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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Bud, dass wir das
überstehen würden. Du kennst einen Weg, den
Teilchensturm abzuwehren, nicht wahr?«
    »Ja«, gestand sie kleinlaut. »Ich konnte es
Ihnen nicht sagen, Bud. Ich konnte einfach nicht!«
    »Wieso nicht?«
    »Weil Sie mich vielleicht gestoppt
hätten.«
     
    Es dauerte ein paar Minuten, um das Prinzip von Athenes
Lösung zu erfassen. Es war ziemlich einfach. Im Grunde war
Michail und Eugene die Methode lang vorm schicksalhaften Aufruhr
der Sonne bekannt.
    Die ›van-Allen-Strahlungsgürtel‹ der Erde
erstrecken sich aus einer Höhe von tausend Kilometern
überm Äquator bis in eine Entfernung von sechzigtausend
Kilometern von der Erde. Dort werden geladene Sonnenwindteilchen,
Masseausstöße und andere Ereignisse von der
Magnetosphäre eingefangen. Das hat Auswirkungen in der
Praxis: Satelliten in diesem Bereich unterliegen der
ständigen Gefahr, dass ihre elektrischen Komponenten durch
den unablässigen Wind geladener Teilchen in Mitleidenschaft
gezogen werden.
    Aber man hatte eine Möglichkeit gefunden, die Teilchen
aus den van-Allen-Gürteln zu ›dränieren‹.
Das Konzept bestand darin, die Teilchen mit sehr niederfrequenten
Radiowellen abzulenken. An den magnetischen Polen würden sie
dann aus der van-Allen-Falle in die obere Atmosphäre
entweichen. Dieses Prinzip hatte man sich seit 2015 zunutze
gemacht, als eine Anzahl Schutzsatelliten im Orbit um den
Gürtel stationiert worden war. Das war nicht sehr
energieaufwendig, wie Bud nun erfuhr: Eine Leistung von nur ein
paar Watt pro Satellit vermochte die Verweildauer eines Elektrons
im van-Allen-Gürtel zu halbieren.
    »Diese Reiniger sind in der Regel deaktiviert«,
sagte Michail. »Aber sie wurden jeweils nach den
stärksten Sonnenstürmen eingeschaltet – ach, und
2020, als durch die atomare Vernichtung von Lahore viele
energiereiche Teilchen in die obere Atmosphäre
gelangten.«
    »Es ist interessant, dass wir die van-Allen-Gürtel
noch nie in ihrem natürlichen Zustand beobachtet haben.
Gleich nach ihrer Entdeckung im Jahre 1958 ließen die
Vereinigten Staaten zwei große Atombomben überm
Atlantik explodieren, die den Gürtel mit geladenen Teilchen
überfluteten. Und seitdem haben die täglichen
Rundfunksendungen die Geschwindigkeit beeinträchtigt, mit
der die geladenen Teilchen abfließen…«
    Bud hob die Hand. »Das reicht. Athene, willst du den
Teilchensturm auf diese Art ablenken?«
    »Ja«, sagte Athene etwas zu beschwingt.
»Schließlich hat der Schild Ähnlichkeit mit
einer großen Antenne und ist mit elektronischen Komponenten
gespickt.«
    »Aha.« Michail wandte sich ab, murmelte Eugene
etwas zu und hieb auf eine Softscreen. »Oberst, es
könnte klappen. Die elektronischen Komponenten des Schilds
sind leicht und haben eine geringe Leistung. Mit einer
intelligenten Koordination durch Athene könnten sie aber
Pulse sehr langer Radiowellen erzeugen – so lang wie der
Durchmesser des Schilds, wenn es sein muss. Der Teilchensturm ist
so groß, dass wir ihn nicht vollständig abzufangen
vermögen. Athene könnte aber eine Bresche schlagen,
eine erdgroße Bresche.« Er überprüfte die
Zahlen und zuckte die Achseln. »Es wird nicht perfekt sein.
Aber es wird genügen, glaube ich.«
    »Natürlich ist es die geringe Dicke dieser Wolke,
die uns eine Chance eröffnet«, warf Eugene ein.
    Bud verstand nicht. »Was hat die Dicke denn damit zu
tun?«
    »Das bedeutet, dass die Wolke schnell vorbeiziehen wird.
Und das ist wichtig. Weil der Schild das nämlich nicht lang
aushalten wird.« Eugene sagte das auf seine übliche
kalte, nüchterne Weise. »Verstehen Sie?«
    Michail musterte Bud. »Oberst Tooke, der Schild ist
dafür nicht konzipiert worden. Die Energiebelastung –
die Komponenten werden ziemlich schnell überlastet sein und
durchbrennen.«
    Bud verstand. »Und Athene?«
    »Athene wird nicht überleben«, sagte Michail
betrübt.
    Bud rieb sich das Gesicht. »Oh, Mädchen.«
     
    Sie klang kleinlaut. »Habe ich etwas falsch gemacht,
Bud?«
    »Nein. Nein, du hast nichts falsch gemacht. Aber deshalb
konntest du es mir auch nicht sagen, stimmt’s?«
    Als sie erkannte, dass sie die Erde retten konnte, indem sie
sich selbst opferte, war Athene sich ihrer Pflicht sofort bewusst
gewesen. Aber sie hatte befürchtet, dass Bud sie vielleicht
stoppte, und dann wäre die Erde verloren gewesen. Das konnte
sie nicht zulassen.
    Seit dem Moment, als sie hochgefahren wurde, hatte sie

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