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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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zehn. Wortlos ging ich an ihm vorbei ins Vorzimmer.
    »Phoebe«, sagte ich, »finden Sie es hier nicht auch heiß?«
    »Nein«, erwiderte sie, »aber ich habe nicht so viel an wie ein Mann.« Du weißt doch, daß ich nichts darunter anhabe. Du gemeines Mistvieh. »Mein Büro ist wie ein Backofen«, sagte ich und ging auf den Flur hinaus. »Lassen Sie die Klimaanlage in Ordnung bringen, ehe ich zurückkomme.«
    Im überfüllten Aufzug blickte ich stur geradeaus. Sollen sie doch über mich reden, Phoebe und Henry. Kater? Was sonst? Henry würde natürlich mutmaßen, daß eine andere Frau dahintersteckte – typisch für ihn; Charlene hatte sich von ihm scheiden lassen, weil sie seine Seitensprünge satt hatte. Aber stimmte seine Vermutung etwa nicht? Nicht ganz.
    Diesmal marschierte ich nicht am Zeitungsstand vorüber, ohne Zigaretten zu kaufen. Als ich mir an der Tür, zwischen der kühlen Halle und der brütenden Hitze draußen, eine ansteckte, kam ich mir wie ein Verbrecher vor. Lydia würde enttäuscht sein. Was für ein Witz! Lydia. Ich trat in die sengende Glut hinaus. Lydia würde enttäuscht sein, weil ich wieder rauchte. Das war wirklich zum Schießen.
    Ach, Henry, hatte Lydia einmal gesagt – wann? wo? –, Henry gehört zu den Männern, die immer wollen, was sie nicht haben, und die mit dem, was sie haben, nie zufrieden sind. Ich finde, daß Charlene völlig recht hat, obwohl ich sie nie besonders leiden konnte. Aber vielleicht spricht auch die typische Ehefrau aus mir.
    Mir schwankten die Knie, und mein Blut stockte in den Adern. Einen Moment lang fürchtete ich zu fallen.
    Aber tat ich denn nicht dies alles für sie? Für sie und für Anne? Nein. Warum sonst? Wegen letzter Nacht. Wegen dieses Flittchens und meiner archaischen Lüsternheit, meiner atavistischen sexuellen Begierde, die ich in Wut und Aggression ausgetobt hatte. Nicht in Liebe, Lydia. Bitte, glaub mir das, bitte. Ich will mich genau an die Wahrheit halten. Nur, manchmal ist das nicht ganz einfach.
    Die Bank war wie eine dröhnende Gruft – und nur wenig kühler als die Straße. Erst, als ich ihn ausfüllte, kam mir der Gedanke, daß es ungewöhnlich sein könnte, einen Scheck über dreitausend Dollar einzulösen. Aber schließlich war es mein Geld. Als dann der Kassierer am Schalter höflich zu mir aufblickte, wünschte ich allerdings, ich hätte das Geld von meinem Sparkonto abgehoben.
    »Wie möchten Sie es haben, Mr. Wyatt?«
    Bar. Nichts Größeres als Fünfzigdollarnoten.
    »In Fünfzigern«, sagte ich und hätte mir gern den Schweiß von der Stirn gewischt. Ich spürte den Blick des uniformierten Wächters in meinem Rücken. Würde die Transaktion nach meinem Weggang einem emsigen Prokuristen gemeldet werden? Vielleicht sogar dem Finanzamt? Bargeld konnte in dieser Welt der Banküberweisungen und der geprüften Belege Verdacht erregen.
    »Bitte sehr, mein Herr. Geben Sie nicht alles auf einmal aus.«
    Ich stopfte das Banknotenbündel in meine Brusttasche und wandte mich unsicher lächelnd ab. Alles auf einmal – in einer Nacht. Eine teure Hure! Ich stand bereits wieder auf der Straße, als mir einfiel, daß ich nicht einmal nachgezählt, wahrscheinlich die heiligste Regel des Bankgewerbes verletzt und damit bestimmt Mißtrauen erweckt hatte. Es war vierzehn Minuten vor elf Uhr, als das Taxi vor dem Haus hielt. Ich hatte mir unterwegs eine detaillierte Aufzählung der Gründe anhören müssen, warum die Yankees in dieser Saison nicht gewonnen hatten.
    Ist die Wirklichkeit wirklich? Oder bilden wir sie uns ein, und existiert sie nur deshalb?
    Geoffrey hielt mir die Tür auf, mit großer Geste, wie üblich. Servil und herablassend zugleich. Er war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, falls er über meine Rückkehr zu dieser Stunde erstaunt war. »Schwül, nicht wahr?« fragte Geoffrey mit seinem pointierten englischen Akzent. Mit dem Wetter kannte er sich aus. »Und es soll noch schlimmer werden –«
    Ich spürte, wie er mir nachstarrte, als ich den Aufzug betrat, auf den Knopf für den sechsten Stock drückte und wartete, bis sich die Tür schloß, ehe ich mich umdrehte. Sollte er sich ruhig Gedanken machen. Bald war alles vorüber.
    Soweit ich wußte, war Geoffrey eingeweiht. Woher hatte Wilby sonst den Wohnungsschlüssel? Wahrscheinlich war es üblich, den Portier als Gegenleistung an der Beute zu beteiligen. Muß den Charlie finden, Paps. Ich hatte irgendwo gelesen, daß sich Süchtige skrupellos das für die Drogen

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