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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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leichter, die Situation in den Griff zu bekommen. Auch die anderen spürten dies offenbar, denn das Stimmengewirr ließ nach.
    DaSilva blickte auf und sah, daß Jacob das Steuergerät in der Hand hielt. Dankbar lächelte sie ihm zu. Dann nahm sie ihr Gespräch wieder auf und bombardierte die Person am anderen Ende mit knappen Fragen.
    Ein Sanitäterteam kam im Laufschritt mit einer Trage herein. Unter Dr. Martines Anleitung legten sie Kepler auf die Stoffbespannung und trugen ihn vorsichtig durch die Menge, die sich an der Eingangstür drängte.
    Jacob sah sich nach Culla um. Fagin war es gelungen, einen Klappstuhl hinter den. Repräsentanten der Bibliothek zu schieben, und er versuchte, ihn zum Sitzen zu bewegen. Das Rascheln seiner Zweige und sein hohes Flöten verstummten, als Jacob herankam.
    »Ich glaube, es fehlt ihm nichts«, erklärte der Canten mit seiner Singsangstimme. »Er ist ein höchst empathisches Individuum, und ich fürchte nur, daß er in eine exzessive Trauer über den Verlust seines Freundes Jeffrey verfallen wird. Die Angehörigen einer jungen Spezies reagieren häufig auf diese Weise auf den Tod einer Person, zu der sie eine enge Verbindung unterhielten.«
    »Sollten wir da nicht etwas unternehmen? Kann er uns überhaupt hören?« Cullas Augen schienen leblos zu sein. Aber Jacob hatte den Blick dieser Augen noch nie zu deuten gewußt. Noch immer drang das vibrierende Klappern aus dem Mund des Alien.
    »Ich glaube, er kann uns hören«, sagte Fagin.
    Jacob ergriff Cullas Arm. Er fühlte sich sehr dünn und sehr weich an, als sei er knochenlos.
    »Kommen Sie, Culla«, bat er. »Hinter Ihnen steht ein Stuhl. Uns allen wäre sehr viel wohler, wenn Sie sich hinsetzen würden.«
    Der Alien versuchte zu antworten. Die dicken Lippen öffneten sich, und plötzlich war das Geräusch sehr laut. Die Färbung seiner Augen veränderte sich ein wenig, und der Mund schloß sich wieder. Er nickte zittrig und ließ sich auf den Stuhl setzen. Langsam sank der runde Kopf herab auf die schlanken Hände.
    Empathie oder nicht – es hatte schon etwas Gespenstisches zu sehen, wie dieser Alien so tiefen Schmerz über den Tod eines Schimpansen empfand, der doch, bis hinunter zur fundamentalen chemischen Zusammensetzung seines Körper, immer ein Alien für ihn sein würde – ein fremdes Wesen, dessen ferne, fischartige Vorfahren in anderen Meeren geschwommen waren als die seinen und erstaunt die Strahlen eines gänzlich anderen Sterns angestarrt hatten.
    »Darf ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« daSilva stand auf dem »Für diejenigen unter Ihnen, die es noch nicht gehört haben: Vorläufige Berichte deuten darauf hin, daß wir möglicherweise Dr. Jeffreys Schiff in der aktiven Region J-12 nahe des Sonnenfleckens ›Jane‹ verloren haben. Dies ist lediglich ein vorläufiger Bericht. Auf Bestätigung werden wir warten müssen, bis wir die bis zum Zeitpunkt des Unglücks eingegangenen Telemetriedaten ausgewertet haben.«
    LaRoque stand im hinteren Teil des Raums und winkte heftig, um daSilvas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der Hand hielt er eine kleine Stenokamera, ein anderes Modell als das, welches Jacob ihm in der Sonnenschiffkaverne abgenommen hatte. Jacob fragte sich, weshalb Kepler ihm den Apparat nicht zurückgegeben hatte.
    »Miss daSilva«, rief LaRoque. »Wäre es möglich, die Presse an der Telemetrieauswertung teilnehmen zu lassen? Dieser Fall ist von öffentlichem Interesse!« In der Aufregung war LaRoques Akzent spurlos verschwunden. Ohne ihn klang die anachronistische Anrede ›Miss daSilva ‹ äußerst merkwürdig.
    Sie schwieg einen Augenblick lang, ohne jedoch den Mann anzusehen. Die Zeugengesetze enthielten unmißverständliche Bestimmungen hinsichtlich des Ausschlusses der Öffentlichkeit bei Ereignissen, die nicht das ›Siegel‹ der Geheimnis-Registrationsbehörde trugen, und selbst die Leute von der GRB, deren Aufgabe es war, dafür zu sorgen, daß Ehrlichkeit vor Gesetzlichkeit kam, zögerten häufig, einen solchen Ausschluß zu gestatten. LaRoque hatte sie offensichtlich in die Ecke gedrängt, aber er bedrängte sie nicht. Noch nicht.
    »Gut. Die Zuschauergalerie über der Leitzentrale bietet Platz für jeden, der kommen möchte, mit Ausnahme...« – sie funkelte eine Gruppe von Technikern an, die sich an der Tür versammelt hatten – »...mit Ausnahme derer, die zu arbeiten haben!« Die letzten Worte sprach sie mit gehobenen Brauen. Augenblicklich erhob sich hektische

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