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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Sturz, und dass alle anderen Verletzungen zweitrangig wären. Sie hatte ihn nie zu dem Vorfall befragt, bis jetzt. »Ich möchte gerne wissen, wie du darüber denkst, Kenny«, sagte sie und setzte sich auf ihrem Stuhl zurück, die Hände flach auf den Oberschenkeln.
    Eilfertig duckte der Schrante den Kopf und buckelte anerkennend. »Kute Leut«, sagte er verschnupft. »Tüstik, tüstik.«
    Das war nicht die Antwort, die Tabea erwartet hatte. Nach reiflicher Überlegung aber doch. Dort musste es also eine organisierte Sicherheit geben, leider, leider. So weit, so gut. Es gab Leute, die sich nicht beherrschen konnten. Sie waren an Bord; wo sonst hätten sie hingekonnt? Also musste man sich auf sie einstellen. Eine Last wurde von ihr genommen: etwas, das zu
schwer war, um es zu schultern. Sie wusste nicht recht, was es war oder warum sie es hätte schultern sollen. »Okay«, sagte sie. Das Wort kam ihr wie ein Rauchring aus dem Mund und schraubte sich in die Korridore.
    Es gab so viele andere Bezirke, in denen die Leute leben konnten, die nicht damit zurechtkamen.
     
    Jeder, der jetzt in die Nähe von New Little Foxbourne kam, wurde von Schwarzhemden empfangen; diese hatten riesige, auf Angriff trainierte Hunde bei sich, die ihn mit erhobener Schnauze anknurrten, aber so gut wie nie von der Leine durften. Außerdem hatte Frau Goodself persönlich die Neueröffnung des Septalen Gefängnisses veranlasst. Eine Gelegenheit, die sich die Dauerparty nicht entgehen ließ. Paare zahlten bis zu fünfzig Skutari, um vorher noch in den Zellen zu übernachten. Und noch mehr, um festgeschnallt zu werden oder mit der Kampfausrüstung zu spielen. Gottfried Bills ließ sich in einen vertrackten schwarzen Lederharnisch schnallen und mietete die Isolierzelle einen vollen Abend lang. Dagobert Moon machte Fotos, die er später unter der Hand verhökern wollte.
     
    Derweil die Spinner und Freigeister im Gefängnis herumtanzten und Räuber und Gendarm spielten, begannen sich im Schlangenhals die ehemaligen Insassen von Asteroid 000013 zu fragen, ob sie lediglich von einem Hochsicherheitsgefängnis in ein anderes entkommen waren.
    Vielleicht war das Schiff von Anfang an nur eine Falle gewesen. Vielleicht waren alle Passagiere heimlich zur Vernichtung freigegeben worden; die Abweichler und Außenseiter der alten Erde und ihrer Habitate, abgeschöpft und ausgeschickt, um in der Glut einer fremden Sonne zu verdampfen. Es grassierte
bereits ein Gemenge aus Aberglaube, Gerüchten und Voodoo. Das Evangelium von Pater Le Coq fand Gehör, seine Gemeinde wuchs.
     
    »Erster Junge!«
    »Auf keinen Fall!«
    »Zweiter Junge!«
    »Andersherum!«
    Sarah prustete vor Lachen. Sie wirbelte herum, zeigte mit dem Finger.
    »Dritter Junge!«
    Der hieß Zidrich. »Guten Tag«, sagte er und machte einen Diener.
    Sarah tat, als schüttele sie ihm die Hand, lachte wieder. Sie waren alle hier, und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so viel Spaß gehabt hatte. »Was für ein Spiel ist das?«, fragte sie.
    »Es stammt aus einem alten Buch« , sagte der Pavillon.
    »Erstes Mädchen!«, schrie Sarah Zodiak.
    »Geigenbogen!« , sagte Susanna.
    »Zweites Mädchen! Ups, das bin ich ja. Trotzdem.«
    »Wie bitte?«, fragte Mogul.
    »Na ja, woher soll ich wissen, was ich sagen soll? Ich hab das Buch nicht gelesen!«
    »Ein Kinderbuch« , sagte der Pavillon.
    »Kinder …« Sie waren alle Kinder gewesen, für kurze Zeit. Sarah und Susanna, Zidrich, Goreal und Mogul, und sie hatten alle zusammen in einem wunderschönen magischen Garten gelebt, wo ihnen die Feen zu essen brachten und im Abendlicht unsichtbare Flöten spielten und der Schlaf wie ein mit Sternen bestickter Schleier über sie fiel.

    Und dann, als sie schliefen, waren die Feen gekommen und hatten sie geholt, einen nach dem anderen.
    Jetzt waren sie alle wieder beisammen, alle erwachsen, und glichen sich aufs Haar, lebendige Lichtskulpturen, die schöner waren als die aus Kunstfleisch. Sarah streifte den Ärmel hoch und rief Xtaska an. Xtaska war eine der Feen gewesen, eine besonders gute. Sie hatte Sarah und Mogul gerettet. »Schau uns an!«, rief Sarah glücklich.
    Auf der schwarzen, chromglänzenden Haut des Cherub glitzerten die farbigen Lichter des Thalamus-Displays wie nächtliche Städte aus dem Orbit. Ihre kleinen Robotaugen glühten kirschrot.
    Und ob sie lächelt, dachte Sarah.

16
    »Was meinen Sie, Doc? Schafft Brian es, bevor die alte Lady das Zeug schnupft?«, ächzte der Alte in dem

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