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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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aus dem Bett und begann sich anzuziehen. Sie stand mit dem Rücken zu Marco. »Er hat noch bis Monatsende«, sagte sie. »Kenny, schaff die Leute sofort aus dem Bezirk. Ich will sie hier nicht mehr sehen.«
    Sie konnte sehen, dass die Jungs unzufrieden waren. Sie wollten
kämpfen. Sollten sie halt in die Fußtunnel gehen, da gab es immer eine Gelegenheit. »Und passt auf«, sagte sie, während sie ihr Hemd zuknöpfte, und wies mit dem Kinn auf die zwei in Weiß. »Die beiden sind programmiert.«
    »Alle sind programmiert«, grollte Clegg.
    Käpt’n Jute riss die Augen auf und drehte sich um. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich um einen Kommentar gebeten habe«, sagte sie zu Clegg.
    Kenny reagierte, indem er einen Schritt vortrat und dem vorlauten Leibwächter mit dem Tatzenrücken kräftig über das metallbewehrte Gesicht schlug. Tabea fühlte den Schlag. »Schafft sie jetzt endlich raus!«, schrie sie.
    Ihr Blick traf die Augen dieses Hünen.
    »Ti Waffin«, forderte der Schrante die Störenfriede auf. Die beiden Untergebenen lieferten anstandslos aus, was sie noch an Waffen bei sich trugen.
    Der Hüne blickte den Schranten kühl an und kratzte sich den Bart, als müsse er erst noch überlegen. Dann kam er, stöpselte die Drinski aus und legte sie behutsam aufs Bett.
    »Passen Sie drauf auf«, sagte er. »Das ist kein Dildo.«
    Kenny fauchte. Käpt’n Jute hob ihre Hand.
    Die rechte Hand des Hünen berührte seinen linken Ärmelaufschlag. Augenblicklich fuhr ihm ein Lauf ins Ohr, ein anderer unter die Kinnlade; doch er zupfte lediglich an den blutigen Rüschen seines Hemds. Mit einem Ruck seines breiten Kinns bedeutete er seinen Untergebenen, ihm zu folgen. Sie würden geordnet abziehen. »Hat mich übrigens gefreut, Sie wiederzusehen, Fräulein Jute«, sagte er.
    »Soi, ich bin gleich da«, sagte Tabea über Armbandfunk. Sie sah zu, wie sie den Hünen wegbrachten. Ich kenne den Mann, dachte sie wieder.

    Woher, zum Teufel, kenne ich den Kerl?
    Marco Metz zupfte an seiner Hose herum. Sie hatte sich im künstlichen Knie verfangen. Und schon ging das Mundwerk wieder. »Käpt’n, du sollst wissen, dass ich zu schätzen weiß, wie du die Situation gemeistert hast.«
    »Bezahl die verdammte Rechnung, Marco.«
     
    Sie fuhr im gepanzerten Wagen mit Kenny auf dem Nebensitz und Soi am Steuer. Clegg und die anderen folgten in einem Van, die Gefangenen waren fest mit den Sitzen verklammert. Tabea war überrascht. Sie waren in der Nähe der Montgomery-Kluft und nicht, wie sie gedacht hatte, in irgendeiner abgelegenen Höhle.
    Ihre Kopfschmerzen meldeten sich in voller Stärke zurück. Sie warf sich einen Pillenmix ein.
    »Gebt mir die Brücke«, befahl sie. »Ich möchte Mister Spinner sprechen.«
    Einen Moment lang jagte ein Kanal den anderen, verzerrte Bilder schlierten über den Schirm, aber das Brückensignal war deutlich zu hören. Man stellte sie rasch zu Mister Spinner durch, der am Steuer saß. »Käpt’n« , begrüßte er sie mit unverhohlener Überraschung.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich. »Hoffe, wir sind noch in Bewegung? Oder treiben wir hilflos im Nichts?«
    Die dicken Brillengläser verrieten seine Unsicherheit. Die plötzliche Besorgnis des Käpt’ns verwirrte ihn; aber da sie Interesse zeigte, wollte er die Details nicht schuldig bleiben. »Die bisherigen Mittschiffsfluktuationen scheinen abzuflauen«, sagte er anhand eines Klemmbretts, das ihm ein Besatzungsmitglied hinhielt, »aber von 85% der vorderen Zwischenhirn-Stationen bekommen wir nach wie vor nur Kauderwelsch herein. Alice hat
dreizehn Sekunden Hyperaktivität aus einer nicht identifizierten Tektoralquelle des Paläokortex im Umfeld von 3.03 bestätigt. Sonst keine Neuigkeiten«, schloss er mit einem Anflug von Unbehagen.
    Die Worte schwammen wie Meteore an ihr vorbei. Als das letzte verklungen war, sagte sie: »Fahren Sie fort, Mister Spinner.«
    Der Erste Offizier blickte über die Schulter. »Da ist eine Delegation …«
    Das hatte ihr noch gefehlt. »Wer ist es diesmal?«
    »Vespaner.« Er zog ein Fenster auf, so dass sie die Leute sehen konnte, riesig, braun und quabbelig, wie Skulpturen aus mutiertem Seetang. »Die behaupten, sie würde über Verletzungen klagen«, sagte Mister Spinner.
    Warum buhlten diese Leute ständig um ihre Aufmerksamkeit, anstatt selbst in die Gänge zu kommen? »Wer klagt denn?«
    »Das Schiff, behaupten sie …«, sagte Mister Spinner. »Angeblich hören sie Geräusche.« Das Ganze schien

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