Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland

Vom Netzwerk:

die Cola, die Leglois ihm reichte. Sein Kopf hallte noch von den Schlachtrufen der Momeraten und dem
Gebrüll der Riesenschlange. Es war so schon laut genug in der Kaverne: die martialischen Schreie, der Waffenlärm und der pausenlos dröhnende Snuff-Rock.
    »Monk«, sagte Leglois entschuldigend. »Er braucht dich.« Er wusste, dass Dog nicht gerne aus so einem Spiel gerissen wurde. Dog sollte nicht denken, dass das seine Idee gewesen war.
    Dog rollte die Schultern, renkte den Hals. »Besuchszeit, wie?«, sagte er mit einem halben Grinsen.

    Dog Schwartz sah sich um, versuchte sich zu orientieren.
    In der Blendgranaten-Höhle spielten zwei Teams Fangen, ihre Körper segelten unter schallendem Gelächter durch die Luft. In den Gruben fochten mit Reizverstärkern behelmte Gestalten heftige Kämpfe gegen unsichtbare Phantome. Die aufgeschlitzten Sitze waren dünn mit Jugendlichen besetzt, die sich laut unterhielten, veralberten oder herumprahlten, die Füße auf den Sitzen davor. Sie trugen ihre eigenen Visiere, zappten sich durch die Kämpfe und tauschten sich träge über taktische Dinge aus. In der Chaos-Kaverne hatten die Spieler neulich erfahren, dass der heckwärtige Bauch, den sie in Beschlag hielten, jetzt Hinterhauptlappen hieß, auf Betreiben von irgendwelchen Wichsern in der sogenannten Vorderen Kommissur. »Hinterhauptlappen«, krähten die Spieler affektiert und krümmten sich vor Lachen. Die Umbenennung juckte sie nicht. Die Kaverne war, was immer man wollte. Und das fand nur im eigenen Kopf statt und nirgendwo sonst.
    Die Ganzkörper-VR-Särge standen aufgereiht in einem niedrigen Vorraum. Trotz der grellen, schaurigen Abbildungen auf den Deckeln drang nichts nach draußen. Nur ein kleines rotes Cluster von LEDs verriet die wilden Träume, die sich darin abspielten. Als die LEDs von Dog erloschen, kam eine plappernde
Schar von Jungs in zerrissenen und geschweißten Abenteueranzügen angerannt.
    »Bist du fertig oder was?«, rief der Vorderste. Dog Schwartz gab ihm eins hinter die Ohren. »Aua!«
    Dog kletterte umständlich aus seiner Kapsel, schüttelte die Hosenbeine, die zerdrückt waren von den Widrigkeiten seines Waffengangs. Er entdeckte Gunky Monkey, der auf einer Plattform ganz in der Nähe an einer kaputten Kampfdrohne herumfummelte. Überall, wo er hinschaute, verstreute die Purpursonne von Zormat ihre tanzenden Nachbilder. Es half auch nichts, dass Monkey die Drohne so weit gebracht hatte, Lichtringe zu blasen: Ringe aus purer Farbe, die nach oben in die dunklen Risse und Spalten trieben, wie Rauchringe, die sich ein Seraph ausgedacht hatte.
    »Monk!«, rief Dog.
    Nachbilder hin, Nachbilder her, auch Gunky Monkey hatte sich kaum verändert: ein einziges Graubraun, das sich in den Furchen und Falten zu Schwarz verdunkelte. Er trug Jeans, die aussahen, als hätte er sich die Beine mit Asphalt bekleistert. Sie quietschten und glitzerten, wenn er um sein neues Spielzeug herumtigerte. Auf dem nackten Brustkorb baumelte eine schwarze Lederschlinge mit lauter Schlüsseln und Zahnstochern.
    Die Jungs balgten sich um die frei gewordene Kapsel. Alle anderen gingen dem Hünen aus dem Weg. Leglois trottete mit der Cola hinterher.
    Ein kaffeebraunes Kind namens Norval, nackt bis auf die wohlzerrissenen Jeans, lehnte am Fuß der Stiege.
    »Alles klar, Norval?«, begrüßte Dog ihn und zog den Hosenbund hoch.
    »Noch klarer mit’nem bisschen Hasch, Dog«, erwiderte der Junge mit einem faulen Lächeln.

    Dog rollte den Kopf, dann die linke Schulter. »Ob das wohl stimmt, mein kleiner Freund? Ob das wohl stimmt? Gut, wir kümmern uns darum, bald. Sehr bald, wie die Dinge liegen.«
    »Gut«, sagte Norval und fuhr fort, in den Zähnen zu stochern.
    Dog wartete einen Moment. Er rollte den Kopf, dann die rechte Schulter. »Wie wär’s mit einer kleinen Spende, Norval, sagen wir, als Zeichen für dein Interesse?« Norval sah ihm kurz in die Augen, amüsiert, neugierig, als spiele er mit dem Gedanken, Dog um Kredit zu bitten, nur um zu sehen, wie der Hüne auf die Kränkung reagierte. Dann riss er wieder die Lippen auseinander.
    »Bezahl den Dog, Otto«, sagte er zu einem kleineren Jungen mit ernster Miene und großen, grünen Augen. »Bezahl ihn.«
    Otto gab Dog eine Plastiktasche mit einem Bodensatz aus halb entwerteten Kreditmarken, Münzen von diversen Planeten und alten Geldscheinen. Dog zog spöttisch die Nase hoch und stopfte sich alles in die Tasche. Dann lehnte er sich hintenüber.
    »Monk!«, brüllte