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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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spannte sich über den Highway zwischen den beiden Hügeln.

    KALIFORNISCHE E.T.-RESERVATION BAJA
    Zutritt für Probanden nur mit Genehmigung. Erstbesucher werden aufgefordert, sich an das Informationszentrum zu wenden. 
    Das Mitbringen von Fetischen und das Tragen neolithischer Kleidung ist nicht gestattet.
    Es wird gebeten, ›Häute‹ im Informationszentrum abzugeben.

    Jacob grinste. Diese letzte Aufforderung war für die ›Zeitungen‹ ein gefundenes Fressen gewesen. Auf jedem Kanal gab es Cartoons von Reservatsbesuchern, die gezwungen wurden, sich aus ihrer Haut zu schälen, während zwei schlangenähnliche ETs beifällig zuschauten.
    Am Gipfel stauten sich die parkenden Fahrzeuge. Als Jacob diesen Punkt erreichte, kam die Barriere in Sicht.
    Auf einem breiten Streifen Brachlandes, der sich von Osten nach Westen erstreckte, stand wieder eine Reihe von Zuckerstangenpfählen, lückenlos diesmal. Von vielen dieser glatten Pfosten war die Farbe abgeblättert, und eine Staubschicht lag auf den runden Lampen, die die Spitzen bedeckten.
    Die allgegenwärtigen P-Sensoren dienten hier als sichtbares Sieb, das es den Bürgern ermöglichte, das ET-Reservat ungehindert zu betreten und zu verlassen; Probanden hingegen ermahnte es, draußen, und Aliens, drinnen zu bleiben. Es erinnerte plump an die Tatsache, die von den meisten Leuten sorgsam ignoriert wurde: daß nämlich ein großer Teil der Menschheit implantierte Sender in sich trug, weil der andere, der größere Teil ihm mißtraute. Die Mehrheit wünschte keinen Kontakt zwischen Extraterrestriern und solchen, die sich in einem psychologischen Test als ›zu Gewalttätigkeit neigend‹ erwiesen hatten.
    Anscheinend leistete die Barriere gute Arbeit. Weiter vorn wurde das Gedränge zu beiden Seiten immer dichter und die Kostümierung wilder, aber auf der Nordseite der Reihe der P-Pfähle kamen die drängenden und schiebenden Massen zum Stehen. Ein paar der ›Hemden‹ und ›Häute‹ waren wahrscheinlich Bürger, aber auch sie blieben bei ihren Freunden auf dieser Seite – aus Höflichkeit, vielleicht auch aus Protest.
    Das dichteste Gedränge herrschte unmittelbar nördlich der Barriere. ›Hemden‹ wie ›Häute‹ bedachten die eilig hindurchgleitenden Autofahrer mit obszönen Handzeichen.
    Jacob blieb auf dem Führungsstreifen und schaute umher; er beschattete seine Augen mit der Hand und genoß das Spektakel.
    Ein junger Mann auf der linken Seite, von Kopf bis Fuß in silbernen Satin gehüllt, hielt ein Plakat in die Höhe, auf dem stand:

    Auch die Menschheit wurde geliftet.
Laßt unsere E.T.-Vettern frei!

    Ihm gegenüber, auf der anderen Straßenseite, schwenkte eine Frau einen Speer, an dem ein Transparent befestigt war. Es trug die Aufschrift:

    Wir haben es allein geschafft!
Eaties runter von der Erde!

    Und genau damit war die ganze Kontroverse auf den Punkt gebracht: Die ganze Welt wartete darauf, zu erfahren, ob Darwins Anhänger recht hatten oder ob diejenigen, die Däniken folgten, die richtige Auffassung vertraten. ›Hemden‹ und ›Häute‹ waren nur die fanatischen Ränder einer Kluft, die die Menschheit in zwei philosophische Lager teilte. Die Frage, um die es ging, lautete: Wie ist der Homo sapiens zum denkenden Wesen geworden?
    War das denn alles, was ›Hemden‹ und ›Häute‹ repräsentierten?
    Die ersteren trieben es in ihrer Liebe zu den Aliens zu einem beinahe pseudoreligiösen Wahn. Hysterische Xenophilie?
    Und die Neolithiker mit ihrer Vorliebe für Höhlenmenschenkleidung und antiker Folklore – wurzelte ihr Geschrei nach Unabhängigkeit vom ET-Einfluß‹ etwa in etwas viel Primitiverem: in der Angst vor dem Unbekannten, dem mächtigen Fremden? Xenophobie?
    Eines wenigstens stand für Jacob fest: ›Hemden‹ und ›Häute‹ hatten ihre ablehnende Haltung gemeinsam. Sie waren sich einig in der Ablehnung der behutsamen Kompromißpolitik der Konföderation gegenüber den Aliens. Einig in der Ablehnung der Bewährungsgesetze, die so viele von ihnen in eine Art Ghetto verbannten. Einig in der Ablehnung einer Welt, in der kein Mensch mehr seiner Wurzeln sicher sein konnte.
    Ein alter, unrasierter Mann zog Jacobs Aufmerksamkeit auf sich. Er hockte neben der Straße, hüpfte auf und nieder, deutete auf den Boden zwischen seinen Beinen und brüllte durch den Staub, den die Menge aufwirbelte. Jacob bremste, als er sich ihm näherte.
    Der Mann trug eine Pelzjacke und handgenähte Reithosen aus Leder. Sein Gebrüll und Gehüpfe wurde

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