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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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doch zugeben, daß wir aus eigener Kraft in den Weltraum reisen. Wir haben die Extraterrestrier entdeckt, nicht sie uns.«
    »Ich gebe überhaupt nichts zu!« erwiderte LaRoque hitzig. »Wenn wir uns der Patrone, die uns in finsterer Vergangenheit unsere Intelligenz gegeben haben, würdig erweisen, wenn sie uns anerkennen, dann werden wir auch erfahren, wieviel sie uns in all den Jahren heimlich geholfen haben.«
    Jacob zuckte die Achseln. In der Kontroverse zwischen ›Häuten‹ und ›Hemden‹ gab es nichts Neues. Die eine Seite bestand darauf, der Mensch müsse stolz auf sein einzigartiges Erbe als selbstevolvierte Rasse sein, die ihre Intelligenz in der Savanne und an den Küsten Ostafrikas der Natur selber abgerungen habe. Die andere Seite blieb beharrlich bei der Auffassung, der Homo sapiens sei – wie jede andere Rasse von Sophonten – Teil einer Kette genetischen und kulturellen Liftings, die bis in die legendären Anfangstage der Galaxis, in die Zeit der Progenitoren, zurückreiche.
    Viele blieben, wie Jacob, eifrig auf ihre Neutralität zwischen den widerstreitenden Fronten bedacht, aber die Menschheit und auch die Klientenrassen der Menschheit erwarteten das Ergebnis des Streites mit Interesse. Seit dem Kontakt waren Archäologie und Paläontologie zu verbreiteten neuen Hobbies geworden. Aber LaRoques Argumente waren so altbacken, daß man sie als Croutons hätte verwenden können. Und seine Kopfschmerzen wurden schlimmer. »Das ist alles hochinteressant, LaRoque«, sagte er und versuchte, sich an dem Mann vorbeizudrängen. »Vielleicht können wir später einmal darüber diskutieren...«
    Aber LaRoque war noch nicht fertig.
    »Das Weltall ist voll von Neandertaler-Gefühlen, wissen Sie. Die Menschen auf unseren Schiffen würden es vorziehen, sich in Tierfelle zu hüllen und wie die Affen zu schnattern. Sie haben eine Abneigung gegen die Älteren, und sie wenden sich ganz aktiv gegen vernünftige Menschen, die Bescheidenheit praktizieren.«
    LaRoque unterstützte seine Feststellung damit, daß er mit dem Pfeifenstiel ständig in Jacobs Richtung piekste. Jacob wich zurück und bemühte sich angestrengt, höflich zu bleiben.
    »Na, ich finde, jetzt gehen Sie aber doch ein wenig zu weit, LaRoque. Ich meine, Sie reden über Astronauten. Emotionale und politische Stabilität sind wesentliche Kriterien bei der Auswahl zu...«
    »Aha! Aber da reden Sie von Dingen, über die Sie nur sehr unvollkommen Bescheid wissen! Es ist ein Scherz, nicht? Ich weiß nämlich das eine oder andere über die ›emotionale und politische Stabilität« der Astronauten. Ich werde Ihnen irgendwann davon erzählen. Eines Tages«, fuhr er fort, »wird die ganze Geschichte ans Licht der Öffentlichkeit kommen – der Plan der Konföderation, einen großen Teil der Menschheit von den Älteren Rassen zu isolieren, von ihrem Erbteil an den Sternen! All die bedauernswerten ›Unzuverlässigen‹! Aber dann wird es zu spät sein, das Loch zu verstopfen!«
    LaRoque paffte und blies Jacob eine blaue Wolke PurSmok ins Gesicht. Jacob spürte einen Hauch von Schwindel.
    »Ja, LaRoque. Ganz, wie Sie meinen. Sie müssen mir gelegentlich davon erzählen.« Er wich zurück.
    LaRoque starrte ihn stirnrunzelnd an. Dann grinste er und klopfte Jacob auf den Rücken, als dieser sich zum Ausgang wandte.
    »Jawohl«, sagte er. »Ich werde Ihnen alles erzählen. Aber jetzt sollten Sie sich ein wenig hinlegen. Sie sehen gar nicht gut aus. Bye bye!« Er schlug Jacob nochmals auf den Rücken und zog sich an die Bar zurück.
    Jacob ging zum nächsten Fenster und legte den Kopf gegen die Scheibe. Sie war kühl und linderte das Pochen in seiner Stirn. Als er die Augen öffnete, um hinauszuschauen, war die Erde nicht mehr zu sehen... nur ein weites Feld von Sternen, die in der Schwärze leuchteten, ohne zu flimmern. Die helleren waren von Brechungsstrahlen umgeben, die er durch Blinzeln verlängern oder verkürzen konnte. Abgesehen von der Leuchtkraft war der Effekt genauso wie in einer Wüstennacht auf der Erde. Hier flimmerten sie nicht, aber es waren dieselben Sterne.
    Jacob wußte, daß er mehr hätte empfinden müssen. Wenn man die Sterne vom All aus betrachtete, mußten sie geheimnisvoller sein – irgendwie philosophischer. Eines der Dinge aus seiner Jugend, an die er sich am besten erinnerte, war das solipsistische Tosen sternenheller Nächte. Es war ganz anders als das ozeanische Gefühl, das er jetzt in der Hypnose empfand. Eher wie die halb

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