hatte sein Haar sogar zu einem Zopf gebunden. Voller Unbehagen fragte sich Pery’h, ob sich Rusa’h auch einer Kastrationszeremonie unterzogen hatte, so wie Jora’h, als er zu Cyroc’hs Nachfolger geworden war. Er fühlte keine Antworten im Thism.
    Als der Hyrillka-Designierte Pery’h sah, setzte er sich auf und bedachte ihn mit einem überlegenen Lächeln. »Die heiligen Traditionen müssen wiederhergestellt und geschützt werden. Es gilt, die verirrten Ildiraner auf den wahren Weg zurückzuführen, der unsere Zivilisation über Jahrtausende hinweg bewahrte.«
    Thor’h wandte sich von den Wächtern ab, trat katzenartig vor und nahm seinen Platz an Rusa’hs Seite ein. Der Erstdesignierte schien sich in der Nähe seines verrückten Onkels recht wohl zu fühlen.
    »Mein Vater wird von den hiesigen Vorgängen erfahren«, sagte Pery’h, ohne die Stimme zu heben. Er sprach ruhig, aber auch mit einer gewissen Festigkeit. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, welche Strafe etwas so Unerhörtes verdiente. »Der Weise Imperator wird nicht erlauben, dass diese… Scheußlichkeiten andauern. Ihr könnt sie nicht lange geheim halten.«
    Das heiße Messer des Wahnsinns drohte sich in Pery’hs Geist zu bohren. Er war so allein. Ein fremdes Thism umgab ihn, und kein Strang erlöste ihn von der schrecklichen Einsamkeit.
    »Oh, Jora’h soll Bescheid wissen. Selbst durch sein fehlgeleitetes Thism müsste er inzwischen erkannt haben, dass hier etwas Neues geschieht. Aber du, Pery’h, wirst ihm eine klare Botschaft schicken. Unsere Pilger befinden sich bereits im Prismapalast. Der Usurpator wird von den schweren Fehlern erfahren, die er gemacht hat, und von seinen Verbrechen.«
    »Du bezeichnest meinen Vater als Usurpator?« Pery’h war mehr schockiert als zornig. »Er ist der Weise Imperator…«
    »Ich bin der wahre Imperator!«, donnerte Rusa’h.
    Thor’h seufzte und beugte sich zu seinem Onkel. »Er wird dir nie den Prismapalast überlassen, Imperator.«
    »Ich weiß«, sagte

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