Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland

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sie zu einer Ratsversammlung ging, verstand sie schon lange nichts mehr, obwohl sie alles von ihr genehmigt haben wollten. »Es ist noch nicht mal Arbeit«, grummelte sie. »Nur blödes Gerede.«
    »DU HAST FRÜHER GERNE GEREDET, KÄPT’N.«
    »Mit dir, ja, das ist was anderes.«
    »ODER MIT FRAU ZODIAK.«
    »Sie ist nie da«, sagte Käpt’n Jute. Sie kam sich egoistisch vor. Na und? Warum sich nicht ein einziges Mal selbst der Nächste sein?
    »ODER KÄPT’N GILLESPIE.«
    »Ich habe keine Zeit!«, maulte Käpt’n Jute und schwang die Füße aus dem Bett. »Du könntest das alles für mich erledigen, Alice«, sagte sie beim Anziehen. »Schließe dich mit einem Droiden kurz, dann kannst du herumlaufen und mir eine Menge Arbeit abnehmen. Du könntest das alles viel besser als ich.«
    »ICH WÄRE ÜBERGLÜCKLICH, KÄPT’N.«
    »Nein«, sagte Tabea. » Ich muss es sein. Ich, ich, ich.«
    Heute musste sie eine Abordnung von Altairern empfangen; sie wollten sich über eine Soap Opera beschweren, die auf einem der Kanäle wiederholt wurde. Sie erwarteten von ihr, dass sie
mit der Serie vertraut war, und zeigten ihr, als sich das Gegenteil herausstellte, auf ihrem Büromonitor endlose Videoclips von Leuten, die sich auf einer Art Schrottplatz im Orbit herumstritten. Ihr Sprecher tippte immer wieder mit einem schuppigen roten Finger auf den Bildschirm, um auf ein Mitglied seiner Spezies aufmerksam zu machen, das eine unförmige gelbe Mütze und einen schmutzigen, gehäkelten Umhang trug. »Henur hein heinziga Haltaira hinein Hespielfilm«, sagte er. »Hundea heschpielt heinen Hetransvestit!«
    Käpt’n Jute rieb sich die Augen. Die Hitze war unerträglich mit so viel Pelz rings um ihren Schreibtisch. Sie stand kurz vor einem Erstickungsanfall. Sie setzte drei Finger unter das Kinn des Sprechers und kratzte ihn auf eine Weise, die ihnen gefiel. Sie wollte sagen, dass kein Nicht-Altairer den Unterschied merken würde, doch das hätte sie noch mehr gekränkt. »Ihr solltet eure eigenen Programme machen«, sagte sie. »Trinkt ihr ein Glas mit? Dann kommt.«
    Sie brachte sie ins Trivia hinunter. »Es war ein Altairer, der mir das Fliegen beigebracht hat«, erzählte sie ihnen. Das sagte sie immer zu Altairern. »Wusstet ihr das? Wer ist für Amnesia totale ?«
    Im Trivia-Fenster wirbelten die Saturnringe wie eine regenbogenfarbene Kreissäge. Grottenschlecht, dachte Tabea, doch den Leuten schien es zu gefallen; allen bis auf Rory, den Furchtlosen, der die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte. »Ich finde, wir sollten uns zur Abwechslung mal was Hübsches ansehen«, sagte er entschieden und tippte einen bewölkten Himmel über einem grünen Feld ein, auf dem sich mehrere weiß gekleidete Männer in großem Abstand voneinander bewegten und rituell anmutende Schritte mit langen Hölzern und einer kleinen roten Kugel vollzogen. »Old Trafford.«

    In der Ecke saß der Letzte Poet mit seiner Clique. »Die Seraphim«, sagte er gerade, »kochen mit DNA.« Er hielt sein Weinglas hoch und lenkte die Aufmerksamkeit auf den spiraligen Stiel. »Und lassen sich unsere DNA wie Zöpfe aus Silbernudeln durch die sterilen Finger gleiten.«
    Käpt’n Jute bestellte ganze Batterien von Drinks, dann stahl sie sich fort. Unter dem Erdsaal führte eine Treppe zu einer kreisrunden Schleuse ins All. In Null- g -Schuhen und einem angeleinten Raumanzug konnte man draußen spazierengehen.
    Käpt’n Jute stand zwischen erodierten, banalen Hügelchen und schräg abfallenden Platten. Das war die Haut, die Hülle ihrer Welt. Als stünde man auf einem Planetoiden. Kein Maßstab, keine Perspektive, Plenty schrumpfte zu einer Insel aus grau schimmerndem Gestein in einem Meer aus grauer Baumwolle unter einem Himmel aus grauem Nichts.
    Es war schon komisch, dass ein so trostloser Ausblick friedvoll sein sollte; dass eine so leblose, öde und träge Umgebung so belebend sein sollte wie das Einatmen frischer, sauberer Luft. Hier gab es keine Schatten, keine Bewegung, keine Geräusche - keinen Anhaltspunkt dafür, dass diese Felseninsel ein Schiff, das Baumwollmeer eine pandimensionale Projektion der Wirklichkeit oder der leere Himmel abgenabelter Hyperraum war, der mit einem Tempo vorbeiraste, das reichte, um eine Brücke über die Milchstraße zu schlagen.
    Käpt’n Jute meldete sich bei Alice. »Gibt’s was Neues, Alice?«
    »XTASKA KOMMT BEIM KARTOGRAFIEREN MEINES ORIENTIERUNGSZENTRUMS VORAN«, berichtete das Ego. »ICH KANN BESTÄTIGEN, DASS DIE