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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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der offensichtlich eine Menge Geld war.
    »Was die Leute wirklich brauchen«, vertraute er dem Alten an, »das sind zu diesem Zeitpunkt, zu genau diesem Zeitpunkt ein paar hübsche Drogen.«
    Onkel Charlie lächelte schlau, als habe er seinen Besucher bei einem Widerspruch ertappt. Er sagte sanft und irgendwie albern: »Du brauchst keine Drogen, Dog.«
    Dog rollte seine gewaltigen Schultern. »Ich weiß besser, was ich brauche«, sagte er trotzig.
    »Nein, Mann«, winselte der greise Patient, »du kriegst das Zeug nicht. Kapier doch: Alles ist längst so.«
    Er sagte das, als gebe er ein Prinzip des Universums preis. Es
dauerte drei Herzschläge, bevor Dog nachsichtig fragte: »Wie was, Onkel Charlie?«
    »Wie - alles«, erklärte der Greis und grinste sein irres, metallisches Grinsen. »Komm«, sagte er und fuhr zum Aquarium. »Hier. Das wird dir gefallen, das ist gut.«

9
    »Der Zweck der Ehe«, meinte der Gute Doktor und hob sein schäumendes Glas ins goldene Licht, »ist die Fortpflanzung. Die fruchtbare Verbindung von Gegensätzen.«
    »Der Regenschirm und die Nähmaschine«, grübelte der Letzte Poet. »Doolittle und Higgins. Die Eule und die Katze.«
    Der Beste Richter lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Dialektik«, konstatierte er feierlich. »Ankläger und Verteidiger.« Er nickte ihnen allen zu, die rings um den Tisch saßen, unter den langsam, aber sicher zu rutschen er das untrügliche Gefühl hatte. »These un Antithisse. Thissiun.« Der Beste Richter fuchtelte mit der Hand vor seinem Kopf, als wolle er die Wörter aus seinem Mund hexen. »Sünde«, brachte er zusammen mit einem Schluckauf heraus, was ihn sichtlich verwirrte.
    Die Philosophen des Trivia hatten eine wunderbare Zeit. Sie hatten Orchideen im Bart und Champagner im Bauch. Es ging nichts über eine schöne Hochzeit, auch wenn es nur die von Mavis war.
    »Wer ist noch mal Mavis?«, fragte der Letzte Poet.
    »Die mit dem Irrwisch«, sagte der Beste Richter.
    »Sitzt da drüben.« Mavis Forestall, ein Stammgast, saß immer in der gleichen Nische neben der Bar und tauschte mit ihrem schwebenden Liebling sarkastische Kommentare aus. Sich nach
hinten lehnend, um auf den Irrwisch zu zeigen, wäre der Gute Doktor fast hintenübergegangen und musste von seinen Freunden zurückgezerrt werden.
    Man verzieh dem frischgebackenen Ehemann, einem stattlichen Mechaniker mit Namen Sven, seine uninteressante Herkunft, den leuchtend grünen Anzug und die Muskeln. »Er muss gut im Bett sein«, mutmaßte der Letzte Poet.
    »Aber bestimmt nichts zwischen den Ohren«, sagte der Beste Richter.
    »Den Antrieb zur Fortpflanzung«, hielt ihm der Gute Doktor entgegen.
    »Braucht er nicht«, widersprach ihm der Beste Richter mit Blick auf die Kinder, die zwischen den Tischen herumrannten, zusammenstießen und sich kabbelten. »Macht rücksichtslos weiter.«
    Käpt’n Jute sollte den Zeremonienmeister spielen, drüben an der Bar. Dort waren Wände, Decke, buchstäblich alles mit Blumen geschmückt! Rory schielte immerzu misstrauisch nach oben, als könnten ihm aus den Blumen schreckliche Insekten in den Hals des Polohemds fallen.
    Der Blumenschmuck war natürlich die Idee der Braut gewesen. Mavis trug ein langes rosa Futteralkleid aus Satin, in dem sie, wie der Gute Doktor schon mehrmals angemerkt hatte, wie eine schwedische Zuckerstange aussah. Ihr Mund war noch rosaroter und süßer als ihr Kleid, und sie und ihre Freundinnen waren sage und schreibe seit halb fünf am frühen Morgen mit ihrem Haar zugange gewesen. »Die himmlische Göttin«, intonierte der Letzte Poet mit schleppender Stimme.
    Der Auserwählte dieser Göttin grinste mal hierhin, mal dorthin und nahm Kaugummi kauend die Glückwünsche von Leuten entgegen, die er noch nie gesehen hatte.

    »Der allgegenwärtige Antrieb«, meinte der Beste Richter mit einem anzüglichen Blick auf die Brautjungfern. »Ehe ist Partnerschaft.«
    »Das Pünktchen auf dem i«, sagte der Letzte Poet. »Das Salz in der Suppe.«
    »Des Guten zu viel«, sagte der Gute Doktor kopfschüttelnd.
    Der Letzte Poet drückte sein Kreuz durch. »Das Salz in der Suppe«, bekräftigte er.
    Der Beste Richter war gefragt. »Des Guten zu viel und das Salz in der Suppe«, urteilte er großmütig.
    »Die Mieze und der streunende Kater«, meinte der Gute Doktor, der den Faden verloren hatte. »Die Braut und der Bräutigam …«
    Seine Freunde hoben das Glas. »Auf die Braut und den Bräutigam!«
     
    Hier gab es Leute unterschiedlichster

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