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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gesundes Quantum an Abneigung, gefolgt von direkter statt verstohlener Neugier.
    Auf den ersten Blick sah es aus, als werde er den Test vermutlich bestehen. Nicht daß er daran je wirklich gezweifelt hatte.
    »Ob wohl jemals jemand lernen wird, bei einem P-Test zu mogeln?« fragte er und reichte Martine das Blatt zurück.
    »Eines Tages vielleicht«, meinte sie, während sie ihre Unterlagen einsammelte. »Aber die Konditionierung, die man braucht, um die Reaktion eines Menschen auf plötzliche Stimuli zu verändern, auf ein Bild etwa, das so kurz zu sehen ist, daß nur das Unterbewußtsein Zeit zum Reagieren hat – eine solche Konditionierung würde mit so vielen Nebenwirkungen, so vielen neuen Verhaltensmustern einhergehen, daß sie im Test zwangsläufig auftauchen müßte. Die Endanalyse ist sehr einfach: Entweder erreicht der Prüfling Null oder eine positive Summe, die ihn zum Bürger qualifiziert, oder sein Geist ist den süßlich-kranken Genüssen einer Negativsumme verfallen. Das, mehr als irgendein Gewalttätigkeitsindex, ist die Essenz dieses Tests.« Sie wandte sich an den Arzt. »Stimmt’s, Dr. Laird?«
    Laird zuckte die Achseln. »Sie sind die Expertin.« Er hatte Martine langsam seine Gunst zurückerobern lassen, aber noch hatte er ihr nicht ganz verziehen, daß sie Kepler Medikamente verschrieben hatte, ohne ihn zu konsultieren.
    Nach der großen Enthüllung hatte sich auch herausgestellt, daß Martine dem Projektleiter niemals Warfarin verschrieben hatte. Jacob hatte sich an Bubbacubs Angewohnheit erinnert, an Bord der Bradbury auf Kleidungsstücken einzuschlafen, die nachlässig auf Kissen oder Sesseln abgelegt worden waren. Anscheinend hatte der Pil sich diese Gewohnheit zunutze gemacht und ein Medikament in Keplers Taschenapotheke geschmuggelt, das zu negativen Verhaltensabwiechungen führen würde.
    Das erschien glaubhaft. Bei der letzten Tauchfahrt war Kepler tatsächlich nicht mehr dabei gewesen. Sein scharfer Verstand hätte Bubbacubs Trick mit dem ›Lethani-Gerät‹ leicht durchschauen können. Seine auffälligen Aktionen hingegen hätten langfristig ebenfalls dazu beigetragen, Sundiver zu diskreditieren.
    Es fügte sich alles zusammen, aber Jacob fand, daß allen diesen Deduktionen trotzdem der Geschmack einer Mahlzeit aus Proteinflocken anhaftete. Sie genügten, um jeden Zweifel zu besänftigen, aber es fehlte ihnen an Saft und Aroma. Eine Schüssel voller Vermutungen.
    Einige von Bubbacubs Untaten waren bewiesen. Die übrigen würden im Reich der Spekulation bleiben müssen, da der Bibliotheksrepräsentant diplomatische Immunität besaß.
    Pierre LaRoque trat zu ihnen. Die Haltung des Franzosen war bescheiden. »Wie lautet das Urteil, Dr. Laird?«
    »Es kommt ganz klar zum Ausdruck, daß Mr. LaRoque keine zu asozialer Gewalttätigkeit neigende Persönlichkeit ist und die Qualifikation zum Probanden nicht erfüllt«, stellte Laird fest. »Im Gegenteil – er zeigt einen recht hohen sozialen Bewußtseinsindex. Vielleicht ist dies ein Grund für seine Probleme. Anscheinend sublimiert er etwas. Er wäre gut beraten, in einer Klinik um professionelle Hilfe einzukommen, wenn er wieder daheim ist.« Laird blickte mit strenger Miene auf LaRoque hinunter. Dieser nickte lediglich demütig.
    »Und die Kontrollpersonen?« erkundigte Jacob sich. Er hatte sich als letzter dem Test unterzogen. Helene daSilva, Dr. Kepler und drei willkürlich ausgewählte Besatzungsmitglieder hatten sich gleichfalls dem Apparat gestellt. Helene hatte keinen weiteren Gedanken an das Testergebnis verschwendet und die Männer von der Besatzung mitgenommen, als sie hinuntergefahren war, um die hastige Startüberprüfung des Sonnenschiffs zu beaufsichtigen. Kepler hatte die Stirn gerunzelt, als Dr. Laird ihm unter vier Augen die Resultate seines Tests vorgelesen hatte und war dann beleidigt davonstolziert. Laird hob die Hand und massierte mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken dicht unter den Augenbrauen. »Oh, da ist kein einziger Proband unter den Leuten, wie das nach Ihrer kleinen Show ja auch zu erwarten war. Aber in den Köpfen einiger Leute hier blubbert es von Problemen und Dingen, die ich nicht verstehe. Wissen Sie, für einen Knochensäger vom Lande wie mich ist es nicht leicht, sich auf die Assistentenzeit zu besinnen und den Menschen in die Seele zu schauen. Ein halbes Dutzend Nuancen hätte ich glatt übersehen, wenn Dr. Martine mir nicht geholfen hätte. Unter diesen Umständen fällt es mir schwer,

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