Sonnentaucher
der Superschimps gegenüber den Hunden war einer der eher heiteren Aspekte ihrer Minderwertigkeitskomplexe. Vielleicht milderte sie auch ihre Empfindlichkeit gegenüber der besonderen Beziehung zwischen Hund und Mensch, die älter war als die zwischen ihnen und dem Menschen. Viele Schimps hielten sich Hunde als Haustiere.
»Er hat die Magnetovoren Toroide genannt?«
»Ja, das ist ihre Form. Sie sehen aus wie große Teigkringel. Das hätten Sie noch gesehen, wenn der Vortrag nicht... unterbrochen worden wäre.« Betrübt schüttelte sie den Kopf und blickte zu Boden.
Jacob scharrte mit den Füßen. »Ich bin sicher, niemand hätte da irgend etwas tun können...«, begann er, merkte dann aber, wie töricht das klang. DaSilva nickte und wandte sich wieder der Konsole zu. Sie war damit beschäftigt – oder tat doch wenigstens so –, technische Werte abzulesen.
Zur Linken lag Bubbacub nicht weit von dem Geländer auf einem Kissen. Er hielt einen Buchrecorder in der Hand und hatte völlig versunken die fremdartigen Schriftzeichen gelesen, die blinkend von oben nach unten über das kleine Display wanderten. Der Pil hob lauschend den Kopf, als Jeffreys Stimme ertönte. Dann starrte er Pierre LaRoque mit unergründlicher Miene an.
LaRoques Augen leuchteten, als er den historischen Augenblick‹ notierte. Gelegentlich sprach er mit leiser, aufgeregter Stimme in das Mikrofon an seiner geborgten Stenokamera.
»Noch drei Minuten«, sagte daSilva gepreßt.
Eine Minute lang passierte gar nichts. Dann erschienen wieder die großen Buchstaben auf dem Bildschirm.
JETZT KOMMEN DIE GROSSEN BENGELS WENIGSTENS MAL AUF MICH ZU. DAS HEISST, WENIGSTENS ZWEI VON IHNEN KOMMEN. ICH HAB’ EBEN DIE KAMERAS FÜR DIE NAHAUFNAHMEN EINGESCHALTET... HE! DAS DING HIER K-K-KIPPT! DIE ZEITKOMPRESSION KLEMMT!!
»Ich schmier’ ab!« rief die tiefe, krächzende Stimme plötzlich. »Wird immer schneller... kippt auch weiter! Stasis fällt... die Eaties! Sie...«
Ein kurzes statisches Krachen erscholl, und dann herrschte Stille, gefolgt von einem lauten Rauschen, als der Mann, der die Konsole bediente, den Empfangsregler aufdrehte. Dann kam nichts mehr.
Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort. Schließlich erhob sich einer der Techniker von seiner Monitorkonsole.
»Implosion bestätigt«, meldete er.
Sie nickte. »Danke. Bereiten Sie bitte eine Datenzusammenfassung zur Übermittlung an die Erde vor.«
Merkwürdigerweise war das stärkste Gefühl, das Jacob empfand, ein brennender Stolz. Als Mitarbeiter im Uplift-Center hatte er sehr wohl bemerkt, daß Jeffrey in den letzten Sekunden seines Lebens seine Tastatur verschmäht hatte. Statt in der Todesangst regressiv zu werden, hatte er eine stolze, schwierige Geste vollzogen. Jeff, der Erdenmann, hatte laut gesprochen.
Jacob wollte mit jemandem darüber reden. Wenn jemand es verstehen konnte, dann war es Fagin. Er wollte auf den Canten zugehen, doch Pierre LaRoque begann durchdringend zu zischen, bevor er ihn erreichen konnte.
»Dummköpfe!« Mit ungläubiger Miene starrte der Journalist in die Runde.
»Und ich bin der größte Dummkopf von allen! Von allen hier hätte doch gerade ich wissen müssen, wie gefährlich es war, einen Schimpansen allein zur Sonne hinunterzuschicken!«
Stille beherrschte den Raum. Verständnislose, überraschte Gesichter wandten sich LaRoque zu, und dieser schwenkte die Arme in einer ausladenden Gebärde.
»Seht ihr es denn nicht? Seid ihr alle blind? Wenn die Solarier unsere Ahnen sind – und daran ist doch kaum noch zu zweifeln! –, dann haben sie offensichtlich peinliche Sorgfalt darauf verwandt, uns jahrtausendelang aus dem Weg zu gehen. Dennoch hat vielleicht eine vage Zuneigung zu uns sie bisher daran gehindert, uns zu vernichten. Sie haben versucht, euch und eure Sonnenschiffe zu warnen, auf eine Weise, die ihr nicht ignorieren konntet, aber ihr habt euch immer wieder darüber hinweggesetzt. Wie also sollen diese mächtigen Wesen reagieren, wenn eine Klientenrasse derer, die sie verlassen haben, gewaltsam auf sie eindringt? Was erwartet ihr von ihnen? Was sollen sie denn tun, wenn ein Affe in ihr Reich eindringt?«
Mehrere Anwesende sprangen wütend auf. DaSilva mußte ihre Stimme heben, um den zornigen Aufruhr zu übertönen. Sie sah LaRoque an, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck eiserner Selbstbeherrschung.
»Sir, wenn Sie so freundlich sein wollen, Ihre interessanten Hypothesen mit einem minimalen Aufwand an Schmähungen zu Papier zu bringen,
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