Sonnentaucher
den Schaden zu beheben, den Culla hier angerichtet hatte.
LaRoque fand er, indem er seinem Stöhnen folgte. Er saß ein paar Meter weit hinter Culla und hielt sich den Kopf. Mit verquollenen Augen blickte er auf.
»Ooooh... Demwa, sind Sie das? Antworten Sie nicht. Ihre Stimme könnte meinen zerbrechlichen Kopf in tausend Stücke sprengen!«
»Alles... alles in Ordnung, LaRoque?«
LaRoque nickte. »Wir sind beide am Leben, also ist es Culla nicht mehr, ja? Er hat seine Arbeit an uns nicht zu Ende geführt, so daß wir noch Gelegenheit haben werden, uns zu wünschen, wir wären tot. Mon dieu! Sie sehen aus wie eine Portion Spaghetti! Sehe ich auch so aus?«
Welche Wirkungen der Kampf auch sonst gehabt haben mochte, er hatte dem Mann jedenfalls seinen Appetit auf Worte zurückgegeben.
»Kommen Sie, LaRoque, helfen Sie mir auf! Wir haben noch viel zu tun.«
LaRoque wollte aufstehen und schwankte dann. Er klammerte sich an Jacobs Schulter, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Jacob drängte Schmerzenstränen zurück. Zappelnd halfen sie einander auf die Beine.
Die Brandfackeln mußten erloschen sein, denn die Luft klärte sich jetzt rasch. Aber immer noch wehten Rauchfahnen durch die Luft, und stinkende Schwaden hingen vor ihren Gesichtern, als sie um die Kuppel herumtorkelten.
Einmal begegneten sie dem Strahl des P-Lasers, einem dünnen, geraden Strich, der sich über ihren Weg zog. Da sie nicht darüber hinwegsteigen oder darunter hindurchkriechen konnten, durchquerten sie ihn einfach. Jacob verzog das Gesicht, als der Strahl eine feine blutige Linie außen über seinen rechten und innen über seinen linken Oberschenkel zeichnete. Sie setzten ihren Weg fort.
Als sie auf Fagin stießen, befand sich dieser im Koma. Ein mattes Geräusch drang aus den Blasmund, und die silbrigen Glöckchen klingelten, aber der Canten reagierte nicht auf ihre Fragen. Sie versuchten, ihn zu bewegen, doch das war unmöglich. Scharfe Klauen waren aus Fagins Wurzelfüßen gedrungen und hatten sich in das zähe, elastische Material des Bodens gebohrt. Es waren Dutzende, und sie ließen sich nicht lösen.
Jacob hatte sich um andere Dinge zu kümmern. Widerwillig führte er LaRoque um den Canten herum, und sie schwankten auf die Luke in der Kuppelwand zu.
Neben dem nächsten Intercom blieb Jacob keuchend stehen.
»Hei... Helene...«
Er wartete. Niemand antwortete. Er hörte das schwache Echo seiner Worte von oben. An der Technik lag es also nicht. Was war los?
»Helene, hörst du mich? Culla ist tot! Aber wir... sind ziemlich mitgenommen... Du... du oder Chen – jemand muß herunterkommen und... reparieren...«
In der kalten Luft, die der Kühllaser verströmte, erlitt er einen Anfall von Schüttelfrost. Er konnte nicht mehr sprechen. Mit LaRoques Hilfe taumelte er an dem Ventilationsrohr vorbei und fiel auf dem steilen Boden der Gravitationsschleife vornüber.
Er rollte sich auf die Seite, um seinen verbrannten Rücken zu schonen, und ein neuerlicher Hustenanfall schüttelte ihn. Nur langsam ließ das Keuchen nach und hinterließ einen rauhen Schmerz in seiner Brust.
Der Schlaf wollte ihn übermannen. Nur mühsam kämpfte er ihn nieder. Ausruhen. Nur einen Moment ausruhen und dann auf, durch den Ring und zum Oberdeck. Nachsehen, was los ist.
Seine Arme und Beine sandten Wellen von stechendem Schmerz in sein Hirn. Es waren zu viele, und sein Verstand war zu unscharf, als daß er sie alle hätte ableiten können. Auch eine Rippe schien gebrochen zu sein, vermutlich während des Kampfes mit Culla.
Aber das alles war nichts im Vergleich zu dem pochenden Schmerz in der linken Gesichtshälfte. Es fühlte sich an, als klebe dort eine glühende Kohle.
Das Deck im Gravitationsring fühlte sich seltsam an. Das eng um die Schleife gewickelte G-Feld hätte gleichmäßig an seinem Körper ziehen müssen. Statt dessen aber schien es aufzuwallen wie ein Ozean und kräuselte sich unter seinem Leib in winzigen Wellen von Leichtigkeit und Schwere.
Offensichtlich war hier etwas nicht in Ordnung. Aber es fühlte sich gut an – einschläfernd. Schlafen... das wäre schön...
»Jacob! Gott sei Dank!« Helenes Stimme hallte um ihn herum, aber sie klang dennoch wie aus weiter Ferne – freundlich, das ja, und auch warm, aber auch bedeutungslos.
»Keine Zeit zum Reden! Komm schnell herauf, Liebling! Die G-Felder brechen zusammen! Ich schicke Martine, aber...« Etwas klapperte, und die Stimme brach ab.
Es wäre schön gewesen, Helene noch
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