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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Probanden. Ein bärtiger Mann, der gekleidet war wie ein piktischer Schamane, hielt ihm ein Fernglas entgegen und nickte beharrlich.
    Jacob nahm das Glas entgegen und schaute in die Richtung, die der Mann ihm wies. Hitzewellen, die vom Highway aufstiegen, verzerrten das Bild eines Busses, der auf der anderen Seite einer Reihe von Pfählen, die sich, bunt wie Zuckerstangen, bis zum Horizont hinzog. Jeder dieser Pfähle schien bis zur Sonne hinaufzureichen.
    Dann war das Bild verschwunden. Mit geübter Gleichgültigkeit widerstand Jacob der Versuchung, darüber nachzudenken, und sein Geist war völlig leer.
    Stille und Dunkelheit.
    Er ruhte in einer tiefen Trance und verließ sich darauf, daß seine innere Uhr ihm sagte, wann es Zeit zum Auftauchen sei. Langsam trieb er umher, zwischen Mustern, die nichts symbolisierten, und Bedeutungen, die ihm so lange vertraut waren, daß sie sich jeder Beschreibung, jeder Erinnerung entzogen, und geduldig suchte er nach dem Schlüssel. Er war da, das wußte er, und eines Tages würde er ihn finden.
    Die Zeit war jetzt ein Ding wie alle anderen, verloren in einem tieferen Strom.
    Das ruhige Dunkel wurde jäh von einem scharfen Schmerz durchbohrt, der die Isolation seines Geistes mühelos durchdrang. Es dauerte einen Moment, die Ewigkeit einer Hundertstelsekunde, den Schmerz zu lokalisieren. Es war ein gleißendes blaues Licht, das durch die geschlossenen Lider in seine von der Hypnose empfindsamen Augen stach. Einen Moment später, noch ehe er reagieren konnte, war es wieder fort.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Jacob seine Verwirrung niedergekämpft hatte. Er versuchte sich ausschließlich auf das Aufsteigen in die Bewußtseinsebene zu konzentrieren, während ein Strom von panischen Fragen wie Blitzlichter in seinem Kopf zerplatzte.
    Was für ein Artefakt des Unterbewußtseins war dieses blaue Licht gewesen? Ein Winkel von Neurosen, der sich so wütend zur Wehr setzte, verhieß nichts Gutes. Welche tief vergrabene Angst hatte er da angerührt?
    Als er zu sich kam, kehrte auch sein Hörvermögen wieder. Vor ihm hallten Schritte. Er filterte sie aus dem Rauschen des Windes und der See, aber in seiner Trance klangen sie wie das weiche Tappen, das Straußenfüße hervorbringen mochten, wenn man sie in Mokassins hüllte.
    Schließlich zerbrach die tiefe Trance vollends, Sekunden nach jenem subjektiven Lichtblitz. Er öffnete die Augen. Ein hochaufragender Alien stand vor ihm, wenige Schritte entfernt. Der erste Eindruck war der einer großen, weißen Gestalt mit riesigen roten Augen.
    Einen Moment lang war ihm, als wolle die Welt umkippen.
    Jacobs Hände zuckten zur Tischkante, und sein Kopf sank ihm auf die Brust, als er sich faßte. Er schloß die Augen.
    Eine feine Trance! dachte er bei sich. Mein Kopf fühlt sich an, als wolle er durch den Erdball stoßen und an der anderen Seite wieder zum Vorschein kommen.
    Er rieb sich die Augen und blickte noch einmal vorsichtig auf.
    Der Alien war immer noch da. Also war er wirklich. Er war humanoid und mindestens zwei Meter groß. Sein schlanker Körper war zum größten Teil in ein langes, silbern glänzendes Gewand gehüllt. Die Hände, in der ›Haltung des respektvollen Wartens‹ vor der Brust gefaltet, waren lang, weiß und glänzend.
    Ein sehr großer, runder Kopf neigte sich auf einem schlanken Hals nach vorn. Die lidlosen roten Augen hatten schmale Pupillen, und die Lippen des Mundes waren dick. Sie beherrschten das Gesicht, das noch mit einigen anderen, kleinen Organen ausgestattet war, deren Zweck ihm aber fremd war. Jacob hatte diese Spezies noch nie gesehen.
    Intelligenz leuchtete in den Augen.
    Jacob räusperte sich. Noch immer hatte er mit Wellen von Schwindelgefühl zu kämpfen.
    »Entschuldigung... Da man uns nicht miteinander bekannt gemacht hat, weiß ich nicht, wie ich Sie anzusprechen habe, aber ich nehme an, Sie wollten zu mir?«
    Der mächtige weiße Kopf verneigte sich tief zum Zeichen der Zustimmung.
    »Gehören Sie zu der Gruppe, zu der mich der Canten Fagin gebeten hat?«
    Wieder nickte der Alien.
    Vermutlich bedeutet das ›Ja‹, dachte Jacob. Ob er wohl sprechen kann? Wer weiß, was für ein unvorstellbarer Mechanismus hinter diesen gewaltigen Lippen verborgen ist.
    Aber wieso stand dieses Wesen einfach nur da? Oder war da etwas in seiner Haltung...
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß... daß Sie zu einer Klientenspezies gehören und warten, bis ich Ihnen erlaube zu sprechen?«
    Die ›Lippen‹ teilten sich

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