Sonntag bis Mittwoch
mußte nur hier herauskommen.
»Oh, ja, ausgezeichnet. Ein echter Van Gogh.« Er erhob sich. »Ich habe seine Bilder von Toledo schon immer sehr bewundert. Sie auch?«
»Immer schon«, antwortete ich. Sogar ich wußte, wer Toledo in Bildern verewigt hatte.
»Noch etwas, Mr. Harper –«
»Stehe ganz zu Ihrer Verfügung, Mr. Wyatt.« Dabei schien er es eilig zu haben, mich loszuwerden.
»Ich möchte die Restbestände der beiden gemeinsamen Konten und unseres gemeinsamen Sparbuchs auf ein neues Konto überweisen, für das nur meine Frau zeichnungsberechtigt ist –«
Dies zu begreifen fiel Mr. Harper sichtlich schwer. »Sie wollen beide Konten aufgeben und –«
»Konsolidieren nennt man das wohl. Auf ein Konto im Namen meiner Frau allein.«
»Hmm, natürlich folgen wir mit Vergnügen Ihren Instruktionen –« Damit zog er sich in ein inneres Sanktum zurück, in dem welterschütternde Entscheidungen in gedämpftem, ehrerbietigem Flüsterton gefällt werden, während ich an Lydia dachte, bis er zurückkam.
»Jetzt ist, glaube ich, alles in bester Ordnung, Mr. Wyatt. Wenn Sie so freundlich wären, diesen Scheck zu indossieren –« Einen Moment lang war ich versucht, mit einem X zu unterzeichnen, wobei ich mich fragte, was passieren würde, wenn Mr. Harper oder einer der bewaffneten, aber menschenfreundlichen Wachmänner die verdächtige Ausbuchtung in meiner rechten Rocktasche entdeckten. »Alles erledigt! Und hier« – mit der Andeutung einer Verbeugung – »haben wir den Scheck über hundertneunzehntausend Dollar. Mr. Houston, unser zweiter Vizepräsident, und ich haben in Anbetracht des guten Rufes der Investmentfirma, die den Scheck ausstellte, und« – mit einem konzilianten, freudlosen Lachen – »Ihrer Person, Mr. Wyatt –«
Ich faltete den Scheck und steckte ihn in die Tasche.
»Und nun, wenn es Ihnen recht ist.« Während ich mit fester Hand unterschrieb: »Mr. Houston und ich fanden es am einfachsten, Ihren Namen von beiden Konten zu streichen. Wenn Ihnen das angenehm ist –«
»Mr. Harper«, sagte ich, »mir ist alles, was Sie tun, angenehm.«
Als ich den geheiligten Ort durch die Altarbalustrade verließ und die Marmorhalle durchquerte, spürte ich Mr. Harpers Blick auf meinem Rücken, mit der unausgesprochenen Frage, ob der Mann wohl fähig war, seine Finanzen zu verwalten? Oder ob Mr. Wyatt ernstlich krank war? Oder Selbstmord plante? Und was bedeutete diese merkwürdige Ausbuchtung in der rechten Tasche?
Bald ging ich an einer Reihe von Schaufenstern mit Gemälden vorüber. Einige mit geometrischen Mustern. Die meisten wilde Farbklecksereien. Wie ist es möglich, daß diese Männer so hart arbeiten, nur um das Chaos zu zelebrieren? Einige waten ja förmlich darin. Ich war heute in drei Ausstellungen, und jetzt Liebling, brauche ich einen Martini. Aber weißt du was? Ich habe mich früher zu sehr bemüht, es zu verstehen. Heute hab' ich mich nur vor ein paar Bilder hingesetzt und sie einfach angesehen, ohne zu denken. Und da passierte etwas sehr Merkwürdiges: Ich begann zum ersten Mal, etwas zu fühlen, was, weiß ich noch nicht, aber etwas … sehr Seltsames. Ich kann es nicht erwarten, den zweiten Versuch zu unternehmen. Wie hatte ich an jenem Abend reagiert? Hatte ich es ebenfalls verstehen, ergründen wollen? Oder hatte ich ihr einfach einen Martini gemixt und war zu weniger anspruchsvollen Themen übergegangen? Heute jedoch weiß ich mit Sicherheit: Wenn diese Künstler nicht versuchen, eine neue Dimension von Ordnung und Gefühl auszudrücken, die jenseits meines Horizonts liegt, dann haben sie, wie Wilby, die Suche aufgegeben. Und während ich die Galerie betrat, faßte ich einen Entschluß: Falls für mich etwas so Unwahrscheinliches wie eine Zukunft existierte, dann würde ich diese Frage weiter verfolgen. Weil Entdeckungen ein wesentlicher Teil des Lebens sind, den man nicht preisgibt.
»Mr. Neuenberg?«
»Ja.«
»Ich bin Adam Wyatt.«
»Ah, natürlich, Sir.« Er rückte mir einen Stuhl zurecht. »Möchten Sie nicht Platz nehmen.« Und als ich saß, faltete er die Hände maniriert, wie zu einem Gebet. »Sie beabsichtigen, Ihren Kauf abzuholen?«
»Ja«, antwortete ich.
»Selbstverständlich. Also, ich habe alle Unterlagen vorbereitet und werde sie Ihnen erklären –« Und während er sprach, schaute ich mich um. Glich die Bank einer Kathedrale, so war dies ein Tempel. Und gegenüber dem päpstlichen Mr. Harper wirkte Mr. Neuenberg wie ein Buddhist:
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