Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
Vom Netzwerk:
Kletterpflanzen zurückgeschnitten. Leute, die ihre Kleinen in Buggys spazierenfuhren, zeigten mit dem Finger auf das Auto und winkten.
    Tabea drückte Sarahs Hand. Sie hatte noch mehr Org genommen und kam sich wie ein dünner, flinker Film aus Flüssigkeit vor, der rasch über alle Oberflächen glitt. Sie musste schnell sprechen, damit ihr die Worte gelangen. Also sagte sie zu Sarah: »Dann habt ihr euch schon gesehen?«
    Die Illusionistin zuckte die Schultern. »Ein- oder zweimal«, sagte sie unbestimmt. »Er wollte meine Meinung zu der Show.«
    So etwas gehörte zu den Dingen, die Tabea nicht gerne hörte. »Du hast mir nichts davon erzählt.«
    »Den Namen durfte doch niemand erwähnen.«

    »Hast du ihm reinen Wein eingeschenkt?«, fragte Tabea. »Ich meine, was die Qualität der Show angeht.«
    Sarah zog ihre Hand zurück. Sie sah aus dem Wagenfenster.
    Tabea spielte mit der Gürtelschnalle ihre Mantels. »Du hast ihn nicht gevögelt, oder? Das solltest du wirklich nicht. Niemals. Nicht solche Typen wie ihn.«
    Plötzlich hatte sie sich zum Mentor eines jungen Klons aufgeschwungen und vergessen, dass Sarah Zodiak ihn zeitlebens gekannt und auf mehreren Planeten Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt hatte.
    »Das erinnert mich an alte Zeiten mit Dodger und den anderen, als wir noch auf Vertragsbasis fuhren. Ich flog diesen abgekackten Logger mit den verdreckten Kontakten, der einfach nicht auf mich hören wollte. Also bin ich zur Grissom-Plattform. Na ja, und der Typ da hat mir natürlich Unsinn verzapft, so wie sie das immer machen in solchen Docks. Er meinte, ich brauchte eine komplett neue Elektrik, zwei Wochen Minimum, oder nur eine, wenn ich mit ihm an dieses lauschige...«
    Ein Stöhnen machte die Runde. Karen meinte: »Ja, ja, wir kennen das lauschige Plätzchen...« Jute lächelte unter ihrer Sonnenbrille. »Ich hatte keine Ahnung, was mit dem Ding nicht stimmte«, fuhr sie fort, »und ich hatte auch keine Ahnung von Elektrik, und da hab ich mir geschworen, Elektrik zu büffeln, um solchen Wichsern das Handwerk zu legen.«
    Sarah blickte auf das trübe grüne Licht, das stolpernd über die Tunnelwände flog.
    »Du redest die ganze Zeit über dich«, sagte sie.

8
    Trotz der anhaltenden Hitze wurden viele öffentliche Bauarbeiten abgeschlossen. Clark-Kent-Bifurcación hatte wieder Strom, und die Himmelstür , das Leck im vorderen Viertel, war endlich gefunden und abgedichtet. Auf der Feier hatten viele prominente Hedonisten ihr Comeback, einschließlich Marmaduc Flecheur de Brae. Sie hatten, nach eigenen Angaben, etliche Wochen an einem geheimen Ort unter dem Asgard Boulevard verbracht, wo man Vergnügungsdroiden ohne Räder und von unendlicher Anpassungsfähigkeit genießen konnte.
    Im Pfauenpark organisierte der Foxbourne-Frauenverein eine Kinderfete. Die Palerner liebten das Um-die-Wette-Laufen, auch wenn fraglich blieb, ob sie ganz verstanden, was hier los war. Sie wurden hitzig und begannen den Handwerksstand zu zerlegen, zogen sich aus und bewarfen sich mit Toilettenrollenhauben und vollen Marmeladengläsern. Nur Marge Goodself wusste mit ihnen umzugehen. »Benimmt man sich denn so?«, schimpfte sie und marschierte in ihren leichten Schuhen über den Kunstrasen. Ein paar scharfe Worte von Marge, und die Palerner ließen ab, kauerten sich zu fünft auf den Boden, rieben einander durchs Gesicht und heulten Rotz und Wasser. Wenn Marge dann in die Hände klatschte und auf ihrer Trillerpfeife blies, kamen sie angerannt und stellten sich wehleidig jodelnd zum Sackrennen auf. Sie hörten sich an wie Gänse, die versuchten Delphine nachzuahmen. »Ruhe, bitte, alle miteinander«, sagte Marge mit einem grimmigen Lächeln.
    Tabea Jute vertrat sich eines Tages die Füße, um zu entdecken, dass die Morgenstern-Fußtunnel mit Musik berieselt wurden. Lieblich schnurrende Saiten luden sie förmlich ein, vor ihnen
Reißaus zu nehmen, zum Mond etwa, um dort einem Schlafliedchen zu lauschen. »Wer hat das angeordnet?«, wollte sie wissen. »Ich jedenfalls nicht.« Sie verdonnerte alle im Bezirk, für die nächsten zehn Tage bei »Sumpfrock« zu arbeiten: schlammiger Blues, die Gitarren zu einem übellaunigen Schneckentempo verlangsamt, wobei die Basslinie wild draufloshämmerte wie ein Irrer, der ein Abflussrohr verprügelt. Die Arbeiten von Urschleim ähnelten sich auf markante Weise.
     
    »Das soll Raumfahrt sein?«, beschwerte sich Käpt’n Jute bei Alice. »Das ist Stadtverwaltung oder so was Scheußliches.« Wenn

Weitere Kostenlose Bücher