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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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er die Stiege hoch. »Schalt endlich das blöde Ding ab.«
    Gunky Monkey stellte sich taub. Er grinste von oben sein grünspanfarbenes Grinsen. »Besuchszeit«, sagte er. Irgendwo stieß jemand einen gellenden Schrei aus. Dog Schwartz rieb sich die riesigen, kraftvollen Hände. Majestätisch unter den krachenden Entladungen und Explosionen wandte er sich an seinen schüchternen Colaträger.
    »Kommst du, Leg? Komm, vielleicht lernst du ja was.«
     
    Käpt’n Jute war am Steuer. Sie hielt ihre übliche Videokonferenz mit Mister Spinner, Xtaska und Alice ab. In Wahrheit besprachen sich die Letzteren, und Tabea ließ sich treiben. Ihre Gedanken waren bei Käpt’n Frank, dem altairischen Trödelfischer
zwischen den Sternen, in dessen Frachter sie das Fliegen gelernt hatte. Er war in Ordnung gewesen, auch wenn sie es damals als Schinderei empfunden hatte. Wo er jetzt sein mochte? Vermutlich stöberte er im Abwrackverkauf einer bankrotten Orbitalstation herum und sprühte sein Anspruchszeichen auf irgendwelche Lichtwandler und Drei-Wege-Abwas-serkondensatoren.
    »DIE PENTATONISCHEN CLUSTER SIND IM GESAMTEN FREQUENZBEREICH DER DITHYRAMBE NORMAL«, sagte Alice gerade. »DIE WAHRSCHEINLICHKEIT DER ÜBEREINSTIMMUNG MIT EUREM DATENKNOTEN 513.00 LIEGT ÜBER 75%.«
    Darauf Xtaska: »513 ist in der anderen Hemisphäre symmetrisch.«
    Hätten sie frasquisch gesprochen, Käpt’n Jute hätte genauso viel verstanden. Am Ende würden sie so sprechen. Allen würde ein Paar Extra-Arme wachsen, und sie würden pfeifend und knarrend an den Wänden der Cañons herumkraufen.
    »Mist«, murmelte sie.
    »Käpt’n?«
    »Nein, macht weiter«, sagte sie. »Ich bin in einer Minute zurück.«
    Ihr Tampon war gestorben. Sie konnte ihn fühlen, er war kalt und schwer. Sie ging aufs Klo und saß da, den Kopf an die kalte Stahlwand gelegt. Ihr war schlecht. Sie kam sich dick vor, und sie hatte Schmerzen, und sie fühlte sich krank. Sie tastete nach dem Schwänzchen.
    Sie sollten eigentlich nicht sterben, solange sie Nahrung bekamen. Und sie hatte frisches rotes Blut an den Fingern.
    »Mist, Mist, Mist.« Es brauchte eine Weile, das schleimige schwarze Ding herauszulotsen und zu entsorgen. Dann musste
sie sich mit einem Papiertaschentuch verstöpseln, weil jemand vergessen hatte, den Spender aufzufüllen. Das alles waren nicht die besten Rahmenbedingungen für ihre nächste Entdeckung.
    Sie kehrte wieder ans Steuer zurück. Alice redete immer noch, sie trug lauter Fluktuationen vor, die der Bildschirm sukzessive erfasste. Tabea fiel auf, dass eine deutliche Schwankungswelle mittschiffs querab nach Backbord lief. Musste eine Schwingungsanpassung sein. So ähnlich wie beim Stimmen eines Instruments.
    Es gab keinen Grund, warum sie es tat. Sie hatte das Zwanghafte dieser Anwandlung längst überwunden. Seit ein, zwei Wachen hatte sie nicht einmal daran gedacht, es zu tun, in Wahrheit schon seit mehreren Wachen, wie sich herausstellte. Doch ausgerechnet jetzt drehte sie sich um und sah nach der grauen Ego-Platte.
    Der Schlitz war leer.
    »Alice?«
    »KÄPT’N?«
    Sie berührte den Schlitz. »Wo ist deine Platte?«
    »IM LESESLOT, KÄPT’N.«
    »Der ist leer.«
    »LASS SEHEN«, sagte Alice auf ihre redundante Art. Neben dem leeren Schlitz leuchtete kurz eine LED auf. »NICHT DA. DU LIEBE ZEIT. WO KANN DIE HINGEKOMMEN SEIN?«
    Mister Spinner schaltete sich ein. »Sie haben sie nicht mehr mitgebracht, seit Sie sie zuletzt mitgenommen haben, Käpt’n«, sagte er nicht sehr aufschlussreich.
    »Ich hab sie nicht mitgenommen«, sagte sie. »Ich habe sie hiergelassen.«
    Er starrte sie an, perplex. In jedem seiner Brillengläser spiegelte sich sein Bildschirm mit ihrem Konterfei.

    Das andere Ende der Schaukelpferdstraße war total verwahrlost, und die Kopffreiheit nahm rapide ab. Niglon Leglois war unglücklich. Er mochte es nicht, wenn sich die Decke senkte, er mochte keine haarigen Stalaktiten, er mochte auch nicht den bitteren Geruch nach einem lange zurückliegenden Brand.
    Hier wurde man geradezu mit der Nase darauf gestoßen, dass die Grundsubstanz von Plenty ursprünglich einmal abgesondert worden war, gespuckt oder erbrochen aus den Körperöffnungen der Erbauerrasse. Jedes Mal, wenn sie an einer Spalte vorbeikamen, hatte Leglois Angst, es könnten ein paar dieser Wesen flüsternd und raschelnd herauskrabbeln. Im Dunkel meinte er schon kleine Füße zu hören, die vor ihren Lichtkegeln flohen.
    Dog und Monkey waren unbesorgt. Dog riss Witze und

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