Sonnenstürme
der Rammschiffe würden noch Monate vergehen – so viel Zeit beanspruchten die Vervollständigung der Gerüste und die Installation der Triebwerke und Bordsysteme. Tasia hoffte, dabei zu sein, wenn die Schiffe aufbrachen. Sie wollte sich freiwillig für die Mission mit ihnen melden, sobald sie in Dienst gestellt wurden.
42 CESCA PERONI
Als Cesca mit dem sonderbar veränderten Jess in ihrem Büro allein war, hätte sie sich am liebsten in seine Arme geworfen. Doch das warnende Glühen der Energie in ihm hinderte sie daran. Seine Haut knisterte, als stünde sie unter Strom.
»Was ist mit dir geschehen? Erklär mir, wie… du dich verändert hast, Jess.« Sie sah in sein attraktives, offenes Gesicht, in seine blauen Augen, und erinnerte sich daran, wie sie sich geküsst hatten.
Er stand so weit von ihr entfernt, wie es die Felswände erlaubten, und hob die Hände, damit Cesca nicht näher kam. Sie sah die ölige Feuchtigkeit an seiner Haut und der wie Perlmutt schimmernden Kleidung. Gesicht und Hände wirkten wie durchsichtig; der ganze Körper schien die gespenstische Phosphoreszenz von Tiefseegeschöpfen gewonnen zu haben. Die Luft in Jess’ Nähe roch nach Ozon.
»Ich lebe, was ich den Wentals verdanke, aber ich bin nicht länger menschlich, Cesca. Ich kenne noch nicht die Hälfte der Dinge, zu denen ich imstande bin… es ist phantastisch.«
»Wenn der Mann, den ich kannte und liebte, noch irgendwo da drin ist, finden wir einen Weg, zusammen zu sein, Jess. Unser Leitstern wird ihn uns zeigen.«
Wieder hielt Jess Cesca mit einer knappen Geste auf Distanz. »Diese Sache ist wichtiger als wir beide. Es gibt so viel, das ich tun kann, für uns alle. Die Überwindung unserer Krise rückt in Reichweite. Mithilfe der Roamer kann ich nicht nur ein Volk retten, sondern zwei. Menschen und Wentals.«
Cesca sank in den Sessel hinter ihrem Schreibtisch und blinzelte verwirrt. »Ich brauche einige Erklärungen von dir. Wer oder was sind die… Wentals?«
»Unglaubliche Wasserentitäten, möglicherweise ebenso stark wie die Hydroger. Und sie befinden sich jetzt in mir. Wentals und Droger waren tödliche Feinde bei einem Konflikt vor über zehntausend Jahren. Ich muss ihnen Gelegenheit geben, sich wieder auszubreiten, damit sie uns in diesem Krieg helfen können.«
»Aber was hat das mit uns beiden zu tun?«
Jess sah auf seine Hand hinab und beobachtete, wie die Wassertropfen lebenden Wesen gleich über die Haut krochen. Er berichtete Cesca, was geschehen war. »Mein Körper enthält eine Energie, die nicht ganz meiner Kontrolle untersteht. Ich wage es nicht, jemanden zu berühren, denn es könnte sein, dass ich anderen Personen dadurch schade. Ich bin jetzt… anders, und ich trage Verantwortung. Es geht hier um viel mehr als nur um uns beide.«
Cesca nickte und richtete einen traurigen Blick auf ihn. Es ging immer um mehr, und sie war immer bereit, das notwendige Opfer zu bringen. Mit diesem Schicksal hatte sie sich abgefunden, als sie Sprecherin aller Clans geworden war. »Es ist eine unmögliche Situation, Jess.«
»Gib mir Zeit, Cesca. Die Wentals sind erstaunlich und mächtig. Ich werde einen Weg für uns finden, dies gemeinsam zu machen, zusammen zu sein… irgendwie. Du weißt, dass sich an meiner Liebe für dich nichts geändert hat.«
»Ja, das weiß ich, Jess. Aber dadurch wird dies nicht einfacher.«
Er senkte die Stimme. »Ich habe nicht um diese Macht gebeten, aber jetzt verfüge ich darüber, und ich muss einen Preis dafür bezahlen. Die Ausbreitung der Wentals und der Sieg über die Hydroger – das sind derzeit meine obersten Prioritäten.«
»Dann lass mich dir helfen. Auf jede mögliche Weise. Du brauchst nur zu fragen.«
»Ich benötige die Hilfe der Clans. Allein kann ich dies nicht schaffen.«
Cesca bemerkte, dass Jess nicht atmete. Er holte nur Luft, um zu sprechen.
Sie blieb am Schreibtisch sitzen und versuchte, kühle Sachlichkeit wie bei einem geschäftlichen Gespräch zu zeigen. »Ich werde dir die Möglichkeit geben, zu den Roamern zu sprechen. Sie alle wollen deine Geschichte hören, insbesondere wenn du uns eine Chance gibst, die Droger zu schlagen.«
»Danke.«
Später, als sie zur Versammlungshöhle gingen, schien Jess zu befürchten, dass er sie durch Zufall berühren könnte. Sein gewelltes braunes Haar hing glatt und nass herab, und das Leuchten unter seiner feuchten Haut wies auf eine Energie hin, die sich entladen konnte, wenn er nicht aufpasste.
Cesca sah ihn an und
Weitere Kostenlose Bücher