Sonnentaucher
Aufzeichnung von Jeffreys letzten Äußerungen über ein Display.
Eine Kette von Worten flimmerte über den Schirm – hervorgebracht von Fingern, die vor Stunden vierzig Millionen Kilometer von hier über eine Tastatur gehuscht waren.
FLUGBETRIEB AUF AUTOMATIK LÄUFT REIBUNGSLOS... MUSSTE WEGEN TURBULENZ ZEITFAKTOR ZEHN DÄMPFEN... HABE EBEN IN NUR ZWANZIG SEKUNDEN ZU MITTAG GEGESSEN HA HA HA...
Jacob lächelte. Er sah den kleinen Schimpansen vor sich, wie er sich mit dem Zeitdifferential amüsierte.
SIND JETZT AN TAU KOMMA EINS VORBEIGETAUCHT... FELDLINIEN KONVERGIEREN VOR UNS... INSTRUMENTE REGISTRIEREN DORT EINE HERDE, WIE HELENE GESAGT HAT ... UNGEFÄHR EINHUNDERT STÜCK ... KOMMEN NÄHER ...
Dann ertönte Jeffreys Affenstimme schroff und abrupt aus dem Lautsprecher:
»Wartet nur, bis ich das den Jungs auf den Bäumen erzähle, Freunde! Der erste Solotrip inne Sonne! Da kannste einpacken, Tarzan!« Einer der Techniker lachte, brach aber unvermittelt ab. Es klang, als würde das Lachen in einem Schluchzen enden.
Jacob erschrak. »Heißt das, er war ganz allein da unten?« fragte er. »Ich dachte, das wüßten Sie!« Helene daSilva sah ihn überrascht an. »Die Tauchfahrten verlaufen heutzutage fast völlig automatisch. Nur ein Computer kann die Stasisfelder schnell genug regulieren, um zu verhindern, daß die Passagiere von einer Turbulenz zu Brei zerquetscht werden. Jeff... hatte... zwei: Ein Computer befand sich an Bord, und außerdem war er mit der großen Maschine hier auf Merkur über Laser verbunden. Was kann man da noch mehr tun, als vielleicht hier oder da eine Kleinigkeit zu verändern?«
»Aber warum riskiert man überhaupt, etwas zu verändern?«
»Das war Dr. Keplers Idee«, antwortete sie. Es klang ein wenig defensiv. »Er wollte feststellen, ob es vielleicht nur menschliche PsiMuster sind, die die Gespenster veranlassen, zu fliehen oder Drohgebärden zu machen.«
»So weit sind wir in der Informationsbesprechung nicht gekommen.«
Sie strich sich eine Haarlocke aus dem Gesicht.
»Nein. Nun, bei unseren ersten Begegnungen mit den Magnetovoren haben wir keine der Hirten zu Gesicht bekommen. Und als wir sie dann entdeckt hatten, beobachteten wir sie aus der Ferne, um festzustellen, in welcher Beziehung sie zu den anderen Wesen standen. Als wir uns ihnen schließlich näherten, ergriffen die Hirten zunächst einfach die Flucht. Doch dann änderte sich ihr Verhalten radikal. Die meisten von ihnen flüchteten, aber ein paar wölbten sich über das Schiff. Sie erließen die Ebene der Instrumentenplattform und senkten sich dicht auf das Schiff herunter.«
Jacob schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich verstehe nicht recht...«
DaSilva warf einen Blick auf die nächste Konsole, aber es hatte sich nichts verändert. Von Jeffs Schiff kamen nur solomonische Daten herein, Routineberichte über den Sonnenzustand.
»Sehen Sie, Jacob, das Schiff ist ein flaches Deck in einer nahezu perfekt reflektierenden Hülle. Gravitationstriebwerke, Stasisfeldgeneratoren und der Kühllaser befinden sich in der kleineren Kugel im Zentrum des Decks. Die Aufzeichnungsinstrumente sitzen am Rande des Decks auf der ›Unterseite‹, und die Besatzung hält sich auf der ›Oberseite‹ auf, so daß sich sowohl für Instrumente als auch für die Besatzung ein freier Blick auf das bietet, was sich draußen in der Ebene des Decks befindet. Wir haben ja nie damit gerechnet, daß etwas unseren Kameras mit Absicht ausweichen könnte!«
»Warum haben Sie denn das Schiff nicht einfach gekippt, als die Gespenster sich Ihren Instrumenten entzogen, indem sie einfach von oben herunterkamen? Sie haben doch eine funktionierende Gravitationssteuerung.«
»Wir haben es versucht. Sie verschwanden einfach. Oder blieben über uns, so schnell wir uns auch drehten. Sie hingen in der Schwebe über dem Schiff, als wären sie angebunden! Und da fingen dann einige Besatzungsmitglieder an, die unerhörtesten anthropoiden Gestalten zu sehen.«
Plötzlich erfüllte Jeffreys rauhe Stimme wieder den Raum. »He! Da ist ‘ne ganze Meute von Schäferhunden und hetzt diese Toroiden herum! Werd’ ihnen mal was zum Spielen geben! Brave Hündchen!«
Helene zuckte die Achseln.
»Jeff war immer ein Skeptiker. Er hat nie irgendwelche ›Gestalten‹ über sich gesehen und nannte die Hirten immer ›Schäferhunde‹, weil er in ihrem Verhalten nichts entdeckte, was auf Intelligenz, hätte schließen lassen.«
Jacob lächelt gequält. Die Hochnäsigkeit
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