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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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sagte Mister Moon. Er interessierte sich für Spaß; meistens für den Spaß anderer. Ihm war nur selten klar, ob er selbst Spaß hatte oder nicht. Woran hätte er merken sollen, ob er welchen hatte? Außer dass es Leuten wie ihm oder Tilt, dem Vespaner, immer so vorkam, als habe Spaß mit dem Herausrücken unsäglicher Geldsummen zu tun.
    Im schattenlosen Lichtbad der Scheinwerfer schritten die Kecks wie flechsige Wiesel den mit Kreide markierten Ring ab. Der »Meteorit« protestierte gegen irgendeine unbedachte Provokation. Er bog den schlanken, gefiederten Hals, spuckte und fletschte die Zähne, dass die vordersten Zuschauer unwillkürlich einen Schritt zurückwichen. Drohende Gewalt ließ das Stimmengewirr sofort anschwellen.
    Der Gegner des Meteorit war Mo-Lok, wie die Stickerei auf dem Rücken seines purpurroten Nylonmantels verkündete. Der Meteorit trug keinen Kittel: Er war nackt bis auf die Handschuhe,
das Suspensorium und die fest getapten Knöchel. Beide Kämpfer wurden von ihrer Sippe unterstützt. Jeder war umgeben von einem Trupp junger Kecks beiderlei Geschlechts, die ihre Bewunderung auf die eine oder andere Weise zum Ausdruck brachten. Babys krabbelten herum, machten große Augen, manche torkelten schon, manche hatten ein Pfötchen gedankenlos in den Mund gestopft. Ein fürchterlich vernarbter alter Keck stand da, die Hände auf den faltigen Knien, und murmelte dem Meteorit gute Ratschläge ins Ohr. Der Mo-Lok kaute eine Peperoni.
    Über die Köpfe der Menge hinweg machte Tilt einem anderen seiner Spezies Zeichen. Ihre Köpfe tanzten wie vergreiste Menschen, die einander freundliche Beachtung schenkten. »Höre se gut zu«, wandte er sich an die beiden Menschen, wobei die Sibilanten ganz leise durch die enormen Zähne pfiffen. »Niemand wird de Meteoriet schlage!« Er sagte das, als vertraue er nur ihnen diese profunde Weisheit an.
    »Oh, na ja, dann«, murmelte Mister Bills und hatte bereits das Gefühl, etwas total Törichtes getan zu haben.
    Mister Moon blies die Backen auf und runzelte die Stirn. Seine Füße klopften rhythmisch auf den Boden.
    Der Schiedsrichter hob den Finger, und schon bimmelte es.
    Sofort ließ der bejahrte Trainer den Verschluss am Maulkorb des Meteorit aufschnappen, während der Mo-Lok seinen Purpurmantel in den Staub schleuderte. Er war von Kopf bis Fuß rasiert. Die Muskeln des langen, tief liegenden Bauchs pumpten, schockierend in ihrer rosaroten Nacktheit; der Brustkorb strotzte von grauen Stoppeln. Der Mo-Lok öffnete den kleinen Mund und schrie.
    »Tschi-tschi-tschi-tschiiiiiiiiiii!«
    Der Meteorit machte keine Fisimatenten. Er sprang den Mo-Lok mit beiden Füßen an und grapschte nach dessen Gesicht.
Die Menge johlte und pfiff und klatschte und jubelte. Der Meteorit holte blitzschnell zu einem brutalen Schlag gegen die Wange seines Gegners aus. Der Mo-Lok bog den Nacken noch rechtzeitig zu einem scharfen »V«; eine fünftel Sekunde später, und er hätte sein Auge verloren. Er schnappte nach dem Arm des Meteorit. Der Meteorit trat ihm vor die Brust. Beide fielen hin.
    Der Schiedsrichter sah keinen Grund einzugreifen. Die Menge war voll auf seiner Seite. Ihre Schreie brachten die Gewölbe des Docks zum Klingen. Die beiden Sippen wogten gleichzeitig hierhin und dorthin, feuerten quietschend und kreischend ihre Helden an und schwangen ihre Totems: den Kühlergrill eines Vakuumtraktors und den ausgefransten Penis eines denebischen Gnus.
    Tilt atmete aus, dass ihm die Lippen flatterten. Aus einem Winkel seines faltigen Kopfes fischte er einen kleinen Schreibstift. Den Kampf mit einem nicht blinzelnden schneckenhausbraunen Auge verfolgend, begann er auf seinem Guthabenmonitor zu rechnen. Mister Moon ließ ihn nicht aus dem Auge.
    Eben hob der Meteorit seinen Widersacher auf und schmetterte ihn zu Boden. Er grub ihm die Krallen in den ungeschützten Bauch. Die Luft war heiß und feucht, voller Tabakrauch und Testosteron. Der Mo-Lok trat den Meteorit von sich, der nun nach dem Kopf des Mo-Lok trat. »Ich muss schon sagen!«, sagte Mister Bills wehleidig. Die Aufregung machte ihn krank.
    Die Glocke bimmelte. Sofort drehten die Kämpfer in äußerster Verachtung einander den Rücken zu. Junge weibliche Kecks stürzten herbei, um sie zu versorgen. Bedächtig bugsierte der Schiedsrichter mit der Seite der Stiefelsohle irgendein Stückchen Abfall aus dem Ring.
    »Es ist sehr laut hier«, sagte Mister Bills unter Schwierigkeiten
zu Mister Moon. »Ich wundere mich, dass der

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