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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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verstehe.«
    »Ja, der arme Kerl schlägt nur zurück. Sie, die Bürger, nennen ihn Pee-Pee. Ist es also nicht einfach gerecht, wenn er Sie bezichtigt, dogmatisch und domestiziert zu sein? Ergo: Doo-Doo.«
    Jacob lachte ganz wider Willen. Die Straße vor ihnen machte eine Biegung.
    »Ich frage mich nur, weshalb alle diese Leute an der Barriere versammelt waren? Sie schienen auf etwas zu warten.«
    »An der Barriere?« wiederholte LaRoque. »Ah ja. Wie ich höre, geschieht das jeden Donnerstag. Eaties aus dem Zentrum gehen hin, um sich die Nicht-Bürger anzusehen, und diese wiederum kommen, um eine Eatie zu bestaunen. Drollig, nicht? Man weiß nicht genau, welche Seite der anderen die Erdnüsse zuwirft.«
    Die Straße zog sich um einen Hügel, und dann kam ihr Ziel in Sicht.
    Das Informationszentrum, ein paar Kilometer weit nördlich von Ensenada, war eine ausgedehnte Anlage von ET-Quartieren, einem öffentlichen Museum und, versteckt im hinteren Teil, einer Kaserne der Grenzpatrouillen. An einem großen Parkplatz stand das Hauptgebäude, in dem die Erstbesucher im galaktischen Protokoll unterwiesen wurden.
    Der Busbahnhof befand sich auf einem kleinen Plateau zwischen Highway und Ozean, und von hier aus konnte man weit über beide hinwegblicken. Jacob parkte den Wagen vor dem Haupteingang.
    LaRoque kaute mit hochrotem Gesicht an irgendeinem Gedanken herum. Unvermittelt blickte er auf.
    »Sie wissen, ich habe einen Witz gemacht, vorhin, als ich von den Erdnüssen sprach. Ich habe nur einen Witz gemacht.«
    Jacob nickte und fragte sich, was plötzlich in den Mann gefahren sein mochte. Merkwürdig.

3. Gestalt
    Jacob half LaRoque, sein Gepäck in den Busbahnhof zu schaffen. Dann ging er hinüber zum Hauptgebäude und suchte sich ein Plätzchen zum Hinsetzen. Erst in zehn Minuten erwartete man ihn auf der Konferenz.
    Er fand einen kleinen Hof mit schattigen Bäumen und Picknicktischen. Von dort aus blickte man auf einen bescheidenen Hafen hinunter. Er suchte sich einen Tisch aus und legte die Füße auf die Bank. Die Kühle der Keramikfliesen und die Brise, die vom Meer hereinwehte, drang durch seine Kleidung und vertrieb das Rot von seiner Haut und den Schweiß aus seiner Jacke.
    Ein paar Minuten lang saß er ruhig da und entspannte die harten Muskeln in seinem Rücken und Nacken. Langsam wich die Anstrengung der Fahrt aus seinen Gliedern. Er richtete den Blick auf ein kleines Segelboot, ein Sportboot, dessen Klüver und Hauptsegel grüner leuchteten als das Meer. Und dann ließ er eine Trance über seine Augen sinken.
    Er schwebte. Eines nach dem anderen betrachtete er die Dinge, die seine Sinne ihm enthüllten, und dann löschte er sie aus. Er konzentrierte sich auf seine Muskeln, auf einen nach dem anderen, und schaltete Gefühle und Spannungen ab. Langsam wurden seine Gliedmaßen taub und fremd.
    Ein Jucken an seinem Schenkel blieb hartnäckig, aber seine Hände ruhten in seinem Schoß, bis es schließlich doch von allein verschwand. Der Salzgeruch der See war angenehm, aber zugleich auch ablenkend. Er ließ ihn verschwinden. Er schaltete das Geräusch seines Herzschlags ab, indem er ihm so aufmerksam lauschte, daß es schließlich zu vertraut war, um von ihm noch wahrgenommen zu werden.
    Wie er es seit zwei Jahren tat, führte Jacob seine Trance durch eine kathartische Phase, in der Bilder kamen und in heilsamem Schmerz erschreckend schnell wieder verflogen – wie zwei auseinandergebrochene Teile, die wieder verschmelzen und eins werden wollten. Es war ein Vorgang, den er nie genoß.
    Er war allein – oder doch beinahe allein. Geblieben war nur ein Stimmengeplätscher im Hintergrund. Einen Moment lang war ihm, als höre er Gloria und Johnny, die sich über Makakai stritten, und dann schnatterte Makakai selbst etwas Unehrerbietiges auf Pidgin-Trinär.
    Behutsam führte er jeden Laut davon und wartete auf den einen, der wie gewöhnlich mit vorhersehbarer Plötzlichkeit ertönte: Tanias Stimme, die etwas rief, das er nicht verstand, als sie mit ausgestreckten Armen an ihm vorbeistürzte. Er hörte sie, während sie den Rest der zwanzig Meilen bis zum Boden fiel, zu einem winzigen Punkt wurde und schließlich verschwand... immer noch rufend...
    Auch diese zarte Stimme verhallte, aber diesmal hinterließ sie größeres Unbehagen als sonst.
    Eine wilde, übertrieben chaotische Version des Zwischenfalls an der Zonengrenze durchzuckte seinen Geist. Plötzlich war er wieder dort, und diesmal stand er inmitten der

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