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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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aussahen, feuerrot.
    »Stiefel«, sagte der Khan.
    Eine junge Frau mit kahlrasiertem Kopf in nichts als schweren Arbeitsstiefeln und eingerissenen Jeans brachte den linken Bikerstiefel. Sie kniete sich hin, um ihn mit einer gekonnten Drehung über seinen Fuß zu schieben. Als sie fertig war, glitten ihre Finger liebevoll über das Zierrelief. Eine andere Frau in einer Strumpfhose mit Laufmaschen und einem kurzen Kleid, das früher einmal weiß gewesen war, zog ihm den rechten Stiefel an. Von ihrem Ohrläppchen baumelten fünf kaputte Spritzen. Auf ihrem Busen prangte ein schmutzig rotes Kreuz. Diagonal auf dem Rücken trug sie eine blaue, stählerne Persuader.
    Die beiden Frauen küssten ihm die Stiefel.
    »Sprechfunk«, sagte der Khan.
    »Eins, zwei drei« , sagte eine Stimme im Ohr des Khans. »Probe, Test, Probe, hallo, hallo, Boogie-Woogie.« Drüben in der verqualmten Kaverne stand ein Zwerg vor einer Konsole, blickte mit dem Gesicht eines irren Warzenschweins über die Schulter, legte den Kopf schräg und zeigte mit einem schwieligen Daumen nach oben.
    »Verstanden, Lupi.« Der Khan presste die Hand auf den Ohrhörer und stand auf. Er war nervös, er war zum Aufbruch bereit. Er küsste die Frauen, rieb und knetete ihre Wangen. Er wippte auf den Stiefelspitzen. Er boxte den Hünen. »Kommst du?«
    Die Augen des Hünen funkelten. Er rümpfte die stumpfe Nase. »Die Schwadron inspizieren?«, fragte er. »Alle Gewehr bei Fuß.«
    Er warf das Buch beiseite, schlug sich auf die Knie und schabte
an einem Fleck auf seiner bunten Kniehose. Er schnippte den Pferdeschwanz zurück und erhob sich mit der gebotenen Sorgfalt. »Zero minus neunundneunzig, der Countdown läuft«, rief er den versammelten Häuptlingen zu.
    Der Schrante gluckste kehlig. Die Frau mit der blauen Persuader streckte eine sehnige Hand aus und schubberte mit der Kehrseite den Oberschenkel des Hünen, als wolle sie dem Mann Glück wünschen. Der Hüne salutierte mehr als salopp und ging mit dem Khan und einem halben Dutzend Kameraden zum Hinterausgang der Kaverne. Man konnte sehen, dass er ein Bein schonte.
     
    Sie nahmen den Seilgang, der über die Oxygrube führte. Obwohl es dreißig Meter in die Tiefe ging, ließ der eher bodenständige Khan die Hände in den Taschen und machte große, energische Schritte. »Bringen wir die Stark zum Laufen, was meinst du, Dog?«, fragte er mit einem verschmitzten Seitenblick.
    »Als hätte sie die Kecks am Hintern«, sagte Dog Schwartz hinterhertrampelnd.
    Norval Khan stieß ein manisches Gelächter aus und rempelte seinen Verbündeten an. »Als hätte sie die Kecks am Hintern!«
    Diese Kecks erinnerten Dog an Onkel Charlie. Gott segne den alten durchgeknallten Kauz. Er sah ihn wie einen Miniaturpanzer durch ein Schneegestöber aus Keckfedern rasen. Für Dog war der Zusammenbruch des Sanatoriums deshalb eine Wonne, weil Grant so sauer darüber war.
    »He«, sagte der Khan und schnalzte mit den Fingern, »gib mir noch eine von den Pillen.«
    »Das ist jetzt mein privater Vorrat«, sagte Dog. »Danach ist Sense.« Aber bevor sie den Seilgang verließen, um in den Hinterkopf der Riesenstatue zu klettern, teilte er noch eine Runde aus.
Ihre Schritte klangen hohl auf dem abgewetzten Metallboden. Es stank nach Schmiermitteln und Getriebeöl. Der Kopf war inwendig wie ein Cockpit hergerichtet, mit Monitoren und Drehsesseln. An den Armaturen saß gegenwärtig ein kleiner Kerl, der noch schmutziger war als die Chaos-Häuptlinge.
    »Lass mich mal eine Minute ran«, befahl Norval.
    »Wie sieht’s aus, Monk?«, fragte Dog Schwartz. »Sind wir kampffähig?« Er ballte seine Pranken zu Riesenfäusten und täuschte ein paar Boxhiebe an.
    Monk grinste. Er war in seinem schmutzig braunen Element. Er drehte zwei blanke Drähte zusammen und packte Fett auf die Verbindung.
    Der Khan setzte sich in seinen Sessel, fuhr eine Hand aus und zog einen Hebel. Der Kopf der Statue begann sich zu drehen.
     
    Durch die Augen des riesigen Wächters sahen sie die Chaos-Horde. Die Motorräder waren zu einer Phalanx rings um die Trucks zusammengezogen, die mit neuen Rammspornen ausgerüstet und mit Ketten und schwarzen Fahnen geschmückt waren, ganz zu schweigen von den ramponierten Konterfeis der Geheimnisvollen, kurvenreich und provozierend in Glanzleder und Netztop. Die Geheimnisvolle war die größte Mamma von allen!
    Entermesser und Spit-70 schwingend, in Harnisch und Jeans und Wams aus palernischem Vlies, posierten die Männer auf den

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