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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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irgendwo in der Nähe,
zerlegte Handartillerie und baute sie wieder zusammen. Sie erkannte einen von den Brückenwachen, er zeigte Mister Spinner ein paar grundlegende Griffe zur Selbstverteidigung. Er sah unglaublich jung aus. Da waren Oib und Karen Narlikar sowie ein tätowiertes Mädel, das früher für den Cherub gearbeitet hatte, der sich aufgemacht hatte, Dodger Gillespie zu suchen, die sich irgendwann aufgemacht hatte, die Geheimnisvolle zu suchen. So viele waren fort. Verschluckt von diesem Monsterschiff.
    Ihre Kehle war wie ausgedörrt.
    »Durst«, wisperte sie.
    »Ich hole Wasser«, sagte eine Schwester.
    »Gott, nein«, wisperte sie. »Bier. Ich will Bier.«
    »Henicht hegut«, sagte ein Altairer und schüttelte traurig den Rüssel.
    Tabea schloss die Augen und machte sie wieder auf. »Bier«, sagte sie zu Karin, die am Türpfosten lehnte. Karin ging und kam mit einem Bier.
    »Wache«, sagte Tabea. »Ja, ihn.«
    Sie brachten den Jungen. Er stand stramm. Sie nahm ihn bei der Schulter. »Hör zu. Ich weiß nicht mehr, wie du heißt. Hör zu. Da sind ein paar Vespaner, die wir auftreiben müssen. Wir brauchen sie, und wir brauchen Kecks. Und Palernier. Palernier. Die machen richtig Kleinholz. Hol sie aus dem Lager. Schaff so viele her, wie du kannst. Otis.«
    Otis ragte in ihr Gesichtsfeld. Mit seinen langen Koteletten und den Haaren, die ihm in die Augen hingen, ähnelte er einem Pferd. Sie wollte ihm ein Stück Würfelzucker geben, hatte aber keins.
    »Die Docks«, sagte sie. »Wir müssen ein Schiff startbereit machen. Für später.«

    »Ein Dutzend Schiffe sind startbereit«, sagte er. »Auf allen haben wir Leute.« Er schien deprimiert.
    »Gut«, sagte sie. »Gut. Wie schnell können wir wieder auf der Brücke sein?«
    Er hob die Hand. »Bald, sehr bald«, sagte er.
    Käpt’n Jute schloss die Augen. Sie wusste, dass er log.
    »Verdoppelt die Leute in den Docks. Nehmt jeden, den ihr brauchen könnt, und sichert die Kontrollen der Heckmembran.«
    Otis schnaubte missbilligend. Er ähnelte immer mehr einem Pferd. »Nein, Käpt’n, ich werde hier gebraucht. Sie können jeden Moment hier aufkreuzen.«
    Tabea träumte. Sie spielte mit dem Gedanken, dieses grantige Schiff aufzugeben. Damit musste sie aber warten, bis sie wieder im Normalraum waren, im richtigen Raum mit richtigen Planeten. Sie träumte, dass sie Stark vorher noch an die Kecks verfütterte. »Geh und bewache diesen Ausgang, Otis«, sagte sie, schlug die Augen auf und drückte die Fäuste über die Matratze. »Geh, das ist ein Befehl.« Sie zeigte annähernd richtig. »Da ist Karen. Nimm sie mit.«
    Karen Narlikar sah Otis an. »Ja, Käpt’n«, sagte sie gehorsam. »Aber vorher muss ich denen helfen, deine Laken zu wechseln.« Tabea schrappte ihre Achselhöhle. »Laken?«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Ich brauche keine Laken mehr. Ich stehe gleich auf.«
    »Wie du meinst, Käpt’n.«
    Otis ging. Der junge Wachmann ging. Andere schienen mitzugehen, die lauten, mutlosen Stimmen entfernten sich im Flur. Tabea spürte, wie die Leute etwas von ihrer Energie mitnahmen. Das Leben war so mühsam. Sie war noch zu müde, das restliche Bier zu trinken. Sie hielt der Schwester die Dose hin und fiel
in die Kissen zurück. Langsam, umständlich schnäuzte sie ins Taschentuch.
    »In Ordnung, Kenny«, sagte sie. »Sie soll reinkommen.«
     
    Zwischen Kenny und dem Wachmann hing im langen, weißen Morgenrock mit feinen Längsstreifen in Rot und Blau und Grün Sarah Zodiak. Die beiden lenkten sie in das geborgte Schlafzimmer. Sie sah wahrhaftig noch ausgezehrter aus als sonst. Laut Kenny war sie in einer Ganzkörperstütze gekommen, aus der man sie rasch befreit hatte, und jetzt wartete Tabea, derweil Kenny sie noch einmal nach verborgenen Waffen und Sprengstoff abtastete. Aus Vorsicht oder aus anderen Motiven? Sarah schien keine Notiz zu nehmen. Ihre tiefliegenden Augen starrten gebannt auf Tabea. Tabea spürte bereits die Schuldzuweisungen, die sich gleich unaufhaltsam aus diesen Augen ergießen würden wie Kellerasseln aus der Mauer. Sie führten die Retortenfrau zu einem Sessel, den eine Schwester ans Fußende des Bettes rückte. Sie saß da, vorgelehnt, die Unterarme auf den Oberschenkeln.
    »Hallo«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln.
    Tabea fröstelte. Sie musste Sarah Zodiak hassen. Das wusste sie, und das konnte sie.
    Sie schickte den Wachmann fort. Kenny würde bleiben. Er ließ sich nicht vertreiben.
    »Du hast dich entschieden

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