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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Aufenthalt leisten? Wo Lydia im Anmarsch, Jenny im Gehen und Wilbys Rückkehr zu erwarten war.
    Dann mußte ich mich also darauf verlassen, daß dieser Junge die Dinge richtig begriff und sie Anne so berichtete, daß auch sie Verständnis aufbrachte. Wie konnte ich ihm trauen? Einem jungen Mann, der in dieser Zeit der sogenannten enthemmten Jugendlichen Wert auf Annes Jungfräulichkeit legte. Ich würde ihn nicht nur schockieren, sondern ihm gleichzeitig eine Waffe in die Hand geben, die er möglicherweise gegen mich verwendete, wenn er Anne berichtete.
    Ich wog die Risiken ab und gelangte zu einem Entschluß: Ich mußte schnell in die Wohnung zurück, um der Farce so oder so ein Ende zu bereiten. »Ich kann nicht so lange warten.«
    Er nickte und trat neben die Feuerstelle, die ich gebaut hatte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich weitermache? Wir essen im Sommer gern hier draußen, und ich weiß, wie müde Anne immer aus der Stadt kommt; deshalb wollte ich heute kochen. Frikadellen und Salat, wenn du bleiben willst –«
    Wenn er Anne liebte, würde er ihr nicht wehtun. Darauf mußte ich mich verlassen.
    »Es begann am Sonntagabend«, begann ich, »nachdem ich von hier weggefahren war –«
    Ich bemühte mich, die Ereignisse des Sonntagabends zusammenzufassen, und ließ Nebensächliches aus, das mir zum Verständnis der Lage nicht wichtig erschien, wobei ich mit einem Ohr auf Annes Rückkehr lauschte. Glenn schaute mich nicht an, hörte aber nüchtern und nachdenklich zu; gelegentlich fächerte er die Glut der Holzkohle an.
    Als ich von Wilbys Geldforderung am Montagmorgen berichtete, drehte er sich doch zu mir um. »Aber sobald klar war, daß sie dich erpreßten, hättest du doch zur Polizei gehen können?«
    »Vielleicht war ich feige«, antwortete ich. »Ich dachte damals – nein, verdammt, ich glaube heute noch, daß es mir in erster Linie darum ging, Lydia und Anne davor zu bewahren.«
    »Obgleich du unschuldig warst?«
    »Ich sage doch: So unschuldig war ich nicht.«
    »Weil du mit ihr geschlafen hast? Das hätte doch jeder verstanden.«
    »Nicht Lydia. Und Anne ebensowenig.« Es war eine Warnung, ein väterlicher Rat der erste, den ich ihm gab. »Und der Skandal? Hätte er nicht auch Anne und dich betroffen? Und dein Geschäft?«
    »Sprich weiter.«
    »In gewisser Weise ging ich zur Polizei.« Und nun erzählte ich von meinem Besuch bei Stanley Ephron und meinem anschließenden Mittagessen mit Anne.
    »Sie kam etwas angeheitert nach Hause«, sagte Glenn. »Ich machte ihr einen Krach, weil sie in diesem Zustand gefahren war.«
    Gefahren. Wo steckte sie jetzt? Wie kam sie jetzt mit dem Wagen zurecht? Ihr Zustand war schlimmer als ein Schwips.
    Dann ging ich zum Dienstagmorgen über. Bei uns nennt man das Notzucht an Minderjährigen, kapito, du Paragraphenreiter. Und erklärte, wie ich in der Zwischenzeit erfahren hatte, daß Jenny dreiundzwanzig war. Schnell umriß ich die vergangene Nacht: 'die Party, Wilbys zunehmende Wildheit, meine eigene Skrupellosigkeit und Gewalttätigkeit.
    »Wie die Dinge stehen, hätte ich besser daran getan, damals Schluß zu machen als jetzt.«
    Er formte die Fleischklöße und legte sie auf ein Stück Wachspapier. »Wenn keine Abtreibung stattfand und du das wußtest, warum hast du dich dann nicht zu diesem Zeitpunkt an die Polizei gewendet?« Dieser junge, begriffsstutzige, logische Mann! Ich zögerte mit der Antwort, aber er mußte es einsehen lernen. Eventuell blieb es ihm später überlassen, Anne zu beschützen. »Er sagte, er würde warten, wenn sie ihn verhafteten und irgendwohin steckten, es wäre ihm gleich, wie lange –« Wir schauten einander in die Augen, über die glimmenden Kohlen und durch die flimmernde Luft hinweg. »Er drohte, Lydia umzubringen, oder Anne, oder beide. Und wenn du ihn kennen würdest, dann würdest du ihm glauben, wie ich es tat und noch tue.« Ich unterschlug 's gibt Schlimmeres als sterben, Mann. Mir is gleich, wo ich meinen Nervenkitzel herkriege. Aber ich fuhr fort: »Er stieß auch Drohungen gegen Annes Kind aus, falls und sobald sie eines hat.«
    Ich sah, wie Glenns Züge hart wurden, seine Augen schmal und seine Haltung steif. Nach einer Pause sagte er: »Du hast recht gehabt. Es wäre besser gewesen, ihn abzuknallen, als du die Gelegenheit hattest.« Da schoß mir ein anderer Gedanke durch den Kopf: Wie, wenn Anne in der Stadt geblieben und in die Wohnung zurückgegangen war, um die Sache mit mir zu bereinigen?
    »Ich muß es

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