Sonnenstürme
zurückzukehren.«
»Soll das heißen, er gehört zu den Piloten, die sich unerlaubt von der Truppe entfernten?«, fragte Sarein überrascht.
Der Vorsitzende runzelte die Stirn. »Ms. Kett, General Lanyan schimpft praktisch jeden Tag über diese ›Deserteure‹.«
Rlinda strahlte. »Wäre es nicht eine gute Idee, Captain Roberts eine neue sinnvolle Aufgabe zuzuweisen? Auf diese Weise könnte er seine Unüberlegtheiten wieder gutmachen.«
»Der General kriegt einen Wutanfall, wenn er davon erfährt, Basil«, sagte Sarein leise.
»Und es würde andere unzufriedene Piloten ermutigen, ihren Befehlen keine Beachtung zu schenken und zu desertieren. Ich fürchte, das können wir nicht zulassen, Ms. Kett.«
»Oh, ich bitte Sie. Der Vorsitzende der Terranischen Hanse kann sicher eine Möglichkeit finden, eine Ausnahme zu machen.« Rlinda verschränkte die dicken Arme und stand wie ein Weltbaum da, der im Büro des Vorsitzenden Wurzeln geschlagen hatte. »Ich hätte mit einem wesentlich unvernünftigeren Wunsch an Sie herantreten können.«
»Was nicht bedeutet, dass ich ihn erfüllt hätte.« Wenzeslas seufzte, als weitere Mitteilungen in den vielen Darstellungsfenstern seines Bildschirm-Schreibtischs erschienen. »Das beste Angebot, das ich Ihnen machen kann, sieht so aus: Wir erlauben Ihrem Freund, sein Schiff bei unseren Missionen zu fliegen. Niemand wird nach seinem Hintergrund fragen, und der Mann sollte so klug sein, nichts über sich zu verraten.« Wenzeslas hob einen warnenden Finger. »Wenn er gefasst wird, kann ich ihm nicht helfen. General Lanyan wird jede Gelegenheit nutzen, sich an jenen Piloten zu rächen.«
»Wenn BeBob dumm genug ist, sich schnappen zu lassen, will ich nichts mehr mit ihm zu tun haben, Vorsitzender.«
Rlinda leerte ihr Glas Wein in einem Zug. Crenna erschien ihr so… idyllisch. »Während der Wartungsarbeiten an der Blinder Glaube solltest du Namen und Seriennummern ändern, damit du bei der Arbeit für die Hanse keine Aufmerksamkeit erregst.« Sie schlang einen dicken Arm um BeBob und zog ihn auf dem Sofa näher zu sich heran. »Ich bleibe und helfe dir, das Schiff in Ordnung zu bringen.«
Er lächelte. »Es gibt nicht viele Leute, die ich an der Glaube herumwerkeln lassen würde, aber wenn du dadurch länger hier bleibst… Einverstanden.«
»Da musste ich dich nicht lange überreden.« Rlinda griff nach der Flasche Wein und füllte ihre Gläser erneut. »Wenn du die Blinder Glaube wieder ins All gebracht hast, kannst du eine Ladung nach der anderen transportieren. Der Vorsitzende Wenzeslas will das neue Kolonisierungsprogramm im großen Stil durchführen, und es gibt bereits einen großen Nachholbedarf.«
»Wenigstens sind wir beide wieder Partner und machen das, was wir am besten können.« BeBob stellte sein Glas ab. »Sollen wir die Vereinbarung mit einem Kuss besiegeln?«
»Mit einem Kuss für den Anfang. Nur für den Anfang.«
23 DAVLIN LOTZE
Diese Welt war anders – das spürte Davlin Lotze sofort, als er durch das Transportal trat. Zwar fühlte er drohende Gefahr, aber er wollte trotzdem einen zumindest oberflächlichen Eindruck von diesem Planeten gewinnen, bevor er zurückkehrte. Der Vorsitzende erwartete einen Bericht über jeden neuen Klikiss-Planeten, den ein Forscher besuchte. Jede Koordinatenkachel musste irgendwie dokumentiert werden.
Der Himmel war violett und rot, und ein wichtiges Element der Atmosphäre schien aus kondensierten Schatten zu bestehen. Davlin trat fort vom trapezförmigen Steinfenster des Transportals und atmete tief ein – der schweflige Geruch in der Luft ließ ihn husten. Die Klikiss hatten ähnliche Atemluft benötigt wie Menschen, aber der Gestank machte diese Welt unangenehm. Er griff in die Taschen seines Overalls, holte eine Atemmaske hervor und setzte sie auf.
Als er zum Transportal zurücksah, stellte er überrascht fest, dass die flache Steinwand sich direkt am Rand einer Schlucht befand. Für die Rückkehr musste er so durch das Steinfenster treten, als wollte er in den Abgrund springen. Unbehagen regte sich in ihm.
Im Pfeifen des Windes ließ sich ein seltsames, dumpfes Stöhnen vernehmen. Auf einem langen Steilhang aus Geröll bemerkte er die vertrauten konischen Buckel von Klikiss-Gebäuden. Einige alte Türme ragten weit gen Himmel, und vermutlich gab es viele Höhlen und unterirdische Gänge.
Davlin setzte sich in Bewegung, ging über den Hang und näherte sich der leeren Stadt. In den Jahrtausenden nach dem
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