Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
sehen.
    Helene lächelte. Wenn wir nur die Maserverbindung noch hätten, dachte sie. Da hätten sie sehen können, wie wir uns angestrengt haben. Sie wüßten, daß die Solarier uns nicht töten wollten, wie manche jetzt glauben werden. Sie haben versucht, uns zu helfen. Wir haben mit ihnen gesprochen!
    Sie beugte sich über ihr Schaltpult, denn zwei Alarme gellten gleichzeitig.
    Dr. Martine wanderte ziellos hinter ihr und dem Copiloten auf und ab. Die Parapsychologin war ihrer Sinne mächtig, aber sie hatte sich noch nicht wieder völlig gefaßt. Eben war sie von der gegenüberliegenden Seite des Oberdecks herübergekommen. Ihr Gang war unstet, und sie murmelte etwas vor sich hin.
    Martine, dachte Helene, hatte Verstand genug, ihr vom Leibe zu bleiben – Ifni sei Dank! Aber sie wollte sich nicht anschnallen lassen. Helene zögerte, sie nach unten auf die B-Seite zu schicken. In ihrem derzeitigen Zustand würde die gute Frau Doktor keine große Hilfe sein.
    Gestank erfüllte die Luft. Helenes B-Seiten-Monitore zeigten nichts als wallende Rauchschwaden. Wenige Minuten zuvor hatte sie Gebrüll und dann den Lärm eines schrecklichen Handgemenges gehört. Zweimal war ein Schrei aus den Intercoms erklungen und wenige Augenblicke danach ein Kreischen, von dem selbst Tote erwacht wären. Jetzt war es still.
    Die einzige Emotion, die sie sich gestattete, war ein nüchternes Gefühl des Stolzes. Die Tatsache, daß der Kampf so lange gedauert hatte, war bereits ein glorreicher Erfolg, vor allem für Jacob. Eigentlich hätten Cullas Waffen ihnen allen ein jähes Ende bereiten müssen.
    Natürlich war es kaum wahrscheinlich, daß sie den Sieg davontragen würden. Inzwischen müßte sie längst wieder etwas gehört haben. Sie preßte einen schweren Deckel auf ihre Gefühle und redete sich ein, daß sie wegen der Kälte zitterte.
    Die Temperatur war auf fünf Grad Celsius gesunken. Je mehr die Effizienz ihres Reaktionsvermögens durch die Erschöpfung beeinträchtigt wurde, desto weiter ließ sie die Temperatur durch den immer regelloser arbeitenden Kühllaser verringern. Das Gegenteil, eine Steigerung der Temperatur, würde zur Katastrophe führen.
    Eine Verlagerung im EM-Feld drohte ein Fenster im Röntgen-UVBand zu öffnen. Mit behutsamen Fingern glich sie die Abweichung aus, und das Feld hielt.
    Ächzend sog der Ableitlaser die Hitze aus der Chromosphäre und stieß sie als Röntgenstrahlen nach unten wieder aus. Quälend langsam ging der Aufstieg vonstatten.
    Dann schrillte ein neuerlicher Alarm. Diesmal war es keine Abweichungswarnung. Diesmal war es der Schrei des sterbenden Schiffs.
    Der Gestank war gräßlich! Und schlimmer noch – es wurde eiskalt. Jemand ganz in der Nähe zitterte und hustete gleichzeitig. Verschwommen begriff Jacob, daß er es selbst war.
    In einem Keuchhustenanfall, der seinen Körper schüttelte, richtete er sich auf. Nachdem er sich von dem Anfall erholt hatte, saß er eine ganze Weile einfach nur da und fragte sich dumpf, wieso er noch lebte.
    Der Rauch, der über dem Deck hing, begann sich ein wenig zu lichten. Wolken und Schwaden trieben an ihm vorbei und wehten zu den singenden Ventilationskompressoren hinüber. Schon die Tatsache, daß er etwas sehen konnte, war ein Wunder. Er hob die Hand und berührte damit das linke Auge.
    Es war offen. Blind. Aber es war ganz! Er schloß das Lid und betastete es immer wieder mit seinen drei Fingern. Das Auge war noch da... und das Gehirn dahinter auch – gerettet vom dichten Qualm und durch die Erschöpfung der Energiereserven für Cullas Laserstrahl.
    Culla!
    Jacob riß den Kopf herum und suchte das Deck nach dem Alien ab. Er spürte, wie eine Welle der Übelkeit heranrollte, und er ließ sie über sich hinwegziehen, während er umherspähte.
    Eine schmale weiße Hand lag auf dem Boden, zwei Schritte weit entfernt. Eine Rauchwolke riß auf und gab den Blick auf sie frei. Die Luft wurde klarer, und nach und nach kam Cullas Körper ans Licht.
    Das Gesicht des ET war katastrophal verbrannt. Schwarze Krusten von verschmortem Schaum hingen fetzenweise aus dem, was von den großen Augen übrig war. Eine zischende blaue Flüssigkeit sickerte aus den Rissen neben den Augenhöhlen.
    Culla war offensichtlich tot.
    Kriechend bewegte Jacob sich voran. Erst mußte er nach LaRoque sehen, dann nach Fagin. Ja, so mußte es sein.
    Und dann mußte man schleunigst jemanden herunterholen, der sich mit dem Computer auskannte – falls überhaupt noch eine Chance bestand,

Weitere Kostenlose Bücher