Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
Vom Netzwerk:
will kein Geld, wenn ich nichts tu'. Danke, trotzdem. Wiederseh'n.« Klicken. Ein Summen in der Leitung. Es war vorüber. Wieder ein Leck zugestopft, eine Tür zugeschlagen. Aber ich war erledigt. Und eben noch hatte ich mich als Herr der Lage gefühlt!
    Ich sprang auf. Hatte Phoebe mitgehört?
    Ich riß die Tür auf. Sie saß neben ihrem Schreibtisch, nippte an einem Pappbecher. Verblüfft starrte sie mich an. Sie hatte ihre Beine übergeschlagen, und der Rock war hochgerutscht. Ihre Bluse war am Hals aufgeknöpft. Wortlos schloß ich die Tür wieder – sollte sie denken, was sie wollte! – und lehnte mich dagegen. So saß man doch nicht im Büro herum. Übrigens, wie geht es Phoebe? Ich meine, bist du mit ihrer Arbeit zufrieden? Die Bemerkung war mir lächerlich vorgekommen. Was war eigentlich mit mir los? Ich hatte noch nie auf Phoebe geachtet, nicht als Frau. Früher hätte sie jeden Tag nackt ins Büro kommen können, und ich hätte es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt.
    Ich ging zum Thermostat an der Wand. Zwanzig Grad. Unmöglich.
    Das Ding war kaputt, gleichgültig, was so ein hergelaufener Mechaniker behauptete. Steifbeinig setzte ich mich wieder hin. Viermal in einer Nacht. Ein Alptraum.
    Ist sie gut im Bett?
    Lydia?
    Um die Wahrheit zu sagen, dieser Gedanke war mir bei Lydia nie gekommen. Was sie und mich verband, war eine Einheit – eine in jeder Beziehung beglückende und befriedigende Gemeinsamkeit.
    Was für ein unangemessener Zeitpunkt für solche Betrachtungen!
    Und auf der anderen Seite, was für ein unangemessener Zeitpunkt für Lydias Abwesenheit! Nicht, daß sie aus freien Stücken –
    Du kennst doch Mutter, Liebling. Es fragt sich wieder einmal, ob sie wirklich krank ist oder nur um jeden Preis ihren Kopf durchsetzen will. Ich schritt auf und ab. Und rauchte.
    Glenn meint, wenn sich ein Ehepaar länger als unbedingt notwendig voneinander trennt, dann bedeutet das … meistens, daß irgend etwas nicht mehr stimmt.
    Unsinn. Unrealistische, idealistische Jugend! Ihre Mutter hatte innerhalb eines Jahres schon zum zweitenmal eine Lungenentzündung, und die Frau ist über Achtzig.
    Und wenn dies nicht der Grund wäre, sondern ein Vorwand?
    Ein Vorwand wofür? Um von mir fortzukommen?
    Im letzten Jahr war Lydia immer ruheloser geworden. Scharfzüngig, launisch, sogar verbittert.
    Und zwar seit Annes Hochzeit.
    Schön. Aber nur, weil sie spürte, daß ich einsam war, daß mir Anne fehlte. Lag darin nicht aber doch eine Spur von Eifersucht? Als wäre Anne nicht meine Tochter, sondern eine fremde Frau?
    So konnte es einfach nicht weitergehen. Der Teufel hole diese verdammten Erkenntnisse oder Vermutungen oder was es sonst sein mochte, Verzerrungen der Wahrheit wahrscheinlich. Ein Verteidigungsmechanismus, um die Schuld von mir abzuwälzen und sie Lydia in die Schuhe zu schieben. Niederträchtig. Ich schlüpfte in das Jackett; federleicht in der Hand, drückte es wie Blei auf meinen Schultern.
    Noch zu früh zum Weggehen. Keine Veranlassung zu Spekulationen und Geschwätz geben. Mr. Wyatt geht nie vor fünf weg, meistens erst um halb sechs, aber seine Frau ist schon einen Monat fort, wissen Sie –
    War es dennoch möglich, daß Anne und ich einander so nahe standen, daß wir noch immer so eng verbunden waren? Daß Lydia sich ausgeschlossen fühlte?
    Ödipus, Paps, kapito?
    Nein, verdammt noch mal. Dieser Lump muß alles besudeln, was ihm vor die Augen kommt. Es verspotten, in den Dreck zerren, zerstören – Ich öffnete die Tür und ging hinaus. Mochten sie denken, was sie wollten! Ist doch wirklich übel, daß die Leute immer das Schlimmste glauben. Von anderen Leuten.
    »Wiedersehen, Phoebe«, sagte ich und sah bewußt über die entblößten Knie und die aufgeknöpfte Bluse hinweg.
    »Hoffentlich gewinnen Sie«, erwiderte sie.
    Ich blieb wie angenagelt im Türrahmen stehen. »Gewinnen?« wiederholte ich verständnislos.
    »Beim Squash«, erklärte Phoebe mit einem geduldigen Unterton – den ich mir vielleicht nur einbildete. »Die Zeit reicht gerade noch.«
    »Natürlich. Deshalb beeile ich mich ja.«
    Wie flüssig ich bereits log. Wie ein Fachmann. Donald Abbot. Squash. Im Klub, jeden Montagnachmittag um vier. Deshalb verließ ich also das Büro? Ein erbärmlicher, kleiner Triumph.
    Ich bestieg den Aufzug –
    »Langsam!«
    Henry stand schon in voller Lebensgröße neben mir und grinste, als er sein Jackett anzog. »Verdrücke mich auch vorzeitig. Du wirst mich doch nicht bei meinem

Weitere Kostenlose Bücher