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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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eins der drei Raubtiere trug eine oberflächliche Schnittwunde davon, als die Kristallmesser aus den leblosen Händen des Angreifers fielen.
    Wächter eilten herbei und packten die Pilger, die keinen Widerstand leisteten. Ihr Bewusstsein war benebelt gewesen, ihre Gedanken manipuliert. Bei zwei anderen wurden ebenfalls Waffen entdeckt.
    Yazra’h achtete nicht auf den Schnitt in ihrem Arm und stand drohend vor dem Podium. Schweiß glänzte auf ihren Muskeln; das Blut des Attentäters klebte an ihrer Haut. Und die Isix-Katzen schienen großen Gefallen daran zu finden, die Leiche des Attentäters zu zerfetzen. Mit einem knappen Wink rief Yazra’h sie an ihre Seite zurück, obwohl sie ihnen lieber die Möglichkeit gegeben hätte, den Verräter zu fressen, während die anderen Hyrillkaner zusahen.
    »Wir dienen keinem falschen Weisen Imperator«, sagte einer der Gefangenen. »Sie sind der Lichtquelle gegenüber blind und müssen Ihres Amtes enthoben werden, damit die Ildiraner wieder den Seelenfäden folgen können. Nur Imperator Rusa’h sieht den wahren Weg.«
    »Imperator Rusa’h?«, wiederholte Jora’h und verließ den Chrysalissessel erneut. »Was stellt mein Bruder an?«
    Bevor ihm jemand antworten konnte, fühlte der Weise Imperator einen stechenden Schmerz in der Brust, so als hätte eine Kristallklinge sein Herz durchbohrt. Ein weiterer Attentäter? Ein Heckenschütze? Schmerz und Schock explodierten in seinem Selbst. Die Beine gaben unter ihm nach, und er sank zu Boden.
    Ein Schrei vibrierte über die Thism-Linien.
    Pery’h.
    Jora’h hatte vor kurzer Zeit Furcht und Verwirrung beim Designierten-in-Bereitschaft bemerkt, ohne Einzelheiten feststellen zu können. Überall im Reich herrschte Aufruhr.
    Doch jetzt war das Schlimmste passiert. Unvorstellbar! Der Seelenfaden, der Pery’h mit seinem Vater verbunden hatte, war durchschnitten worden, abgetrennt wie ein amputiertes Glied.
    Wie in weiter Ferne hörte Jora’h das Knurren der Isix-Katzen, die nach einem weiteren Angreifer suchten, auf den sie sich stürzen konnten. Yazra’h taumelte, als sie die Verbindung mit ihrem Bruder verlor, fasste sich aber schnell wieder und kniete neben ihrem Vater. Wächter und Höflinge eilten die Stufen zum Podium hoch, riefen den Namen des Weisen Imperators und wollten wissen, was geschehen war. Doch er konnte keine Antwort geben.
    Kummer und Schmerz angesichts des Verlustes bestimmten Jora’hs Empfinden. Ein Teil aus dem Kern seines Selbst war fortgerissen worden.
    »Pery’h ist tot!« Er schloss die Augen, und sofort suchten ihn noch schrecklichere Offenbarungen heim. Sein Sohn war nicht nur tot, sondern ermordet worden! Verraten und ermordet. »Man hat ihn auf Hyrillka umgebracht.«
    Bilder des Verrats schufen noch tiefere Wunden in seinem bereits gequälten Bewusstsein. Als das Entsetzen schließlich nachließ und zu einem beharrlichen dumpfen Pochen im Kopf schrumpfte, hob Jora’h die Lider und sah die Bestürzung in den Gesichtern der Ildiraner im Empfangssaal.
    Yazra’h half ihrem Vater auf die Beine. Er schwankte kurz, straffte dann die Schultern und sprach so laut, dass ihn alle hörten.
    »Pery’h ist ermordet worden. Mein eigener Bruder Rusa’h hat dem Ildiranischen Reich den Krieg erklärt.«

106 ADAR ZAN’NH
    Zan’nh war mit seinem Manipel aus Kriegsschiffen auf Routinepatrouille und demonstrierte dem ildiranischen Volk seine Entschlossenheit. Er musste gesehen werden und stark erscheinen, obwohl er gar nicht sicher war, dass er die Splitter-Kolonien gegen die mächtigen Feinde verteidigen konnte, denen sich das Reich gegenübersah. Doch die Ildiraner mussten daran glauben, und er wollte versuchen, ihren Erwartungen gerecht zu werden.
    Er erinnerte sich daran, was Adar Kori’nh ihm während seiner Ausbildung vermittelt hatte: »Der eigene Zweifel ist die größte Waffe des Feinds. Der Adar ist ein Mikrokosmos der ganzen Solaren Marine. Wenn der Anführer stark und voller Zuversicht ist, so gilt das auch für seine Flotte.«
    Zan’nh fühlte sich wie im Schatten seines großen Vorgängers. Der frühere Adar war ihm mit seinen taktischen Fähigkeiten und seinem Mut überlegen gewesen, und dies hatte trotzdem nicht ausgereicht, um ihm den Sieg zu sichern. Kori’nhs selbstmörderische Tapferkeit hatte den Hydrogern einen schweren Schlag versetzt, aber der Krieg war damit ganz und gar nicht gewonnen. Die Hydroger griffen weiterhin an.
    Zan’nh stand im Kommando-Nukleus, dazu bereit, die nächsten

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