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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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alte Sonne die letzten Veränderungen an ihrer Lightshow vor und versieht den Sonnenschein, den die Menschen auf der Erde sehen, mit seiner Spektralsignatur.
    Hier sinkt die Temperatur der Sonne jäh auf ihr Minimum, auf ›nur noch‹ wenige tausend Grad. Das Pulsieren der photosphärischen Zellen sendet Wellen der Gravitation durch die Chromosphäre hinauf und streicht leise und über Millionen Kilometer hinweg über die Saiten der Raum-Zeit, und geladene Partikel reiten auf den Kämmen von AlphaWellen und verströmen wie ein mächtiger Wind hinaus ins Weite.
    Und dies war das Reich der Sonnentaucher. In der Chromosphäre spielen die Magnetfelder der Sonne Haschen miteinander, und einfache chemische Verbindungen brauen sich kurzlebig zusammen. Wenn man den richtigen Bereich erwählt, kann man unvorstellbar weit sehen. Und es gibt viel zu sehen.
    Kepler war jetzt in seinem Element. Sein Haar und sein Schnurrbart leuchteten rötlich in dem Licht, das der Holotank in dem dunklen Raum ausstrahlte. Seine Stimme klang sicher und selbstbewußt, als er sein Publikum mit einem schlanken Stab auf gewisse Eigentümlichkeiten der Chromosphäre hinwies.
    Er erzählte vom Zyklus der Sonnenflecken, von dem alternierenden Rhythmus hoher und geringer magnetischer Aktivität, die alle elf Jahre die Polarität wechselt. Magnetfelder ›schießen‹ aus der Sonne hervor und bilden komplizierte Schleifen in der Chromosphäre – Schleifen, die sich manchmal verfolgen ließen, wenn man sich die Wege der dunklen Filamente im Wasserstofflicht ansah.
    Die Filamente wanden sich um die Feldlinien und leuchteten von komplexen Strömen induzierter Elektrizität: Aus der Nähe betrachtet sahen sie weniger fiedrig aus, als Jacob zunächst vermutet hatte. Helle und dunkle rote Streifen umknoteten einander auf der ganzen Länge des Bogens und wirbelten manchmal in komplizierten Mustern durcheinander, bis irgendwo ein Knoten sich jäh straffte, so daß blitzende Tropfen umherspritzten wie heißes Fett aus einer Pfanne.
    Es war von betäubender Schönheit, wenn auch das monochrome Rot Jacobs Augen schließlich schmerzen ließ. Er wandte den Blick vom Tank ab und ließ seine Augen ausruhen, indem er die Wand des Vortragsraumes anstarrte.
    Die beiden Tage, die verstrichen waren, seit Jeffrey sich verabschiedet hatte und mit seinem Schiff zur Sonne gestartet war, hatten Jacob eine Mischung aus Freude und Frustration gebracht. Und sie waren arbeitsreich gewesen.
    Tags zuvor hatte er die Bergwerke von Hermes gesehen. Die mächtig fließenden Schichten, die im Norden des Stützpunktes riesige Höhlen mit glatten, regenbogenbunten Krusten aus purem Metall erfüllten, hatten Jacob mit ihrer Schönheit den Atem verschlagen. In ehrfurchtsvoller Bewunderung hatte er die winzigen Maschinen und Menschen angestarrt, die sich in ihre Flanken knabberten. Das Staunen, das er empfand, würde niemals verfliegen – das Staunen über die Schönheit dieses riesigen Feldes von erstarrtem Schmelzmetall und über die Kühnheit der kleinen Menschen, die es wagten, in diese Schätze einzubrechen.
    Ebenso genußreich war der Nachmittag, den er in Helene daSilvas Gesellschaft verbrachte. Im Salon ihres Apartments riß sie das Siegel von einer Flasche Alien-Brandy, über deren Preis Jacob nicht nachzudenken wagte, und leerte sie mit ihm.
    Innerhalb weniger Stunden hatte er Gefallen an dieser Stützpunktkommandantin gefunden, sowohl wegen ihres Witzes und ihrer vielfältigen Interessen als auch wegen ihrer angenehm archaischen, charmanten Art zu flirten. Sie erzählten sich gegenseitig unterhaltsame Geschichten und sparten sich in stummer Übereinkunft die besten für später auf. Er berichtete ihr zu ihrem Entzücken von seiner Arbeit mit Makakai und schilderte, wie er den jungen Delphin – durch Hypnose, Bestechung (indem er sie mit ›Spielsachen‹ wie dem Kunstwal herumtollen ließ) und Liebe – dazu brachte, sich auf das abstrakte Denken zu konzentrieren, das die Menschen praktizierten, und damit das cetaceische Träumen zu ersetzen oder zu erweitern.
    Er beschrieb, wie der Wal-Traum seinerseits allmählich verstanden wurde, wie man Philosophien der Hopi und der australischen Ureinwohner benutzte, um diese ganz und gar fremdartige Sicht der Welt in etwas zu übersetzen, das dem menschlichen Verstand wenigstens verschwommen zugänglich war.
    Helene daSilva hatte eine Art, ihm zuzuhören, die die Worte wie von selbst aus ihm hervorsprudeln ließ. Als er seine Erzählung

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