Sonnenstürme
Zan’nh wusste, schnappten sich die unersättlichen Menschen alles, was sie bekommen konnten. »Bekh! Genau wie auf Crenna.« Der alte Adar hatte erzählt, wie die Menschen gekommen waren, um die Reste der Splitter-Kolonie Crenna zu übernehmen, als die Solare Marine die ildiranischen Überlebenden der Erblindungskrankheit fortbrachte. Zwar waren sie bereit gewesen, den Weisen Imperator dafür zu bezahlen, aber die Menschen hatten sich wie Aasfresser verhalten und die ildiranische Tragödie zu ihrem Vorteil genutzt.
Mit kühler Stimme erteilte Zan’nh Anweisungen. »Geben Sie Hroa’x und seine Himmelsfabrik aus den Eskortenstrahlen frei und erlauben Sie ihm, die beste Position in der Atmosphäre zu wählen. Er möchte bestimmt mit der Arbeit beginnen.« Zan’nh schloss die Hände ums Geländer des Kommando-Nukleus und achtete darauf, streng und unerbittlich zu klingen. Er war jetzt der Adar und empfing nur vom Weisen Imperator Befehle. »Alle Kriegsschiffe begleiten mich.«
Er wollte keinen Krieg provozieren, aber wenn man ihm keine Wahl ließ…
Die Himmelsmine folgte ihnen noch immer, als die sieben verzierten Schlachtschiffe in die Atmosphäre von Qronha 3 eintauchten und sich der Produktionsanlage der Hanse näherten. Die von den Menschen erbaute Ekti-Fabrik schwebte ruhig dahin und spuckte Abgase in die Atmosphäre des Planeten, während sie Treibstoff für den Sternenantrieb produzierte. Sie war nicht so groß wie die ildiranische Himmelsmine, und vermutlich befanden sich nicht annähernd so viele Personen an Bord. Zan’nhs Kriegsschiffe konnten sie leicht zerstören, falls das notwendig werden sollte.
»Waffensysteme in Bereitschaft, Energie in die Projektoren leiten.« Als die Waffenoffiziere den Befehl bestätigten, fiel Zan’nh etwas anderes ein. »Solarfinnen auf maximale Erweiterung. Segel ausfahren und die Reflexionsschicht aktivieren.« Das wirkte sehr beeindruckend. Die Schiffe fuhren ihre Solarsegel aus und schienen sich drohend aufzublähen.
Zan’nh presste die Lippen zusammen. Durch das Thism spürte sein Vater, was er unternahm. »Verlangen Sie jetzt Auskunft darüber, was die Menschen hier zu suchen haben.«
Als eine unterwürfige, furchterfüllte Antwort der Hanse eintraf, wusste der junge Adar noch nicht, wie er sich verhalten sollte. Er winkte dem Kommunikationsoffizier zu.
»Hallo?«, ertönte die Stimme eines Mannes. »Sind Sie der neue Adar? Meine Güte, das ist eine ziemlich eindrucksvolle Demonstration der Macht, wunderschön und auch sehr einschüchternd. Hallo? Ich bin Sullivan Gold, der Verwalter dieser Produktionsanlage. Hoffentlich ist Ihnen klar, dass wir unbewaffnet sind.«
Zan’nh überlegte kurz. »Dann ist es bedauerlich für Sie, dass meine Kriegsschiffe sehr wohl bewaffnet sind, Sullivan Gold.« Er ging im Kommando-Nukleus hin und her und fragte sich, was Adar Kori’nh in einer solchen Situation getan hätte. Er musste den Menschen begreiflich machen, dass sie zu weit gegangen waren. »Die Terranische Hanse hat die Hoheitsrechte des Ildiranischen Reiches verletzt, und wir sind berechtigt, angemessene Maßnahmen zu ergreifen.«
»Oh, ich bitte Sie«, erwiderte der Mensch, und es klang fast verärgert. »Wollen Sie angesichts der aktuellen Ereignisse im Spiralarm einen unnötigen Krieg gegen die Hanse beginnen? Daran kann weder Ihnen noch uns gelegen sein.«
Da hatte der Mensch natürlich Recht. Zan’nh wollte keinen Krieg. Er hätte die Zerstörung der Produktionsanlage durch seine Kriegsschiffe den Hydrogern in die Schuhe schieben können, aber Menschen und Ildiraner befanden sich nicht im Krieg gegeneinander. Doch die dreiste Unverfrorenheit, mit der die Menschen hierher gekommen waren, weckte Zorn im jungen Adar. Was bildeten sie sich eigentlich ein?
Der Mann namens Sullivan Gold klang zwar respektvoll, aber nicht sehr eingeschüchtert. »Ich habe eine Idee, Sir. Was halten Sie davon, wenn wir wie Gentlemen über die Situation sprechen und nach einer Lösung suchen? Immerhin ist Qronha 3 ein Gasriese. Hier gibt es zweifellos genug Platz für zwei Ekti-Fabriken, oder? Die Hanse hat einen Fehler gemacht, aber das können wir in Ordnung bringen. Wir werden uns nicht im Weg sein, das versichere ich Ihnen.«
Sullivan Gold wartete auf eine Antwort, aber Zan’nh schwieg. Er hatte gelernt, dass Schweigen eine wirkungsvolle Waffe sein konnte.
Der Mensch fuhr nervös fort: »Hören Sie, ich bin gern bereit, Sie und Ihren Verwalter hier bei uns zu empfangen. Wir
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