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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Gesicht, das zu lang im Helm eingeschlossen gewesen
war. Jeder Muskel war so steif wie ein Brett, und er sehnte sich
nach einer Dusche.
    »Eugene, Sie wollen damit andeuten, dass Ihre Modelle
das nicht vorhergesehen hätten«, sagte er
vorsichtig.
    »Nein«, sagte Eugene am Boden zerstört.
    »Es gibt wirklich keinen Grund, weshalb sie das
hätten vorhersehen sollen, Oberst Tooke«, sagte
Michail sanft. »Gut, ein solcher Ausstoß wäre
vielleicht im Grundsatz vorhersehbar gewesen. Die Turbulenz im
Zentrum des Sonnensturms glich einer aktiven Region. Solche
Regionen sind die Brutstätte von Protuberanzen und stehen
auch manchmal – aber nicht immer – in einem
Zusammenhang mit Masseausstößen. Wenn es einen
kausalen Zusammenhang gibt, ist es ein tief gehender, den wir
erst noch eruieren müssen. Wir müssen zuvor die
physikalischen Grundlagen ermitteln, wissen Sie. Außerdem
vermochten unsere Modelle nur den großen Energiefluss des
Sonnensturms zu erfassen – den wir im Wesentlichen richtig
dargestellt haben. Jenseits dieses Punkts liefen unsere Modelle
aber in eine Singularität – ein Ort, wo die Kurven ins
Unendliche hochschießen und jede Physik
zusammenbricht.«
    »Wir haben eine Lösung für die weiteren
Auswirkungen extrapoliert«, sagte Eugene niedergeschlagen.
»Eine kontinuierliche Lösung mit Ableitungen dritter
Ordnung. Für die meisten Bereiche der Sonne scheint diese
Extrapolation auch zu stimmen. Eigentlich für alle
außer diesem bösartigen Bastard.«
    Michail zuckte die Achseln. »Im Rückblick ist
dieser anomal starke Gammafluss, den wir beim Ausbruch des Sturms
beobachteten, vielleicht ein Vorläufer gewesen. Doch als der
Sturm losbrach, hatten wir keine Zeit mehr für eine
Neumodellierung…«
    »Sie haben das Gefühl, dass die Sonne Sie
enttäuscht hat, nicht wahr?«, fragte Bud. »Weil
sie sich nicht so verhalten hat, wie Sie es von ihr erwartet
hatten.«
    »Ich habe Eugene zu erklären versucht, dass er
keinen Fehler gemacht hat«, sagte Michail. »Eugene
ist der brillanteste Experte, mit dem ich je zusammengearbeitet
habe, und ohne seine Einblicke…«
    »Hätten wir den Sturm nie kommen sehen, wäre
der Schild nie gebaut worden – wären nie diese vielen
Menschenleben gerettet worden.« Bud seufzte. »Sie
dürfen sich nicht so quälen, Eugene. Und wir brauchen
nun Ihre Hilfe – mehr denn je.«
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Michail.
»Es bewegt sich viel schneller als ein normaler
Masseausstoß.«
    »Aber das ist auch kein Tag wie jeder andere,
stimmt’s? Wie lang noch?«
    »Wir haben eine Stunde«, sagte Michail.
»Vielleicht noch weniger.«
    Die Antwort war lächerlich; Bud vermochte es kaum zu
glauben. Was konnte er in einer Stunde tun? »Was
kommt also zuerst?«
    »Als Vorläufer eine Schockwelle«, sagte
Eugene. »Mehr oder weniger harmlos – wird ein starkes
Radiorauschen ergeben.«
    »Und dann?«
    »Das Gros der Wolke wird zuschlagen«, sagte
Michail. »Eine Nebelbank so breit wie die Sonne selbst,
über eine Million Kilometer, die direkten Kurs auf die Erde
nimmt. Ungewöhnlich ist nur, dass sie ziemlich flach ist,
eine Art Linse. Wir glauben, dass ihre Form der
ungewöhnlichen Entstehung zu verdanken ist. Sie wird
hauptsächlich aus relativistischen Partikeln bestehen
– Protonen und Elektronen.«
    »Relativistisch bedeutet eine Ausbreitung in der
Nähe der Lichtgeschwindigkeit?«
    »Ja. Und sehr energiereich. Höchst energiereich. Oberst, ein Proton vermag das Licht zwar nicht zu
überholen, aber bei der Annäherung an diese finale
Grenze vermag sie enorm viel kinetische Energie
aufzunehmen…«
    »Und diese energiereichen Partikel werden den Schaden
anrichten«, sagte Eugene. »Oberst, es wird ein
Teilchensturm werden.«
    Bud gefiel der Ton nicht, in dem er es sagte.
    Am 9. Juni 2037 war eine ähnliche Wolke schneller
Partikel gegen die Erde angebrandet. Zum größten Teil
war sie vom Magnetfeld der Erde absorbiert worden. Der
größte Schaden war damals durch Schwankungen des
Erdmagnetfelds entstanden, die wiederum elektrische Ströme
im Erdboden induziert hatten.
    »Diesmal wird es anders kommen«, sagte Michail.
»Die Partikel werden direkt auf den Erdboden
einwirken.«
    »Was bedeutet das?«, schnauzte Bud. »Reden
Sie Klartext, verdammt noch mal!«
    »Diese Sonnenpartikel sind so energiereich«,
erwiderte Eugene, »dass die meisten von ihnen die
Magnetosphäre und die Atmosphäre

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