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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hektischer, als Jacob herankam.
    »Dooo-dooo!« schrie er, als sei dies eine gräßliche Beleidigung.
    Schaum trat ihm auf die Lippen, und wieder deutete er auf den Boden. »Dooo-dooo! Dooo-dooo!«
    Verwirrt bremste Jacob weiter, bis sein Wagen beinahe stehenblieb. Etwas flog von links an seinem Gesicht vorbei und krachte gegen das Fenster auf der Beifahrerseite. Dröhnend schlug etwas auf das Dach, und innerhalb weniger Sekunden prasselte ein Sperrfeuer aus kleinen Steinchen mit ohrenbetäubendem Getrommel auf den Wagen nieder.
    Er ließ das Fenster an der linken Seite hinaufgleiten, schaltete hastig die Automatik des Wagens aus und beschleunigte. Die dünne Metallund Plastikkarosserie des Flitzers bekam bei jedem Treffer eine neue Delle. Plötzlich gafften grinsende Gesichter durch die Seitenfenster; es waren junge, harte Gesichter mit herabhängenden Schnurrbärten. Als er ein wenig beschleunigte, rannten die Jugendlichen neben dem Wagen her und hämmerten mit ihren Fäusten darauf herum, wobei sie laut durcheinander brüllten.
    Als die Barriere nur noch wenige Meter weit entfernt war, lachte Jacob auf und beschloß herauszufinden, was sie eigentlich wollten. Er nahm den Fuß vom Gas und wandte sich nach links, um den Mann zu befragen, der neben ihm rannte, einen Halbwüchsigen, der gekleidet war wie ein Science Fiction-Held aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Die Menge am Straßenrand war ein verschwommenes Gewirr von Plakaten und Kostümen. Noch bevor er etwas sagen konnte, wurde der Wagen von einem dröhnenden Schlag erschüttert. Ein Loch klaffte in der Windschutzscheibe, und Brandgeruch erfüllte die Wagenkabine.
    Jacob beschleunigte wieder und hatte die Barriere im nächsten Moment erreicht. Die Kette der Zuckerstangenpfähle huschte vorbei, und plötzlich war er allein. Im Rückspiegel sah er, wie seine Begleiter sich sammelten. Die Jugendlichen brüllten ihm nach, als er davonfuhr, und reckten ihre Fäuste aus den Ärmeln ihrer futuristischen Gewänder. Er grinste und öffnete das Fenster, um zurückzuwinken.
    Wie soll ich das alles nur der Autovermietung erklären? dachte er. Soll ich sagen, ich sei von den Streitkräften des Ming-Imperiums angegriffen worden, oder werden sie mir die Wahrheit abnehmen?
    Die Polizei zu informieren, hatte keinen Sinn. Die Lokalpolizei würde nichts unternehmen können, ohne eine P-Fahndung einzuleiten, und unter so vielen P-Sendern würden einige wenige sicherlich untergehen. Außerdem hatte Fagin ihn gebeten, im Zusammenhang mit der Versammlung Diskretion walten zu lassen.
    Er ließ die Fenster heruntergleiten, damit der Fahrtwind den Qualm davontragen konnte. Mit der Spitze seines kleinen Fingers bohrte er in dem Einschußloch in der Windschutzscheibe herum und lächelte verständnislos.
    Im Grunde hat es dir Spaß gemacht, nicht wahr? dachte er. Es war berauschend, das Adrenalin strömen zu lassen, aber etwas ganz anderes, im Angesicht der Gefahr zu lachen. Das Hochgefühl, das er in dem Aufruhr an der Barriere empfunden hatte, bereitete einem Teil seiner selbst größere Sorgen als die mysteriöse Gewalttätigkeit der Menge ... ein Symptom seiner Vergangenheit.
    Ein paar Minuten vergingen, und dann erklang ein Signalton aus dem Armaturenbrett.
    Er blickte auf. Ein Anhalter? Hier draußen? Weiter unten an der Straße, weniger als einen halben Kilometer weit vor ihm, stand ein Mann am Straßenrand und hielt seine Uhr in den Leitstrahl. Zwei Reisetaschen standen neben ihm auf dem Boden.
    Jacob zögerte. Aber hier, innerhalb der Reservation, durften sich nur Bürger aufhalten. Ein paar Meter hinter dem Mann steuerte er an den Straßenrand.
    Der Bursche kam ihm irgendwie bekannt vor. Es war ein rotgesichtiger kleiner Mann im dunkelgrauen Büroanzug, und sein Bauch wippte, als er die beiden schweren Taschen aufhob und neben den Wagen wuchtete. Schweiß lief ihm übers Gesicht, als er sich zum Beifahrerfenster bückte und hereinspähte.
    »Junge, was für eine Hitze!« stöhnte er. Er sprach Standard-Englisch mit starkem Akzent.
    »Kein Wunder, daß niemand auf dem Leitstreifen fährt!« fuhr er fort und wischte sich dabei mit einem Taschentuch über die Stirn. »Sie fahren alle schnell, um sich ein bißchen Wind zu verschaffen, nicht wahr? Aber Sie kommen mir bekannt vor; wir müssen uns schon einmal irgendwo begegnet sein. Ich bin Peter LaRoque – oder Pierre, wenn Sie wollen. Ich bin bei Les Mondes.«
    Jacob richtete sich auf. »Oh – ja, LaRoque. Wir kennen uns. Ich bin

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