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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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mit dem Verlust seiner Frau und eines großen Teils seines Geistes bezahlt. Es war ein zu hoher Preis gewesen.
    Die Erde war zu einer Scheibe geworden, als Jacob sich auf die Suche nach der Schiffsbar machte. Plötzlich verlangte es ihn nach Gesellschaft. Als er an Bord gekommen war, hatte er sich nicht so gefühlt. Er hatte seine liebe Not gehabt, sich für Gloria und die anderen im Center eine Ausrede auszudenken. Makakai hatte eine Szene gemacht. Außerdem war ein großer Teil des Forschungsmaterials über Solarphysik, das er bestellt hatte, nicht angekommen und würde ihm nun zum Merkur nachgeschickt werden müssen. Und schließlich war er in nachdenkliches Grübeln darüber verfallen, weshalb er sich überhaupt dazu hatte überreden lassen mitzukommen.
    Nun schlenderte er durch den Hauptgang am Schiffsäquator, bis er die überfüllte, matt erleuchtete Bar gefunden hatte. Er drängte sich an eng beieinander stehenden Gruppen von plaudernden und trinkenden Passagieren vorbei, um zum Tresen zu gelangen.
    Ungefähr vierzig Personen, viele davon Vertragskräfte, die als Facharbeiter zum Merkur reisten, drängten sich in der Bar. Mehr als eine Handvoll von ihnen hatte zuviel getrunken. Sie redeten lautstark auf ihre Nachbarn ein oder starrten einfach vor sich hin. Einigen fiel der Abschied von der Erde sichtlich schwer.
    Ein paar Außerirdische ruhten auf Polsterkissen, die in einer Ecke für sie reserviert waren. Einer, ein Cynthier mit glänzendem Fell und dicker Sonnenbrille, saß Culla gegenüber, der schweigend mit dem großen Kopf nickte, während seine Lippen zierlich an einem Strohhalm nippten, der anscheinend in einer Wodkaflasche steckte.
    Ein paar Menschen standen neben den Aliens – typische Xenophile, die jedes Wort einer belauschten ET-Unterhaltung begierig aufsogen und eifrig auf eine Gelegenheit warteten, Fragen zu stellen.
    Jacob erwog, sich durch die Menge zu drängen und in die ET-Ecke zu begeben. Es war möglich, daß er den Cynthier kannte. Aber es standen zu viele Leute in diesem Teil des Raumes. Er beschloß, sich lieber etwas zu trinken zu besorgen und festzustellen, ob schon jemand angefangen hatte, Geschichten zu erzählen.
    Bald darauf stand er in einer Gruppe, die einem Bergbauingenieur lauschte. Der Mann erzählte eine genußvoll übertriebene Geschichte von Stolleneinbrüchen und Rettungsunternehmen in den Tiefen eines hermetischen Bergwerks. Obwohl Jacob die Ohren spitzen mußte, um ihn im allgemeinen Lärm zu verstehen, hatte er immer noch das Gefühl, den allmählich erwachenden Kopfschmerz so auf angenehme Weise ignorieren zu können... zumindest bis zum Ende der Geschichte. Doch da bohrte ihm jemand einen Finger zwischen die Rippen, und er zuckte zusammen.
    »Demwa! Sie sind es!« rief Pierre LaRoque. »Welch ein glücklicher Zufall! Wir werden zusammen reisen. Jetzt weiß ich, daß immer jemand da sein wird, mit dem ich witzige Bemerkungen austauschen kann.«
    LaRoque trug ein locker fließendes, glänzendes Gewand. Blauer PurSmok kräuselte sich aus der Pfeife, an der er ernsthaft paffte.
    Jacob versuchte zu lächeln, aber da ihm in diesem Moment jemand in die Fersen trat, sah es eher so aus, als knirsche er mit den Zähnen. »Hallo, LaRoque. Was tun Sie auf dem Merkur? Wären Ihre Leser nicht viel mehr interessiert an Stories über peruanische Ausgrabungen oder...«
    »...oder an ähnlich dramatischem Beweismaterial dafür, daß unsere primitiven Vorfahren von antiken Astronauten aufgepäppelt wurden?« unterbrach LaRoque ihn. »Ja, Demwa, solches Beweismaterial wird es bald in so überwältigender Fülle geben, daß selbst die ›Häute‹ und die Skeptiker im Rat der Konföderation einsehen werden, daß sie sich auf dem Holzweg befinden.«
    »Wie ich sehe, tragen Sie selbst auch das Hemd.« Jacob deutete auf LaRoques silbrige Tunika.
    »An meinem letzten Tag auf der Erde trage ich die Robe der Däniken-Gesellschaft – zu Ehren der Alten, die uns die Macht gegeben haben, in den Weltraum zu reisen.« LaRoque nahm Pfeife und Drink in eine Hand und strich mit der anderen über das goldene Medaillon, das an einer Kette an seinem Hals hing.
    Jacob fand dieses Gehabe ein wenig theatralisch für einen erwachsenen Menschen. Die Robe und der Schmuck wirkten wie ein weibischer Kontrast zu dem groben Benehmen des Franzosen. Aber immerhin mußte er zugeben, daß sie zu seinem affektierten Akzent hervorragend paßten.
    »Ach, hören Sie auf, LaRoque.« Jacob grinste. »Selbst Sie müssen

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