Sonnenstürme
Haut versorgte sie über die Photosynthese mit Lebensenergie. Für einen Ildiraner wäre eine solche Isolation eine furchtbare Strafe gewesen, doch Nira war stark. Das wusste Udru’h aus Beobachtungen ihres Verhaltens im Zuchtlager.
Er landete dort, wo keine Bäume standen, stieg aus und atmete die feuchte Luft ein, die sich so sehr von der trockenen im Norden unterschied. Der Sonnenschein ließ seine Kopfhaut prickeln, als er wachsam nach der grünen Priesterin Ausschau hielt. Er fragte sich, ob Nira verrückt geworden war, ob sie plötzlich aus dem Gebüsch kommen und ihn mit einem Knüppel angreifen würde.
Statt dessen trat sie ruhig vor, hoch aufgerichtet und bis auf einen Lendenschurz nackt. Sie sah ihn an, mit Zorn im Gesicht, aber ohne Furcht. Udru’h bemerkte ebenso viel Verachtung wie Resignation. »Sie haben sich von Ihren Verletzungen erholt«, sagte er. »Offenbar sind Sie gesund und kräftig, trotz der Isolation.«
»Ich bin nicht allein. Ich habe die Bäume.« Die knubbeligen Gewächse mit den breiten, farnartigen Blättern schienen ihr Mut zu geben. »Und jeder Ort ist besser als Ihr Zuchtlager.«
»Viele Nachfahren der Burton-Kolonisten würden Ihnen widersprechen.« Udru’hs Blick huschte hin und her. Der weite, offene See und der leere Himmel verstärkten das Gefühl, allein zu sein. Die Gesellschaft der menschlichen Frau verschaffte ihm keine Erleichterung, denn sie war nicht mit dem Thism verbunden.
Nira kam näher, so selbstbewusst, dass Udru’h einen Schritt zurückwich. Verdammt, sie wusste, wie sehr er es verabscheute, allein zu sein. »Ich habe Waffen«, sagte er, und Nira lächelte. Er verfluchte sich dafür, Furcht vor ihr gezeigt zu haben.
»Sie glauben vielleicht, mich in ein schreckliches Exil geschickt zu haben, aber für mich ist dies ein kleines Paradies, mit viel Wasser, Bäumen und Sonnenschein. Ich habe essbare Früchte und Wurzeln gefunden.« Nira hob die grünen Arme. »Dies ist nicht das grässliche Gefängnis, das Sie im Sinn hatten. Ich könnte hier jahrelang überleben.«
Ihnen beiden war klar, dass sie nicht entkommen konnte. Der See reichte bis zum Horizont, kein Land war in Sicht. Selbst wenn es Nira irgendwie gelungen wäre, das Wasser zu überqueren und das ferne Ufer zu erreichen – wohin hätte sie sich dann wenden sollen? Nein, es war besser für sie, hier zu bleiben, auf der Insel, die Udru’h kannte. Vielleicht brachte er sie eines Tages zur Zivilisation zurück…
»Ich weiß, was Sie machen«, sagte Nira. »Ihr Leben ist eine Lüge. Alles auf Dobro ist eine Lüge, und Sie verstecken mich hier so, wie Sie auch die Nachkommen der Burton-Siedler verstecken.«
»Vielleicht.« Der Designierte trat einen weiteren Schritt zurück, näher an den Shuttle heran, und seine Unruhe wuchs. Er wollte so schnell wie möglich zur Zuchtkolonie zurück, wo er die beruhigende Präsenz anderer Ildiraner fühlen konnte. »Aber es war notwendig, Sie hierher zu bringen. Menschen lassen sich leicht täuschen. Mein Bruder Jora’h ist nicht so… leichtgläubig.«
»Nein«, erwiderte Nira mit einem Lächeln. »Er wird mich finden.«
31 BASIL WENZESLAS
Hinter geschlossenen Türen sah Basil Wenzeslas seinen wichtigsten Beratern in die Augen und wusste, dass er ehrliche Meinungen und sorgfältige Analysen von ihnen erwarten konnte. Darauf musste er sich verlassen können. Auf diese Weise wurde die Arbeit erledigt. Auf diese Weise fand der Fortschritt statt. Und auf diese Weise wurde über die Zukunft der menschlichen Zivilisation entschieden.
Die Mehrheit der Bürger wusste nicht, wie die Hanse ihre Entscheidungen traf.
Basil schenkte seinem Kardamomkaffee keine Beachtung und begann: »Admiral Stromo, bitte geben Sie uns eine Übersicht über die Ekti-Vorräte im Spiralarm. Im Zusammenhang mit der neuen Kolonisierungsinitiative muss ich wissen, welche Depots sich in der Nähe von Klikiss-Planeten befinden. Jene Welten machen wir zu unseren Transportalzentren.«
Die Untergebenen des Verbindungsoffiziers hatten den Bericht über die Distributionslager und TVF-Depots vorbereitet. Nach dem Einsatz der Flotte gegen die Kolonisten von Yreka, die Ekti gehortet hatten und den Treibstoff nicht herausgeben wollten, waren andere Kolonien bereit gewesen, ihre eigenen Ekti-Vorräte der TVF zu übergeben. Basil zweifelte nicht daran, dass die Übersicht ein ziemlich genaues Bild der tatsächlichen Situation zeigte.
Der Vorsitzende betrachtete die Daten auf dem Tischschirm und wandte
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