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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Bedenken, die von der Brücken-Crew kommen und auch vom Personal der größeren AV-Sender …« Zunehmend mischten sich erregte Stimmen ein. »Die Einwohner von Neu-Madagaskar sind völlig d’accord …«
    »Das gilt auch für die anderen heckwärtigen Gemeinden …«
    »37,85% Unterstützung mittschiffs und zunehmend …«
    »Die Einwände, Käpt’n Jute …«
    Der kleine Scheißer verstand es, ihren Namen wie ein Gefängniswärter zu blaffen, und lenkte die Aufmerksamkeit des Plenums genau in dem Moment auf sie, als sie vollends abzudriften begann. Da half auch keine dunkle Brille.
    »… gegen das Verbringen eines Mobs von Drogensüchtigen und Stromverschwendern in einen der größten Zellkomplexe …«
    »Ich denke, das Lied kennen wir zur Genüge, Herr Rykow«, sagte Käpt’n Jute, die seit einer geraumen Weile nichts gesagt hatte, so dass alle neugierig waren, was sie als Nächstes sagen würde.

    »Ich könnte ein Glas Bier vertragen«, sagte sie als Nächstes.
    Man hörte die kleinen Geräusche zwischen Zungenspitze und Gaumen, Seufzen, Glucksen.
    »Möchte noch jemand ein Bier? Professor? Herr Rykow? Nein? Niemand? - Drohne!«
    Eine Servicedrohne rollte in den Saal. »Ein Bier für mich«, sagte sie.
    Die Drohne schickte ihr ein strahlendes LED-Muster, surrte und blieb stehen.
    Tabea fluchte. »Blödes Ding. Hat irgendjemand ein leeres?«, fragte sie. Jemand warf ein leeres Glas. Sie hätte es fast aufgeschnappt. »Verdammt. Drohne? Da, schau mal, da drüben: Bier. Ich.«
    Die Drohne scannte sie, ließ eine Zeile mit Nullen volllaufen.
    Ratsmitglieder murmelten, lachten. Käpt’n Jute fluchte wieder. Zoe erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich mach das, Käpt’n.«
    Käpt’n Jute drückte ihr den Arm. »Danke, Zoe.« Sie streckte sich. »Falls es keine weiteren Fragen gibt, lassen Sie uns hören, was Professor Xavier zu sagen hat.«
    Aufnahmegeräte summten, als der telegene Professor aufstand, um, wie er erklärte, für die Arbeitsgruppe Topografie zu sprechen, die ein neues System vorstellen wolle, das auf der elektrischen Leitfähigkeit des Schiffes beruhe, soweit sie bisher kartografiert worden sei.
    »Danke dir, prima«, sagte Käpt’n Jute laut, als Zoe Primrose mit ihrem Bier zurückkam. Sie nahm einen langen, tiefen Schluck, dann streckte sie die Füße von sich und warf den Kopf zurück. »Machen Sie weiter, Professor, entschuldigen Sie die Unterbrechung.« Sie setzte ihre Fingerspitzen gegeneinander und konzentrierte sich auf den Vortragenden.
    »Die Sache ist die, vielen Dank, Käpt’n«, sagte Professor Xavier
mit unbeirrbarer Servilität, »je mehr wir entdecken, umso richtiger erscheint es uns, dieses Schiff Plenty als ein riesiges Gehirn zu beschreiben. Als ein Gehirn mit ureigenen Hirnlappen, mit ureigener zellulärer Konsistenz, ureigener neuronaler Vernetzung und so weiter.«
    Käpt’n Jute trank ihr Bier und betrachtete eine rotierende Grafik, die wirklich todschick war. Der vertraute assymmetrische Schildkrötenpanzer wies verschiedene, farblich isolierte Bereiche auf.
    Xavier fuhr sich mit der Hand durchs Haar, als streichle er unauffällig sein eigenes Hirn. »Obwohl das Schiff asymmetrisch ist, besteht es, wie Sie sicher wissen, nahezu aus zwei Hemisphären, die durch die Zentralkluft getrennt sind. Diese korrespondiert nun mit der Fissura longitudinalis oder der Längsfurche, wie die Hirnatome sie nennen, während Freudental, sehen Sie hier, Käpt’n, so ziemlich das Äquivalent zur Sulcus centralis oder zentralen Hirnfurche ist, nur ein bisschen nach vorne verlegt, wodurch hier und da die Scheitelregion vergrößert wird …«
    Als sie kapierte, dass es nur darum ging, jeden einzelnen Tunnel umzubenennen, fing sie an zu lachen …
    Xavier blickte sie an, schob die Augenbrauen zusammen und entblößte die Zähne, als akzeptiere er eine unerwartete Entgleisung. »Sehen Sie ein Problem in dem neuen System, Käpt’n?«, fragte er und rieb sich das Kinn.
    »O nein, Professor. Es ist brillant. Eine Inspiration. Ein Geniestreich, wenn Sie so wollen.«
    Die Arbeitsgruppe lachte befreit auf.
    Xavier schwafelte noch ein bisschen weiter, abschweifend, illustrierend, bevor deutlich wurde, dass man sie zu einer Entscheidung zwingen wollte. Jesus!

    »Was ist mit Xtaska?«, sagte sie. »Zoe? Kannst du sie zuschalten?«
    Zoe holte den Cherub unverzüglich auf die Displays der Anwesenden. Beinlos lag Xtaska zwischen tausend Monitoren in einer Hängematte aus Kabeln, die von allen Seiten kommend

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