Sonnenwanderer
wie ein Sack Kürbisse auf den mit Kerzenwachs versteiften Teppich. Die silbernen Sterne und Schwarzlichtposter blickten von den farbigen Wänden wie Symbole des Todes auf sie hinab.
Ein entsetzlicher Gestank breitete sich aus.
»Mannomann!«, murmelte der greise Mörder bei sich. Er fuhr zum Tisch hinüber, um noch ein paar Räucherstäbchen anzuzünden. Dann rief er drei Schwestern, um die Leiche wegschaffen zu lassen. Sie standen in der Türöffnung und zeigten keinerlei Regung, obwohl das rechte Augenlid der einen ständig zuckte, als sei sie fehlerhaft konditioniert. Drei auf einmal zu steuern, war nicht einfach.
»Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht übernehme«, erklärte er den Schwestern.
Plip, plip, plip machte das Augenlid.
Onkel Charlie ließ alten Snuff-Rock laufen. Das passte. Eine Schwester suchte und fand die Universalfernsteuerung der Ärztin und gab sie ihm. Dann gingen die drei in die Hocke und hievten die unförmige, abkühlende vespanische Leiche ihrer früheren Arbeitgeberin auf eine Tragbahre. Voll beladen erhob sich die Bahre unter einem kurzen Knirschen vom Boden und trudelte gemächlich mit ihrer Eskorte aus der Wohnung. »Frieden«, sagte Onkel Charlie und hob zwei Finger.
Er drehte die Musik auf.
Einige Zeit später öffnete sich ohne sein Zutun die Tür.
Der Mann, der hereinspazierte, trug einen grauen Feinkordanzug und eine dunkelrote Krawatte, hatte die Hände in den Taschen und wirkte äußerst gepflegt. Sein Haar war glatt und so lackschwarz wie die Spitzen seiner handgefertigten Schuhe. Auf seiner Nase saß eine kleine, altmodische Brille mit feinem Goldgestell, und die Augen dahinter hatten die Farbe eines Tintentropfens aufgelöst in einer Badewanne voll Wasser.
»Und ich dachte schon, du würdest es nie mehr tun«, bemerkte der Besucher ungeniert laut.
Onkel Charlie lächelte leer, den handgerechten Griff seines Joysticks umklammernd. »Zum Teufel, Mann, du klopfst wohl nie an, was?«
Der Mann setzte sich unaufgefordert hin und schien die Frage kurz anzudenken.
»Nicht immer, nein«, sagte er. »Manchmal komme ich rein, gehe ein bisschen herum, mache dies und das …«
Der Fragesteller verzog das Gesicht, weil die Gitarren die schnelle, eintönige Antwort des Besuchers zertrümmerten. »Was?«, sagte er.
Der Besucher nahm eine Feinstjustierung seiner Bügelfalten vor. Onkel Charlie stellte die Musik leiser. Etwas im AV sprang ihm ins Auge. Er zeigte darauf.
Sein Besucher machte sich nicht die Mühe hinzusehen. Er lächelte und setzte im nächsten Augenblick eine ernste Miene auf, um zu zeigen, dass das Lächeln aufgesetzt gewesen war. »Prinzessin Wilhelmina!«, sagte Onkel Charlie keuchend, als sei der Name die Pointe eines vielgeliebten Witzes.
Der Mann in Grau erhob sich. »Bist du so weit?«
Im Flur wartete ein gut gebauter schwarzer Mann mit Ohrring und Kanone. »Das ist Dan«, sagte Grant Nichtsweiter und klopfte dem Mann auf die schusssichere Weste, als er vorbeispazierte. »Du kannst ihn vorerst haben.«
Onkel Charlie fuhr hinterher. »Schieß nicht auf die Schwestern, Mann«, sagte er im Vorbeifahren zu Dan. »Sie gehören mir. Alle.«
Sie gingen oder fuhren den Flur hinunter, vorbei an Suite No. 4, Suite No. 3, Suite No. 2 und Suite No. 1. Alle Türen waren geschlossen.
Sie bogen um die Ecke, sahen einen zweiten Bewaffneten und einen dritten. Sie erreichten die Tür zum Kontrollraum. Grant Nichtsweiter ließ sich von Onkel Charlie die Universalfernsteuerung geben und zielte damit auf den Schlosssensor. Der Sensor trällerte kurz, dann konnte Grant den Schlüssel eintippen. Er trat zur Seite und ließ Onkel Charlie hineinfahren. Der Alte keuchte und röchelte vor lauter Triumph.
Er blickte sich freudestrahlend um. Wäscheschränke, Geschirrschränke, Kühlschränke, Monitoren. Die kleinen Figuren, die sich auf den Flachbildschirmen bewegten, faszinierten ihn. Vielleicht war das eine andere Folge von Unlautere Methoden , eine, die er nicht gesehen hatte.
»He, Mann, schaut euch das an!«, kicherte er. »Das ist unsere Connie!«
Auf dem Bildschirm übte Frau Oriflamme mit ihren neuen Armen. Sie hob die Schultern, ließ sie fallen, bog ihre Handgelenke. Die Arme waren schon ziemlich mobil. Sie folgte einem interaktiven AV-Programm, das ihr die Übungen vormachte. »So musst du das machen, Consuela« , sagte der Bildschirm. »Halte diesen Rhythmus durch!«
Wie sie mit den Ellbogen schlug, die dichten Brauen zusammengezogen über dem langen
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