Sonnenstürme
tun?«
Jora’h, der nicht ganz so überzeugt war, gestattete sich ein bittersüßes Lächeln. »Ja, was könnte er sonst tun? Ich erinnere mich an die Zeit, als ich so jung und unvorbereitet war wie er.«
Zan’nh bedachte seinen Vater mit einem jungenhaften Lächeln, das in seinem sonst immer so ernsten Gesicht fehl am Platz wirkte. »Ich weiß genau, wie man sich dabei fühlt.«
Der Weise Imperator richtete sich in seinem Sessel auf. »Adar Kori’nh war sehr stolz auf dich, und das bin ich auch. Bei Manövern und Erkundungsmissionen hast du bereits viele Erfahrungen gesammelt. Ich glaube, du kannst dich jetzt direkt an die Arbeit machen.«
Zan’nh neigte den Kopf. »Danke, Herr. Ich würde mich lieber um unsere tatsächlichen Probleme kümmern, anstatt Zeit mit Zeremonien zu vergeuden. Welche Mission hast du für mich vorgesehen?«
»Du sollst die Vorteile sichern, die Adar Kori’nh bei seinem letzten Kampf für uns gewonnen hat.« Jora’h suchte nach einer bequemeren Position im großen Chrysalissessel. Er war froh, die Bediensteten fortgeschickt zu haben, die sonst immer an ihm herumwuselten. »Wir müssen den Umstand nutzen, dass der Feind von Qronha 3 vertrieben ist. Nimm dir genug Angehörige des Ektisammler-Geschlechts für einen Splitter, besorg dir die notwendige Ausrüstung und richte in der Atmosphäre des Gasriesen einen weiteren Produktionskomplex ein. Wir brauchen mehr Ekti – das ist eine militärische Notwendigkeit.«
Zan’nh verbeugte sich. »Ich sorge dafür, dass alles zu deiner Zufriedenheit erledigt wird, Herr.«
35 OX
OX, der einzige Lehrer-Kompi in den privaten Sicherheitsbereichen des Flüsterpalastes, nahm seine täglichen Pflichten wahr, wie während der vergangenen fast zweihundert Jahre. Der junge Raymond Aguerra, der jetzt Peter hieß, war ein interessanter, artiger Schüler gewesen. Von Prinz Daniel konnte man das nicht behaupten.
Mit einem abfälligen Schnaufen wandte sich der junge Mann von der Nachrichtensendung ab, die zeigte, wie der König die erste Ekti-Lieferung der neuen Himmelsmine empfing. Der auf dem Bildschirm zu sehende Peter sprach mit gut modulierter Stimme. »Diese Shuttles transportieren neu produziertes Ekti. Es stammt weder von den Roamern noch aus unseren Vorräten. Diesen Treibstoff für den Sternenantrieb haben wir selbst produziert, in der Himmelsmine über Qronha 3, in der Atmosphäre eines Gasriesen, von dem die Hydroger vertrieben wurden.«
»Die Ildiraner haben sie vertrieben«, sagte Daniel und wiederholte sein abfälliges Schnaufen. »Wir haben überhaupt nichts getan. Warum rechnet sich Peter das als Verdienst an?«
»Er rechnet sich nichts an, sondern nutzt die Situation«, sagte OX. »Solange jener Gasplanet sicher ist, sollten wir in seiner Atmosphäre Ekti produzieren. Es überrascht mich, dass die Ildiraner dort noch keine Produktionsanlage in Betrieb genommen haben.« Aufgrund seiner Erfahrungen wusste er, dass die Ildiraner in ihrem Verhalten starr und steif waren, komplexen und oft langsamen Mustern folgten.
Der Lehrer-Kompi hatte berechnet, dass der von Sullivan Golds Anlage produzierte Treibstoff dem Bedarf der Hanse bei weitem nicht gerecht wurde. Aber die Symbolik war sehr wichtig. Der Nachrichtenschirm zeigte, wie sich die Luken der Shuttles öffneten. Arbeiter traten heraus, gekleidet in saubere, perfekt sitzende Uniformen. Sie trugen Tanks mit komprimiertem Ekti, die zusätzlich von Antigravmodulen gehalten wurden.
»Ach, warum sollte ich mich dafür interessieren?«, sagte Daniel. »Ich darf den Palast nie verlassen.«
»Du bist der erwählte Prinz.« Die Stimme von OX klang geduldig, um den launischen Daniel weder zu provozieren noch zu verärgern. »Das sollte Grund genug für dich sein.«
»Wird man mir jemals gestatten, nach draußen zu gehen? Bekomme ich Gelegenheit, in der Öffentlichkeit zu erscheinen? Ich würde mir gern das Hydroger-Wrack ansehen, aber du erlaubst es mir nicht.« Daniel schmollte.
»Der Vorsitzende Wenzeslas hat klare Anweisungen erteilt. Du bleibst im Palast, zu deinem eigenen Schutz.«
»Peter darf hinaus. Wenn ich wirklich ein Prinz bin, warum kann ich ihn dann nicht begleiten? Immerhin soll ich ihn ersetzen, wenn ihm etwas zustößt.«
In Anbetracht von Daniels Widerspenstigkeit selbst bei den kleinsten Dingen hielt es OX für sehr unwahrscheinlich, dass dem König in naher Zukunft etwas »zustoßen« würde, trotz Basils verhüllter Drohungen. »Vielleicht verändert sich dein Status,
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