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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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uns eine Möglichkeit zu geben, den Hydrogern zu widerstehen. Deine Tochter könnte dabei eine wichtige Rolle spielen.« Udru’h blieb unerschütterlich. »Selbst wenn du mir nicht glaubst, selbst wenn du denkst, dass ich die menschliche Frau aus reiner Bosheit getötet habe… Berücksichtige dabei, dass ich eine so außergewöhnliche Ressource nicht absichtlich vergeudet hätte. Es war wirklich ein Unglück.«
    Jora’h tastete an dem hellen mentalen Faden entlang, der ihn mit allen seinen Untertanen verband, insbesondere mit seinen Brüdern und adlig geborenen Söhnen. Der Dobro-Designierte hatte ein starkes Bewusstsein und eine feste Präsenz im Thism, und Jora’h konnte keine direkte Täuschung erkennen. Udru’h ließ die geistige Sondierung ohne ein Zeichen von Nervosität über sich ergehen.
    Der Kummer war erstickend. Jora’h war erst seit kurzer Zeit Weiser Imperator und hatte nach wenigen Tagen zu seiner geliebten Nira eilen wollen, doch jetzt war es zu spät. Ja, sie musste wirklich tot sein. Er hatte Unrecht wieder gutmachen wollen, doch dazu gab es jetzt keine Möglichkeit mehr.
    Der Weise Imperator beugte sich zitternd vor. Seine Stimme war heiser. »Ich möchte, dass du die Kontrolle über Dobro so schnell wie möglich abgibst, Udru’h. Daro’h ist der Designierte-in-Bereitschaft, und du wirst ihn alles lehren, was er wissen muss.«
    »So verlangt es die Tradition, Herr. Ich werde natürlich deinen Anweisungen gehorchen.«
    Jora’h dachte an seinen Sohn, einen intelligenten und hilfsbereiten jungen Mann. Es widerstrebte ihm, Daro’h an einen so strengen, düsteren Ort zu schicken, aber die ildiranische Tradition hatte das Gewicht eines Gesetzes. Aufgrund seines Platzes in der Geburtsordnung, nicht wegen seiner Befähigung, war der zweite Sohn immer dazu bestimmt gewesen, der Designierte-in-Bereitschaft für Dobro zu werden. Von jetzt an wollte Jora’h die dort stattfindenden Experimente genauer im Auge behalten – bis er eine Möglichkeit fand, sie zu beenden.
    Falls sie beendet werden konnten.
    »Selbst wenn Nira tot ist, Udru’h… Ich habe trotzdem vor, nach Dobro zu fliegen, um dort einen direkten Eindruck vom Zuchtprogramm zu gewinnen und festzustellen, wie du die menschlichen Gefangenen behandelst. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das Unrecht wieder gutzumachen, das dort seit Generationen geschieht.«
    Aber jetzt gab es keinen Grund mehr zu Eile. Nira war tot.
    Und wenn Jora’hs Vater Recht hatte? Brachte die Befreiung der menschlichen Versuchsobjekte dem Ildiranischen Reich Unheil? Die Hydroger setzten ihre Angriffe fort. Ein neues Bündnis musste geschaffen werden…
    Oben in der Himmelssphäre zwitscherten Vögel. Jora’h sah zur üppigen Vegetation empor, dachte dabei an die schöne Nira und ihre Arbeit als grüne Priesterin, an die herrlichen Wälder auf Theroc und die intelligenten Weltbäume. »Und ich möchte endlich meine Tochter kennen lernen.«
    Er bemerkte den Glanz von echtem Stolz und Respekt in den Augen seines Bruders. »Ja, Herr, du solltest Osira’h sehen. Dann wirst du verstehen, dass alle unsere Bemühungen gerechtfertigt waren. Deine Tochter wird dem Ildiranischen Reich in diesem Krieg Sicherheit gewähren.«
    Angehörige des Bediensteten-Geschlechts trugen einen ruhelosen Weisen Imperator zu einer hohen Plattform auf dem höchsten Turm des Prismapalastes. Sein Bruder Rusa’h stand dort im warmen Licht der vielen Sonnen, in ein fahles Gewand gekleidet, den Kopf nach hinten geneigt, sodass ihm der Sonnenschein aufs Gesicht fiel. Ohne zu blinzeln blickte er in den strahlenden Glanz, als bestünde überhaupt keine Gefahr zu erblinden. Vier neugierige Ildiraner des Linsen-Geschlechts und zwei Erinnerer umgaben den vor kurzer Zeit erwachten Hyrillka-Designierten – sie alle wollten hören, was er zu berichten hatte.
    Rusa’h hatte nach Worten gesucht, um seine Erlebnisse und Offenbarungen während des Subthism-Schlafs zum Ausdruck zu bringen. Die aufmerksamen Erinnerer prägten sich alles ein. Die Angehörigen des Linsen-Geschlechts staunten über seine Beschreibungen und überlegten, welche Folgen sich dadurch für die Dinge ergaben, die sie lehrten und an die sie glaubten. Sie alle drehten sich um, als der Weise Imperator eintraf.
    Jora’h sah seinen jüngeren Bruder an, dessen Blick auch weiterhin den Sonnen galt. »Willst du die verlorene Zeit aufholen und all das Licht empfangen, das du während deines langen Schlafs versäumt

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