Sonnenwende
während Sonjas Hände unablässig sein Gesicht betasteten, und dass er es in diesem Moment ganz schön gefunden hatte, obwohl er sonst von Streicheleien lieber Abstand nahm.
Endlich in seiner Wohnung, fielen sie übereinander her. Den ganzen Abend hatten sie ihre Hemmungen ertränkt, jetzt kam die Belohnung. Sonja wand sich in seinen Händen und stemmte sich begehrlich gegen ihn, wenn er ihre Brüste und ihren Po bearbeitete; Wladimir kam es vor wie eine Befreiungsaktion. Sie probierten so ziemlich alle Stellungen durch, die ihm einfielen, und mindestens zweimal kam sie, da war er ganz sicher. Einmal tat es ihr sogar leid. Mittendrin hatte sie sich ganz plötzlich aufgebäumt und spitze Schreie ausgestoßen; eine Minute lang war sie nicht ansprechbar, dann begann ihre Hüfte langsam wieder zu kreisen.
»Entschuldige«, stöhnte sie und küsste ihn auf den Mund, »eigentlich wollte ich noch warten. Aber ich glaube, ich kann gleich noch mal.«
Beim letzten Mal kamen sie gleichzeitig. Wladimir wartete einfach, bis sie so weit war, stieß sie über die Ziellinie und taumelte hinterher.
Da war es auch in Ordnung, neben ihr aufzuwachen. No bad feelings. Leise schlüpfte er in seine Hose, um fürs Frühstück einzukaufen; sein Kühlschrank würde Augen machen.
Wider Erwarten verabschiedete sich Sonja dann ziemlich abrupt aus seinem Leben: Sie saßen beim Frühstück und redeten, und sie fragte Wladimir, ob er nicht arbeiten müsse, und er antwortete, dass Tom für seine Verspätung Verständnis haben würde.
|42| »Tom? Der Freund von Paul?«
»Ja. Wir arbeiten zusammen. Kennst du ihn?«
Sie erzählte, dass sie Tom eigentlich nie hatte leiden können – bis sie die Geschichte von seinem Zwillingsbruder erfahren hatte.
Wladimir: »Was denn für ein Zwillingsbruder? Tom hat keinen Zwillingsbruder.«
»Doch!«
»Unsinn. Das müsste ich doch wissen.«
»Ist letztes Jahr gestorben – bei einem Autounfall.«
»Nie und nimmer.«
»Doch, ganz bestimmt.«
»Du musst einen anderen Tom meinen.«
Erstaunen breitete sich über ihr Gesicht. »Sonja, was ist los? Stimmt was nicht?«
Jetzt musste Wladimir auch noch mit ansehen, wie sich Wut und Trauer dazumischten; ihr Blick war hasserfüllt.
»Weißt du, was dein Problem ist?«, rief sie und knallte das Besteck auf den Tisch. »Du bist beziehungsunfähig!«
Wladimir fand nicht, dass das sein Problem war. Für ihn sah es so aus, als sei es vor allem ihr Problem, aber das sagte er natürlich nicht. Wie kam sie überhaupt plötzlich auf Beziehungen? Davon war doch nie die Rede gewesen. Sie erwischte ihn ziemlich unvorbereitet, er sah nicht gerade intelligent aus: »… Ähh …?«
Sonja: »Auf niemanden willst du dich einlassen!«
Er suchte nach etwas, das sie verärgert haben könnte. Noch vor einer Stunde hatten sie im Bett gelegen, und er hatte gespürt, wie sie kam – und jetzt das. Er hätte sie nicht mit zu sich nehmen dürfen, das ging immer schief. Zu weich, mein Lieber, du bist zu weich.
Wladimir: »Ich weiß nicht … wenn du meinst.«
Sonja: »BEZIEHUNGSUNFÄHIG!!«
|43| Ist ja gut! Er war schließlich nicht taub. Sie spie es aus, es kratzte richtig am Trommelfell. Der Staub tanzte aufgeregt im Morgenlicht. Was für eine Zerrung! Ihre Brüste hoben und senkten sich energisch. Wladimir beobachtete, wie ihre Brustwarzen hart wurden und sich in den Stoff des Unterhemdes bohrten, das er ihr zum Schlafen gegeben hatte – er war ganz fasziniert davon. Das Hemd war ihr sechs bis acht Nummern zu groß, die schweißglänzende Stelle zwischen ihren Brüsten schimmerte wie eine Münze. Er wusste, das war ein schlechter Zeitpunkt, aber es machte ihn ungeheuer an.
»Deine Brustwarzen …«
Er zeigte mit dem Finger darauf.
Sonja sprang wutschnaubend auf und klaubte hektisch ihr Zeug zusammen.
Wladimir: »Bitte schlag die Tür n…«
Der Türrahmen erzitterte in seinen Grundfesten, mit vier Sekunden Nachhall. Hoffentlich stürzte Sonja nicht die Treppe runter. Sie hatte ihre Kontaktlinsen noch nicht drin, und ohne konnte sie einen Fischreiher nicht von einem Stück Käse unterscheiden. Ihre Schuhe suchten sich die Stufen hinab.
Stille.
Wladimir stippte die Brötchenkrümel auf und fragte sich, was das für eine merkwürdige Aktion gewesen war, und als er sich den Kaffee über die Finger goss, fiel es ihm ein: Das war gar nicht Sonja – das war Elsa!
Namen: Schall und Rauch. Zahlenkolonnen – kein Problem. Er wusste Telefonnummern von Menschen, die schon
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