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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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alles schon
gewusst, bevor Eugene und ich Oberst Tooke den
bevorstehenden Masseausstoß meldeten.«
    »Aber ja«, sagte Athene leichthin. »Ich habe
meine Warnungen nicht auf der Grundlage Ihrer Beobachtungen
ausgesprochen. Sie haben nur meine theoretischen Vorhersagen
bestätigt.«
    »Welche theoretischen Vorhersagen?«, fragte
Eugene.
    »Michail, sagen Sie mir, was hier vorgeht«,
knurrte Bud.
    »Sie scheint den Teilchensturm berechnet zu
haben«, sagte Michail verblüfft. »Athene hat
zweifellos eigene Modelle laufen lassen – und sie waren
besser als unsere –, und sie hat den Teilchensturm kommen
sehen, was uns nicht gelungen ist. Deshalb war sie auch in der
Lage, die Behörden zu warnen, als wir uns noch mit dem
Sonnensturm selbst herumschlugen.«
    »Ich bin nämlich ziemlich schlau, müssen Sie
wissen«, sagte Athene ohne jede Ironie. »Bedenken
Sie, dass ich die am dichtesten verknüpfte und
prozessorenreichste Entität im Sonnensystem bin. Das
Versagen des an seine Grenzen gestoßenen Modells von Eugene
war im Grunde vorhersehbar. Das soll beileibe keine Kritik sein.
Sie haben Ihr Bestes gegeben.«
    Eugene echauffierte sich sichtlich.
    »Aber meine Modellierung…«
    »Ohne Scheiß, Athene«, sagte Bud. »Wie lang vor uns hast du das errechnet?«
    »Oh, ich habe es seit Januar gewusst.«
    »Also zu dem Zeitpunkt, als du eingeschaltet
wurdest«, konstatierte Bud nach kurzer Überlegung.
    »Ich bin aber nicht sofort darauf gekommen. Ich brauchte
eine Weile, um die Daten zu verarbeiten, die Sie in mir
gespeichert hatten, und zu einem Schluss zu kommen. Doch die
Implikationen waren klar.«
    »Wie lang hat es gedauert? Nein, ich will es gar nicht
wissen.« Bei einer so intelligenten Entität wie Athene
war es durchaus möglich, dass sie schon ein paar
Mikrosekunden nach dem Hochfahren die Lösung gehabt hatte.
»Wenn du also über diese Gefahr Bescheid
wusstest«, sagte er schwer, »wieso hast du es uns
dann nicht gesagt?«
    Athene seufzte, als ob er schwer von Begriff wäre.
»Wozu denn, Bud – welchen Sinn hätte das
gehabt?«
    Die neugeborene Athene, die plötzlich viel mehr über
die Zukunft wusste als die Menschen, die sie erschaffen hatten,
war von vornherein mit einem Dilemma konfrontiert worden.
    »Im Januar war der Schild schon fast fertig«,
sagte sie. »Und es war auch richtig, ihn so zu konzipieren,
dass er die Erde vor der Energiespitze des Sonnensturms im
sichtbaren Spektrum schützte. Um Schutz vor dem
Teilchensturm zu bieten, wäre eine ganz andere Auslegung
notwendig gewesen. Die Zeit hätte einfach nicht gereicht, um
die Änderungen noch vorzunehmen. Und wenn ich Sie auf diesen
Kardinalfehler hingewiesen hätte, dann hätten
Sie die Arbeiten am Schild womöglich eingestellt, und das wäre wirklich eine Katastrophe
gewesen.«
    »Und selbst heute hast du uns erst jetzt gewarnt.
Wieso?«
    »Zu einem früheren Zeitpunkt hätte es gar
keinen Sinn ergeben«, sagte Athene. »Vor
vierundzwanzig Stunden wusste nämlich niemand, ob der Schild
überhaupt funktionieren würde. Nicht einmal ich! Erst
als feststand, dass der Schild den größten Teil der
Menschheit retten würde, wurde der Teilchensturm
überhaupt relevant…«
    Allmählich verstand Bud. Obwohl Künstliche
Intelligenzen wie Athene in vielerlei Hinsicht viel intelligenter
waren als Menschen, hinkten sie ihnen in ethischer Hinsicht
zuweilen hinterher. Athene hatte sich mit dem Zartgefühl
eines Elefanten einen Weg durchs moralische Labyrinth gesucht, in
dem sie sich befunden hatte.
    Und sie hatte gezwungenermaßen gelogen. Sie war
vielleicht noch nicht in der Lage, ihren inneren Zwiespalt zu
artikulieren, sodass dieser Konflikt sich dann auf eine andere
Art und Weise manifestiert hatte. Buds Instinkt hatte ihn also
nicht getrogen: Athene – mit Konflikten konfrontiert, die
aus tief verwurzelten moralischen Parametern entstanden –
war eine problematische Schöpfung.
    »Ich habe immer versucht, Sie zu schützen,
Bud«, sagte Athene dezidiert. »Natürlich alle,
aber Sie besonders.«
    »Ich weiß«, sagte er vorsichtig. Das
Wichtigste war nun, die neue Lage zu beherrschen und eine
Lösung für dieses Problem zu finden – so es eine
gab – und das fragile Gleichgewicht nicht zu stören,
das Athene erlangt hatte.
    »Ich weiß, Athene.«
    Michail beugte sich stirnrunzelnd vor. »Hör mir zu,
Athene«, sagte er behutsam. »Du sagtest, du
hättest eine Option. Du sagtest zu

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