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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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LICHTEMPFINDLICHSTE ZONE ANSCHEINEND DIREKT ACHTERN LIEGT, ALLERDINGS STEHEN DIE STERNBILDER NICHT NUR AUF DEM KOPF, SIE SIND AUCH SEITENVERKEHRT.«

    »Ich melde mich.« Käpt’n Jute hatte nicht hingehört. Sie steckte die Hände in die Taschen und starrte in das ungewisse Grau hinaus, das von überallher gähnte. Technologisches hatte sie immer gelangweilt; die Technologien von Aliens und die Leute, die sie begriffen haben wollten. Sie mussten da sein, wenn man sie brauchte, das reichte vollauf.
    »Kannst du Proxima Centauri sehen?«
    »KLAR UND DEUTLICH, KÄPT’N.«
    Tabea stierte in das Halbdunkel hinaus. »Schade, ich kann nichts sehen.«
    »Käpt’n? Hallo?«
    Eine andere Stimme, eine menschliche, mischte sich ein. Ihre Sekretärin hatte sie gefunden. »Ja, Zoe, was gibt’s?«
    »Zeit für Ihren Besuch in der Luftfabrik, Käpt’n.«
     
    Die Luftfabrik des Mivvy-Konzerns lag tief im Innern von Plenty und flutete das exotische Habitat unermüdlich mit ihrem Produkt. Wie die Äste eines Baums verzweigten sich die ausgedehnten Glaslungen auf ihrem Weg durch die Cañons. In einer solchen Röhre stand Tabea inmitten von Farnwedeln, die ihr bis zur Taille reichten und unablässig zitterten. Kenny kauerte ganz in der Nähe und feilte seine Krallen. Ziel ihres Ausflugs war eine unbewohnte Region des Schiffes. Und das Ergebnis meist eine nervtötende Debatte um die Nutzung der betreffenden Region.
    Käpt’n Jute trug einen sogenannten Begehungsanzug mit geschlossenem Helm. Der Mann in Shorts und Regenmantel, mit dem sie sich unterhielt, vertrat den Mivvy-Konzern. Seinen Namen hatte sie schon wieder vergessen. Er zeigte auf das khakifarbene Moospolster in seiner Hand.
    »Die ganze Luft an Bord verdanken wir dieser Spezies. Sie
produziert mehr Sauerstoff als alle anderen Arten zusammengenommen.«
    Er presste die tropfnasse Flora, bis ihm der Saft durch die Finger sickerte. Jetzt sah das Polster nur noch wie weiche Kacke aus. Tabeas Kopf fühlte sich an wie ein Holzklotz. Hier drinnen war es noch heißer als ohnehin schon. Die Feuchtigkeit hing als Nebel in der Luft
    Der Konzernvertreter ging seinen Besuchern voraus. Eine Biene brummte dösig vorbei. »Oh, ja, davon haben wir viele. Auch Schmetterlinge. Sehr hübsch.«
    Sie kamen an eine Schleuse in der Tunnelwand. Der Mann warnte Tabea vor dem allgegenwärtigen Schlamm - es bestand Rutschgefahr.
    In der Schleuse erhob sich eine Führerin in der Livree des Mivvy-Konzerns und begrüßte Käpt’n Jute. Sie war jung; ihre Augen leuchteten, ihr Gesicht glühte vor Anbetung. Tabea lächelte ihr Lächeln und machte dem Mädel die Freude, ihr beim Anlegen des Sauerstoffgeräts helfen zu dürfen. Dann sollte sie noch Kenny helfen, der hatte aber seine eigene Ausrüstung und brauchte keine Hilfe.
    »Alles in Ordnung, Ken?«, fragte sie über Helmfunk. »Rutsch nicht aus, hörst du? Es soll gleich ziemlich matschig werden.« Sie fand es amüsant, wenn er den Kopf vorreckte und irritiert hustete. Sie gab der Führerin ein Handzeichen. »Nur zu«, sagte sie. »Und Sie?«, wandte sie sich an den Konzerntyp. »Worauf warten wir noch?«
    Kenny keuchte geräuschvoll ins Mikro, als Käpt’n Jute sich anschickte, die Schleuse zu verlassen. Sie bekam sein Ohr durch die Plastikhülle des Helms zu fassen und wackelte mit seinem Kopf, als habe sie einen treuen Hund vor sich. Dann zwängte sie sich als Vorletzte durch den Plastikschließmuskel in die luftlose
Dunkelheit hinaus. Kenny schnippte sein Visier herunter und folgte ihr auf dem Fuß.
     
    Sie folgten der Führerin durch einen ziemlich regelmäßig unterteilten Korridor. Aufbeiden Seiten lagen verwaiste Büros, große, luftlose Schachteln voller Schweigen, die Schreibtische übersät mit lauter Dokumenten. Jeder hatte das laute Atmen der anderen im Ohr. Ihre Lampen rissen klobige Schemen aus der Finsternis, Konsolen, Chiffriergeräte, Kopierer. Der Ort sah aus wie die Katakombe einer ausgelöschten Zivilisation, mit lauter Zellen für die Verehrer einer rechtwinkligen, mit Kabelgirlanden geschmückten Gottheit.
    »Ich wüsste nichts anzufangen mit dem ganzen Kram«, sagte Käpt’n Jute. Kenny machte einen Satz und landete mit allen vieren auf einem Schreibtisch, den Schwanz so hochgebogen, dass er an den Henkel eines Bierkrugs erinnerte. Es staubte fürchterlich. Der Phantomjäger musterte den Raum eingehend, sprang auf den Boden zurück und tigerte weiter.
    Die Stimme des Konzernvertreters füllte Tabeas Helm, nahelegend,

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