Sonnentaucher
vergessenen Träume aus einem anderen Leben.
Er fand Dr. Kepler, Bubbacub und Fagin in der Hauptlounge. Kepler lud ihn ein, sich zu ihnen zu setzen.
Die Gruppe machte es sich auf einigen Sitzkissen vor der Aussichtsluke bequem. Bubbacub hatte einen Becher mitgebracht. Darin war etwas, das aussah und – Jacob konnte es im Vorbeigehen erschnuppern – auch roch, als sei es giftig. Fagin bewegte sich mit trägen Schlenkern zu den Kissen. Er trug nichts bei sich.
Die Reihe der Fenster, die sich an der gekrümmten Peripherie des Schiffes entlangzog, wurde in der Lounge durch eine große, kreisförmige Scheibe durchbrochen, ein riesiges rundes Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte. Die flache Seite ragte etwa dreißig Zentimeter weit in den Raum herein und war hinter einer fest verriegelten Blende verborgen.
»Wir sind froh, daß Sie es geschafft haben«, kläffte Bubbacub durch seinen Vodor. Er hatte es sich auf einem der Kissen bequem gemacht. Nach diesen Worten tauchte er sein Maul in den mitgebrachten Becher und würdigte Jacob und die anderen keines Blickes mehr. Jacob fragte sich, ob der Pil sich Mühe gab, höflich und gesellig zu sein, oder ob sein Charme eine Naturbegabung war.
Jacob sah Bubbacub als einen ›Er‹, obgleich er keine Ahnung hatte, welchen Geschlechtes Bubbacub war. Abgesehen von dem Vodor und einem kleinen Beutel trug Bubbacub zwar nichts am Leibe, aber was Jacob von der Anatomie des Alien sehen konnte, vergrößerte die Verwirrung nur. So hatte er zum Beispiel erfahren, daß die Pila Eier legten und ihre Jungen nicht säugten. Aber etwas, das aussah wie eine Reihe Zitzen, reichte wie Hemdknöpfe vom Hals bis zu den Oberschenkeln. Jacob konnte sich nicht vorstellen, welchem Zweck sie dienen mochten. Das Datanetz erwähnte sie nicht. Jacob hatte sich deshalb eine Zusammenfassung aus der Bibliothek bestellt.
Fagin und Kepler unterhielten sich über die Geschichte der Sonnenschiffe. Fagins Stimme klang dumpf, weil seine oberen Verästelungen und sein Blasloch die schalldämpfenden Deckenpaneele berührte. (Jacob hoffte, daß Canten nicht zur Klaustrophobie neigten. Aber wovor mochte sich ein sprechendes Gemüse überhaupt fürchten? Angeknabbert zu werden, vielleicht. Wie die sexuellen Sitten einer Rasse wohl aussehen mochten, die zur Liebe die Vermittlung einer Art zahmer Hummel benötigte?) »Dann waren Sie durch diese ausgezeichneten Improvisationen also in der Lage«, sagte Fagin eben, »Instrumenten-Container bis in die Photosphäre zu befördern, ohne daß Ihnen die geringste Hilfe von außen zuteil geworden wäre? Das ist höchst eindrucksvoll, und es wundert mich, daß ich in den Jahren, die ich hier verbracht habe, niemals etwas von Ihren Abenteuern aus der Periode vor dem Kontakt erfahren habe.«
Kepler strahlte. »Sie müssen verstehen, daß das Bathysphärenprojekt erst der Anfang war. Das war lange vor meiner Zeit. Als vor dem Kontakt der Laser-Antrieb für die interstellare Raumfahrt entwickelt wurde, war man in der Lage, Robotschiffe abzusetzen, die an Ort und Stelle schwebten, und durch die Thermodynamik beim Einsatz eines Hochtemperatur-Lasers konnte man Überschußhitze ableiten und das Innere der Sonde kühlen.«
»Dann war man ja kurz davor, Menschen damit zu befördern!«
Kepler lächelte betrübt. »Nun, vielleicht. Es gab solche Pläne. Aber ein Lebewesen zur Sonne und wieder zurück zu befördern – damit verbanden sich mehr Probleme als nur die Hitze und die Gravitation. Das größte Hindernis war die Turbulenz. Es wäre schön gewesen, zu sehen, ob wir dieses Problem hätten lösen können.« Keplers Augen glänzten. »Pläne dazu gab es.«
»Aber dann stieß die Vesarius bei Cygnus auf die Schiffe der Tymbrimi«, sagte Jacob.
»Ja, und aus diesem Grund werden wir es nie herausfinden. Als die Pläne entwickelt wurden, war ich noch ein kleiner Junge. Jetzt sind sie freilich hoffnungslos veraltet. Und wahrscheinlich ist das auch völlig bedeutungslos ... Es hätte unvermeidliche Verluste, auch Todesfälle, gegeben, wenn wir es ohne die Stasis versucht hätten... Der Schlüssel zu Sundiver ist jetzt die Kontrolle über den Zeitfluß, und ich bin der letzte, der sich über die Resultate beklagen kann.«
Die Miene des Wissenschaftlers verfinsterte sich plötzlich. »Das heißt, bis jetzt.«
Kepler verstummte und starrte auf den Teppich. Jacob beobachtete ihn ein Weilchen. Dann legte er die Hand vor den Mund und hustete. »Da wir gerade davon sprechen – wie
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